David gegen Goliath – dieser Vergleich wird oft herangezogen, wenn ein offensichtlich übermächtiger Gegner auf ein deutlich schwächeres Gegenüber trifft. Doch im Gegensatz zu den biblischen Vorbildern reisen die Eigner Angels aus Nördlingen zum Playoff-Auftakt nicht nach Aseka, westlich von Jerusalem, dem angeblichen Schauplatz des ungleichen Duells, sondern lediglich nach Keltern, knapp zehn Kilometer westlich von Pforzheim.
Was die geografische Größe angeht, besucht der Goliath aus Nördlingen mit rund 21.000 Einwohnern den David in Keltern mit knapp 9.000 Eingeborenen. Basketballerisch gesehen sind die Welten komplett umgedreht. Die Krater-Basketballerinnen spielen seit 17 Jahren um eine mehr oder weniger gute Platzierung, stehen dieses Jahr zum dritten Mal in Folge in den Playoffs. Allein das ist schon ein Erfolg für den Zwerg in der Liga. Anfangs der Saison wurden zwei Ziele ausgegeben: das Erreichen des Top 4 im Pokal und den Einzug in die Playoffs, die Meisterschaftsrunde der besten acht deutschen Mannschaften. Beide Ziele schaffte man zu 100 Prozent. In Berlin, beim Pokalwochenende, wurde man mit durchwachsener Leistung Vierter, hatte mit Keltern im Halbfinale und dem deutschen Meister Berlin im kleinen Finale aber zwei dicke Brocken vor der Brust.
Nördlinger Angels spielen in der Playoff-Runde
Letzten Samstag zog man souverän in die Playoff-Runde, die in einer „best of five“ Serie ausgespielt wird. Achter Platz – das reichte für Ziel Nummer zwei. Hier, in der ersten Runde, trifft man nun auf einen basketballerischen Riesen, eine Großmacht, was das Spiel mit der rot-weißen, über 500 Gramm schweren Lederkugel angeht. Die Rutronik Stars aus Keltern spielen seit 2016 in der Belle Etage des deutschen Frauenbasketballs, hauptsächlich gefördert von einem Großhändler für Halbleiter mit knapp 2000 Mitarbeitern. 2018, 2021 und 2023 wurde das Team um den sportlichen Leiter Dirk Steidl deutscher Meister, 2020 und 2021 Pokalsieger. Dazwischen erreichte man immer entweder die Vizemeisterschaft oder das Pokalfinale.
Die Ansätze beider Teams sind unterschiedlich und diskutabel: Aufseiten der Rutroniks zielt man auf nationale und internationale Erfolge, der Anteil deutscher Spielerinnen ist überschaubar und trägt vor allem einen Namen: Alexandra Wilke, 28 Jahre, Nationalspielerin und erfolgreiche Olympionikin in Paris, wo man nach einem tollen Turnier Siebter wurde. 16 Punkte schenkt sie im Schnitt ihren Gegnerinnen ein. Hinzu kommt noch die 30-jährige Deutsch-Amerikanerin Rachel Mamie Arthur, die bereits 2023 mit Keltern deutsche Meisterin wurde.
Bundesliga-Basketballerinnen arbeiten mit jungen Talenten
Ganz anders die Philosophie der Nördlinger Angels: Dort werden Saison für Saison neben gestandenen deutschen Profis junge Talente aus Deutschland herangezogen und oftmals leider auch wieder an andere Vereine abgegeben. Zuletzt musste man das bei Nicole Brochlitz erleben, die in Nördlingen Zeit und Muße fand, sich zu entwickeln, nach nur einem Jahr aber nach Halle wechselte und als Tabellensiebte ebenfalls in den Playoffs steht. Jana Koch, Chanel Ndi und die verletzte Annal Löffler nehmen diese Spielzeit die Ausbildungsplätze bei den Eigner Angels wahr und sollen, wenn es nach den Willen der Verantwortlichen geht, auch nächste Saison im Ries spielen.
Die Termine für die Erstrundenspiele sind am 19. März, um 18.30 Uhr, und am 23. März um 16 Uhr in Keltern, am 28. kommt der Playofftroß dann erstmals in die Hermann-Keßler-Halle (19 Uhr). Der Vorverkauf läuft bereits auf Hochtouren, Dauerkarten haben keine Gültigkeit. Und da sich bekanntlich die Geschichte immer wiederholt, kann es am 30. März um 16 Uhr ein weiteres Spiel in Nördlingen geben. Die Chancen dafür sind zwar gering, aber das wusste David damals auch, als er gegen Goliath antrat und eine Legende schuf.
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