Es gibt sie, diese Konzerte, wo einfach alles zusammenkommt. Vor allem im Jazz, wenn absolute Könner auf ihren Instrumenten zusammentreffen und man den Abend gemeinsam musikalisch eskalieren lässt. So geschehen im dieses Mal nicht restlos ausverkaufen Konzertsaal des Nördlinger Kulturforums in Reimlingen. Der Augsburger Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid bat zum Tanz um sein legendäres Instrument. Seine musikalischen Freunde - Myslaure Augustin am Piano aus Frankreich sowie Bänz Oester am Bass und Samuel Dühsler an den Drums, beide aus der Schweiz, - kamen.
Als „kurzweilige Jazzmusik mit warmen Klängen, rhythmisch, facettenreich, die Geschichte um Geschichte und immer wieder das Lied von der Liebe zur Musik erzählt“ angekündigt, entwickelte sich der Abend zu einem begeisternden Konzert der Superlative, wie man es im an Höhepunkten nicht armen Konzertreigen des Kulturforums noch nicht erlebt hatte. Die Musiker steigerten sich in eine solche Spielfreude hinein, dass die Zuhörer aus dem Hören und Staunen nicht herauskamen.
Vibraphonist Wolfgang Lackerschmid begeistert in Reimlingen
Bei einer spontanen Session im März 2022 hatten sich die Vier in Wolfgang Lackerschmids Tonstudio kennengelernt und, so der Bandleader, Komponist und Arrangeur, „erfüllt von einem unerschöpflichen Potenzial an gegenseitiger Inspiration“ sofort eine CD eingespielt. „Never Stop Playing“ heißt das Titelstück der Aufnahme, das auch im Konzertstadl erklang. Doch das Quartett begann mit einem „uralten Opener“, so Lackerschmid, schlicht „Einstieg“ genannt. Es folgte das Mitte der 70er Jahre erschienene „100 Luftballons“.
Besonders Myslaure Augustin riss mit ihren Improvisationen die Besucher immer wieder zu Beifallsstürmen hin. Ihr Spiel, ihr Anschlag und sogar ihre Bewegungen erinnerten an die besten Zeiten eines Keith Jarrett. Doch auch die anderen Solisten, denen Lackerschmid viel Raum gab, standen ihr und dem Bandleader in keiner Weise nach. Spektakuläre Sequenzen, mitreißende Läufe, unwiderstehliche Klangbilder zeugten von der absolut gleichen Wellenlänge, auf der sich die Musiker bewegten. „Toyful, Toyful“, eine Free-Jazz-Nummer, erschloss den Zuhörern im wahrsten Wortsinn ein klangliches Spielzeugreich. Was bei einem Spaziergang „At the Park“ passiert, wird erzählt, ein Lackerschmid-Chorwerk (Laudate) jazzig-bluesig adaptiert, „Impressionen“ aus dem Tel Aviver Ilana-Goor-Musum kommen zu Gehör und in „Story Circle“ darf jeder der Musiker noch einmal umfassend auf die jeweils gleiche Melodie improvisieren.
Das restlos begeisterte Publikum bekam dann noch Wolfgang Lackerschmids „größten Hit“ zu hören. Einen Song, den er 1990 nach einem Autounfall geschrieben hatte: „One More Life“. Mit einer Zugabe und dem Wunsch bestimmt einiger Zuhörer „Never Stop Playing“ endete ein denkwürdiger Konzertabend. (AZ)
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