Eine Serie von Kupferdiebstählen beschäftigt derzeit die Polizei Nördlingen. Besonders bitter: Die Täter haben sich mehrfach an Leichenhallen und an Kirchen zu schaffen gemacht. Das bestätigt Polizeichef Andreas Schröter jetzt auf Anfrage unserer Redaktion. Insgesamt schlugen die Diebe bereits sieben Mal zu. Zuletzt stahlen sie ein Fallrohr, das außen an der Leichenhalle in Herkheim befestigt war. Dass die Polizei in den Fällen bei den Ermittlungen zudem eingeschränkt wird, stellt ein zusätzliches Hindernis dar.
Am Sonntagnachmittag ist es ruhig um die katholische Kirche Sankt Anna in Herkheim. Zahlreiche Gräber finden sich in ihrem Umfeld, liebevoll bepflanzt von den Angehörigen. Hinter der kleinen Kirche wiederum ist die Aussegnungshalle. Und gleich ist erkennbar, wo die Diebe zwischen dem vergangenen Donnerstag und Freitag zugeschlagen haben: Nur noch die Halterungen des Fallrohres sind da, das Rohr selbst haben die Täter mitgenommen. Herkheims Ortssprecher Michael Stiller hat sich am Sonntag ein Bild vor Ort gemacht und ist am Telefon sichtlich verärgert: „Das ist schon seltsam und dreist, in einen Friedhof einzudringen und so etwas so stehlen. Was sind das nur für Leute?“ Der Diebstahl an der Leichenhalle habe im Nördlinger Stadtteil für Gesprächsstoff gesorgt. Derzeit schließe man die Tore nicht ab, die auf das Gelände von Kirche, Friedhof und Aussegnungshalle führen. Doch jetzt überlege man, zumindest in das hintere Tor einen Schließzylinder einzubauen.
Kupferdiebe schlagen im Landkreis Donau-Ries siebenmal zu
Die Herkheimer sind mit ihrem Ärger vermutlich nicht alleine, denn bereits sieben Mal haben Kupferdiebe in den vergangenen Wochen im Ries zugeschlagen. Schon einmal war eine Leichenhalle ihr Ziel, informiert Polizeichef Schröter, und zwar in Lierheim. Weitere Tatorte waren die Kirchen in Herkheim, Alerheim und Löpsingen, eine Kapelle in Amerdingen und das Tennisheim in Appetshofen. Zudem wurden in Reimlingen und Auhausen Kupferkabel gestohlen. Schröter spricht von einer Diebstahlserie, die Polizeiinspektion Nördlingen ermittle. Da die Taten als einfacher Diebstahl gelten, stehen die Beamten vor einem Hindernis: Sie dürfen laut Schröter keine Funkverbindungen überprüfen. Würde man also beispielsweise einem Täter einen Diebstahl nachweisen, dürfe man nicht überprüfen, ob sein Handy zur Zeit eines anderen Diebstahls am zweiten Ort in einer Funkzelle in der Nähe eingeloggt war.
Schröter geht davon aus, dass die Diebe das Kupfer wohl außerhalb des Landkreises Donau-Ries verkaufen. Die Preise für Kupfer seien derart gestiegen, dass das ein lukratives Geschäft sei. Das berichtet auch Spenglermeister und Seniorchef Heinrich Meyer aus Löpsingen vom Betrieb Bernd Meyer: Zu seiner Zeit habe man Kupfer neu noch für fünf Euro das Kilo eingekauft. Zuletzt habe er beim Altmetallhändler nur für Abschnitte, die im Betrieb anfielen, sieben Euro pro Kilo bekommen. Auch in Löpsingen hatten die Täter an der Kirche zugeschlagen. Doch die Verkleidung an den runden, konisch zulaufenden Fenstern habe zum Großteil aus günstigem Walzblei bestanden, sagt Meyer, nur ein Streifen sei aus Kupfer gewesen. Er muss es wissen, denn er hat die Spenglerarbeiten seinerzeit gemacht. Die Diebe hätten das Fensterblech „mit purer Gewalt“ heruntergerissen und dabei den Putz und die Fenster beschädigt, berichtet Meyer.
Kirchen und Aussegnungshallen im Ries Ziele der Täter
Polizeichef Schröter hat mittlerweile auch das Bistum Augsburg über die Diebstahlserie informiert. Ein Sprecher des Bistums teilt mit, man habe umgehend sämtliche Pfarreiengemeinschaften der Dekanate Nördlingen und Donauwörth gebeten, die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter davon in Kenntnis zu setzen und mögliche Stellen im Auge zu behalten. „Entsprechende Vorkehrungen zu treffen fällt in die Zuständigkeit der einzelnen Pfarreien.“ Nur so viel teilt der Sprecher noch mit: „Vom 7. Gebot „Du sollst nicht stehlen“ und vom 10. Gebot „Du sollst nicht begehren Deines Nächsten Gut“ scheinen die Diebe nicht viel zu halten.“
Bislang gab es noch keine Hinweise aus der Bevölkerung zu möglichen Tätern. Doch Schröter hofft darauf, dass der eine oder die andere doch noch etwas beobachtet hat. Schließlich brauche man schon ein größeres Auto, um beispielsweise ein 1,80 Meter langes Fallrohr, wie es in Herkheim gestohlen wurde, abzutransportieren. Zeugen werden gebeten, sich unter Telefon 09081/29560 bei der Polizeiinspektion Nördlingen zu melden.
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