Nächste Woche geht es los: Dann startet der Abriss des Pfarrheims an der Kerschensteiner Straße und die Arbeiten für das Forum St. Josef beginnen, verrät Architektin Susanne Moser-Knoll. Das Projekt, das bislang meist als Quartierszentrum bezeichnet wurde, kann dann endlich starten. Denn ein Thema ist es schon lange, mindestens schon unter dem früheren Oberbürgermeister Hermann Faul sei das Ganze aufgekommen, so OB David Wittner.
Stadtpfarrer Benjamin Beck freut sich beim Spatenstich, dass die Planung nun abgeschlossen sei. Schließlich sei man „eigentlich schon immer“ unzufrieden mit dem alten Pfarrheim gewesen – Stufen am Eingang, kein Aufzug in den ersten Stock: „Für Menschen mit körperlichen Einschränkungen eine traurige Barriere der Ausgrenzung.“ Dazu Wasser im Keller, Schimmel, es habe viele Hürden zu überwinden gegeben, sagt Beck, nicht zuletzt als auf einmal aufgekommen sei, dass das Pfarrheim unter Denkmalschutz stehe. Glücklicherweise habe das geklärt werden können und das öffentliche Interesse sei größer als der denkmalpflegerische Aspekt gewesen.

Forum im Wemdinger Viertel in Nördlingen soll ein Ort für Austausch werden, so Beck
Eine weitere Schwierigkeit: Das Bistum verkaufe seine Gebäude eher, als etwas Neues zu bauen, für die Kirche allein wäre das neue Pfarrheim nicht umsetzbar gewesen. Daher strebe man Kooperationen an – bei diesem Projekt ist die Stadt Nördlingen der Partner, der sich an den Kosten beteiligt.
Als Pfarrer äußere er sich bewusst nur zurückhaltend zu kontroversen politischen Fragen wie etwa der Migration, sagt Beck. „Aber mir ist wichtig, dass miteinander gesprochen, dass diskutiert wird, dass es Räume gibt, wo unterschiedliche Überzeugungen zu Wort kommen können. Deshalb der Name Forum.“ Anfangs sei oft von einem Quartierszentrum die Rede gewesen, doch die Definition eines Forums sei ein Raum, in dem Ideen und Meinungen ausgetauscht werden könnten. Die Fragen rund um Migration seien im Wemdinger Viertel „virulent“. In die Grundschule nebenan gingen Kinder aus mehr als 30 verschiedenen Nationen. „Wir haben uns hier als Kirche schon im alten Pfarrheim bemüht, Menschen aus verschiedenen Nationen zu beherbergen. Das neue Forum, ein Raum von Stadt und Kirche, soll das fortführen. Räume, wo sich die Menschen aus dem Wemdinger Viertel begegnen können.“ Sein Wunsch sei, dass Austausch und Weltoffenheit das neue Gebäude prägen.
Forum Sankt Josef in Nördlingen wird mit einer Millionen Euro gefördert
OB David Wittner betont ebenfalls, dass es ein besonderer Tag sei: Das Forum soll die Menschen verbinden, unabhängig von Alter und Herkunft. Das Projekt sei durchdacht, daher sei man gut gerüstet, „um dieses wichtige Projekt für unser größtes Stadtquartier umzusetzen und damit ein weiteres wichtiges Puzzleteil der neuen Infrastruktur, die rund um St. Josef entstehen wird, setzen zu können.“
Bereits im November fand der Spatenstich für die Kita statt. So bringt Wittner selbst die Frage auf: Noch ein Spatenstich, braucht es das? „Ich finde, ja, das braucht es auf jeden Fall. Symbolisch werden wir heute diese Bauarbeiten starten.“ Doch der Bau sei nur der erste Schritt, es liege „an uns allen, das Forum mit Leben zu füllen“. Das Forum soll Raum für Begegnungen, für Aktivitäten bieten.
1,3 Millionen bringe die Stadt zusätzlich zur Bundesförderung ein. Die beträgt eine Million Euro und wurde vom CSU-Bundestagsabgeordneten Ulrich Lange eingefädelt, wie Wittner und Beck schilderten. Lange sagt, dass dieses Geld „doch eine gewisse Initialzündung“ gewesen sei. Viele Jahre habe man geredet, wusste, es sollte etwas passieren: „Aber manchmal braucht es dieses Momentum.“ Da das Projekt dann in einer gewissen Zeit umgesetzt werden müsse, entstehe so Handlungsdruck. Die Stadt Nördlingen sei übrigens wohl die einzige Stadt in Schwaben, die zwei Mal eine Förderung aus diesem Topf bekommen habe: für das Forum und das neue Nördlinger Hallenbad.
Es ist geplant, das Projekt bis Sommer 2026 fertigzustellen, so Architektin Moser-Knoll
Lange betonte, das Forum sei für ihn ein Herzensprojekt, schließlich sei er in den Räumen des Pfarrheims groß geworden, habe seine Ministrantenstunden in St. Josef verbracht, habe als Kind und Jugendlicher dort „Gemeinschaft gelernt“. Dieser Ort sei ein Forum, aber auch für ihn immer „ein geistiges Zentrum“ gewesen. Dieses Viertel sei sein Zuhause. Er wünsche dem Forum, dass es Impulsgeber, Identifikationsort und Anziehungspunkt für dieses wichtige Viertel werde.
Architektin Susanne Moser-Knoll vom Architekturbüro „Moser + Guckert“ schildert im Gespräch mit unserer Redaktion, was das Forum ausmachen und für die Bürgerinnen und Bürger bedeuten soll: Es werde barrierefrei sein, das sei ein großer Unterschied zum bisherigen Gebäude. Zur Straße hin soll es offen sein, eben ein Forum, und nicht hinter Mauern verschwinden. Ein großer Saal ist geplant, im Obergeschoss gebe es drei Gruppenräume und ein Büro, alle Räume seien multifunktional nutzbar. Die Gesamtkosten liegen bei 3,6 Millionen Euro, bis Sommer 2026 soll es fertig sein.
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