Weltmusikalische Frischluft nennt das Musiker-Duo Marie-Josefin Melchior (Geige, E-Geige, Gitarre, Gesang) und Johann Zeller (Akkordeon, Flügelhorn, Gesang), kurz: Klangzeit, sein Programm, das es im proppenvollen Reimlinger Konzertstadl zu Gehör brachte. Die beiden sind fabelhafte Geschichtenerzähler, die sich durch unglaublich virtuose, aber auch genauso harmonische Klangwelten auszeichnen. „Ich liebe sie einfach“, sagte Johann Zeller in der Konzertpause über seine kongeniale Partnerin.
Das spürt man und hört man auch in jeder Phase des Konzertes. Vom Lied über einen Buntspecht, arbeiten sie sich über einen „typisch ällgäuer“ Valse Musette und den überaus ausdrucksvoll geschilderten „Sonnenaufgang“ nach Irland, wo sie eine „Dazed Maggie“ zum Pilzsuchen begleiten. Mühe- und übergangslos wechseln sie zwischen Tango, Swing, Valse, Czardas oder Klezmer und bezaubern jedes Mal ihr Publikum, das fasziniert an ihren Saiten beziehungsweise Lippen hängt.
Duo Klangzeit: Von „Therese die Friseuse“ zum „Libertango“
Noch singt Marie-Josefin Melchior sehnsuchtsvoll von überbordenden Liebesgefühlen in der Oper, um in einem nächsten Couplet „Therese, die Friseuse“ salonfähig zu machen. Aus Brahms’ Ungarischem Tanz Nr. 5 machen sie ein Preisrätsel, dessen Gewinn, eine CD, natürlich sofort ins fachkundige Publikum geht. Astor Piazzollas „Libertango“ ist ein weiterer Höhepunkt, bevor Fini Melchior genauso herzzerreißend wie das Original Edith Piafs „L’Accoréoniste“ („La fille de joie est triste“) interpretiert. Noch vor der Pause stellt sie ihre E-Geige vor, die sie „Bracello“ nennt, weil bei ihr die vier Saiten der Bratsche mit einer Bass-Saite ergänzt sind.
Nach der Pause gab es einen Sprachkurs in Wienerisch „Wann der Herrgott ned wui“ und einen Bayerischen Tanz, den man mit dem Publikum im Sitzen vollführte. Bei „Alois“, einem bayerischen Tango, klingt die Sängerin wie ein liebestoller Teenie, der die Männer im Publikum reihenweise betört. Dabei ist Marie-Josefin hauptberuflich als Tonmeisterin beim Rundfunk tätig. Sie leitet Musikproduktionen mit Künstlern wie Anne-Sophie Mutter, dem Münchner Rundfunk- und Kammerorchester oder den Berliner Philharmonikern.
Johann Zeller ist Vollblutmusiker, Akkordeonlehrer und Dozent
Johann Zeller ist natürlich ebenfalls Vollblutmusiker in diversen Formationen, arbeitet auch als Akkordeonlehrer an der städtischen Musikschule in Weilheim, sowie als Dozent in diversen Workshops und Seminaren. Seine Eigenkompositionen gibt es auch als Akkordeonschule. Über die Filmmusik zu „Il Postino“ ging es mit betreutem Pfeifen und Schnipsen des Publikums in die Zugaben über: „S’kenn minder sei“, eine Adaption eines Sinatra-Hits und dann die Mamuschka-Polka, in der das begeisterte Publikum noch einmal textlich stark gefordert war („Hey!“). Dann war endgültig Schluss mit einem goovig-fetzig-frechen Abend, in den die beiden Künstler die Zuhörer mit dem stimmungsvollen aramäischen „Shalama Bayta“ (Friede sei diesem Haus) gesanglich begleiteten.
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