19-Jährigen getötet und versenkt: Blutrache-Prozess startet in Ulm
Ein 46-jähriger Albaner soll in Erbach einen 19-Jährigen erschlagen haben - die Ermittler gehen von Blutrache als Motiv aus. Der Angeklagte bestreitet die Vorwürfe.
Vor dem Landgericht Ulm muss sich seit Montag ein 46 Jahre alter Albaner verantworten, der aus Blutrache einen 19-jährigen Landsmann erschlagen haben soll. Oberstaatsanwalt Christof Lehr sagte vor Gericht, der Beschuldigte habe den jungen Mann mit Hilfe eines - bislang noch flüchtigen - Mittäters im Mai 2017 "heimtückisch und aus niederen Beweggründen" getötet.
19-Jähriger erschlagen und in See versenkt - Vergeltung zwischen albanischen Familien?
Die Täter sollen ihr Opfer an einen Anglersee beim Donaustädtchen Erbach gelockt und "mit neun Schlägen mit einem Hammer auf den Kopf" getötet haben. Anschließend sei der Tote in Folie gewickelt, mit einer Betonsäule verbunden und im See versenkt worden. Die Leiche trieb dennoch nach einiger Zeit wieder an die Wasseroberfläche, wo Zeugen sie entdeckten.
Der Angeklagte, der auch die deutsche Staatsbürgerschaft hat und zuletzt in Göppingen wohnte, bestreitet die Vorwürfe. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass es sich bei dem "gemeinschaftlich verübten Mord um die Fortführung einer Blutrache" handelt. Sie soll ihren Ursprung in einem im Jahr 2000 in Albanien begangenen Mord haben, für den die betroffene Familie Vergeltung nach den Regeln des überlieferten albanischen Rechtskodex "Kanun" suchte.
Das 19-jährige Opfer, das zuletzt in Steinfurt (Nordrhein-Westfalen) wohnte, war laut Staatsanwaltschaft ein Neffe des damaligen Täters. Für den Prozess sind zunächst acht Verhandlungstage angesetzt worden. Das Gericht hat zudem 25 weitere Tage reserviert. Mit einem Urteil wäre dann erst im Januar 2019 zu rechnen. (dpa/lsw)
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