Wissenschaftlern zufolge wird die Erde immer wärmer. Wie passt das mit eisigen Kaltfronten zusammen, wie wir sie in Schwaben aktuell erleben?
Es war eine alarmierende Bilanz, die die Meteorologen vom Europäischen Zentrum für mittelfristige Wettervorhersage (ECMWF) zum Ende des vergangenen Jahres zogen: Es sei eines der wärmsten Jahre seit mehreren Jahrhunderten gewesen, und zwar ohne das Wetterphänomen El-Niño - in unregelmäßigen Abständen sorgt es für Klimaschwankungen an der südamerikanischen Westküste, die sich in der globalen Jahresbilanz niederschlagen. Insgesamt, so berichtet das ECMWF weiter, sei der globale Durchschnitt im Jahr 2017 um rund 0,1 Grad Celsius höher gewesen als im Vorjahr. Was für Laienohren schwindend gering klingt, wird von den Experten als dramatische Entwicklung eingestuft. "17 der 18 wärmsten Jahre gab es seit der Jahrtausendwende, und der Grad der Erwärmung in den vergangenen drei Jahren war außerordentlich", sagte auch Petteri Taalas, Generalsekretär der Weltwetterorganisation WMO. Doch wenn die Welt angeblich immer wärmer wird, warum zittert ganz Mitteleuropa dann seit Tagen unter einer frostigen Kältewelle?
Diese Frage wird gelegentlich von Skeptikern des Klimawandels aufgeworfen, die das hochwinterliche Wetter als schlagkräftiges Argument gegen die Erderwärmung sehen. Der prominenteste von ihnen dürfte US-Präsident Donald Trump sein, der sich kurz vor dem Jahreswechsel via Twitter zum extremen Wintereinbruch an der Ostküste der Vereinigten Staaten äußerte: Man könne zur Zeit etwas von der „guten alten Erderwärmung gebrauchen“, schrieb Trump anlässlich der klirrenden Kälte, die sogar Erfrierungsopfer forderte. Doch Trump und andere Kritiker des Klimawandels lassen dabei einen wichtigen Fakt außer Acht: Wetter und Klima sind zwei Begriffe, die sich nicht gleichsetzen lassen. Kurzzeitige Schwankungen wie die derzeitige Kaltfront über Deutschland sind für ihre Jahreszeiten durchaus normal - Rückschlüsse auf klimatische Veränderungen lassen nur längerfristige Beobachtungen der Wetterverhältnisse auf der ganzen Erde zu. In anderen Worten: Das Klima ist nicht „messbar“, sondern eine Statistik, die sich aus langfristigen Messungen der Wetterfaktoren wie Temperatur, Niederschlag und Wind zusammensetzt. Für eine zuverlässige Aussage über das Klima ist es sogar nötig, einen Zeitraum von mindestens 30 Jahren zu betrachten.
Statt die Erderwärmung zu widerlegen, könnten starke Kältewellen sogar eine direkte Konsequenz des Klimawandels sein, denn die Veränderungen des Klimas haben die Häufigkeit extremer Wintereinbrüche gesteigert. Zur Differenzierung sei gesagt, dass die aktuelle Kälte in Deutschland nicht als extremes Wetterphänomen betrachtet werden kann. Doch seit den 1990er-Jahren hat es laut den Statistiken des ECMWF deutlich kältere Winter in Teilen Europas, Nordamerikas und Asiens gegeben. „Die Erwärmung in der Arktis ist besonders ausgeprägt," sagte WMO-Generalsekretär Taalas. Diese Veränderungen würden zu langanhaltenden Folgen für das Wetter in allen Erdteilen haben. Von einer Fortsetzung dieses Trends könne man ausgehen.
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