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Interview
08.07.2022

Journalist über Katar-Gastarbeiter: "Diese Menschen sind Gefangene"

Die Stadien in Katar wurden größtenteils von Gastarbeitern errichtet. Wahrscheinlich sind Tausende von ihnen während der Bauarbeiten gestorben.
Foto: Hassan Ammar, dpa

Exklusiv TV-Journalist Benjamin Best hat in Katar die Situation von Gastarbeitern untersucht. Sein Urteil über den WM-Gastgeber fällt ebenso harsch aus wie das über den FC Bayern.

Herr Best, in wenigen Monaten startet die Fußball-WM in Katar. Sie waren seit der Vergabe des Turniers fünfmal im Emirat, zuletzt im Dezember vergangenen Jahres. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf das Turnier?

Benjamin Best: Mit sehr gemischten und mit ziemlichen Bauchschmerzen. Wenn man sich das vergangene Jahrzehnt ansieht und den Vergabeprozess sowie alle Schlagzeilen rund um dieses Turnier, gibt es einiges, was hängen bleibt: Korruption, Menschenrechte, Pressefreiheit, der Umgang mit Gastarbeitern.

Viele Beobachter erwarten, dass Katar während der WM eine große PR-Show veranstaltet.

Best: Diese WM ist für Katar ein wichtiges Instrument und Teil einer langfristigen Strategie. Deren Ziel ist es, ein Image zu verkaufen und und die politische Stellung innerhalb der Region zu stärken. Schon die Gruppenauslosung hat gezeigt, was zu erwarten ist: Fifa-Präsident Gianno Infantino hat von der „besten WM, die es jemals gegeben hat“, gesprochen. Dieser Tenor wird sich durch das Turnier ziehen: Wir werden tolle Bilder von prall gefüllten Stadien sehen.

WDR-Journalist Benjamin Best setzt sich in seinen Filmen kritisch mit Katar auseinander.
Foto: Wdr

Warum macht Katar das?

Best: Aus einem Sicherheitsdenken heraus. Katar ist ein kleiner Staat, der in direkter Nachbarschaft zu großen Ländern wie Saudi-Arabien, Irak und dem Iran liegt. Seit dem Einmarsch Iraks in Kuwait 1990 (der in den Zweiten Golfkrieg mündete, Anm. d. Red.) herrscht eine Situation der permanenten Angst in Katar. Man will nicht das gleiche Schicksal erleiden wie Kuwait und hat deswegen eine Strategie entwickelt, mit Sport auf sich aufmerksam zu machen: Es gibt Sponsoring wie bei Paris St. Germain, Sender wie Bein Sports oder die Austragung von Sportereignissen wie der Handball-WM oder nun eben der Fußball-WM. In erster Linie geht es Katar darum, sich abzusichern und Verbündete zu suchen. Das Sportswashing soll aber auch von Menschenrechtsverletzungen ablenken und das Image aufpolieren.

Wie hat sich die Stimmung im Land über die Jahre verändert?

Best: Ich war Anfang 2012 das erste Mal in dem Land. Damals war es zwar so, dass die Welt noch geschockt war von der Vergabe der WM. Die Menschenrechtsverletzungen haben aber noch keine große Rolle gespielt. Zu diesem Zeitpunkt konnte man sich noch relativ frei bewegen. Bei meinem bislang letzten Besuch im Dezember war das schon ganz anders: Berichterstattung wurde versucht zu verhindern. Bei meinen Recherchen haben mich zwei Jeeps verfolgt und mir wurde signalisiert, dass ich unter Beobachtung stehe und dass ich ein hohes Risiko eingehe, wenn ich die Arbeitercamps betrete. 2019 bin ich noch verdeckt eingereist und habe damals 125 Gastarbeiter angetroffen, die teilweise acht Monate kein Gehalt bekommen hatten und denen auch die Pässe abgenommen worden sind. Diese Menschen sind Gefangene, nichts anderes.

Glauben Sie, dass die angestoßenen Reformprozesse nach der WM wieder zum Erliegen kommen?

Best: Die Beispiele Brasilien, Russland und China zeigen: Sobald der Zirkus aus der Stadt ist, ist der Blick der Öffentlichkeit nicht mehr so fokussiert. Ich bin sehr skeptisch, dass die Verbesserung der Arbeitsbedingungen den Herrschenden tatsächlich ein Anliegen sind. Ich kenne ein Dokument der Regierung, wonach Gastarbeiter das Land verlassen sollen – und zwar nur für die Dauer der WM. Das zeigt, worum es wirklich geht: Der Schein soll gewahrt werden.

Wie sehen Sie die Rolle des FC Bayern, der mit Katar Airways einen umfangreichen Sponsorendeal abgeschlossen hat?

Best: Der FC Bayern ist ein Botschafter Katars und lässt sich instrumentalisieren. Von Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß oder jetzt Oliver Kahn und Herbert Hainer habe ich dazu bislang nur leere Worthülsen gehört – etwa, dass sich die Lage in Katar durch den Fußball verbessert habe. Faktisch hat der FC Bayern jahrelang eine passive Haltung eingenommen und darüber geschwiegen, was sie in Katar tun. Erst durch den anhaltenden Druck der organisierten Fans – etwa in Form der unsäglichen Jahreshauptversammlung – musste der Verein aktiv werden und hat nun kürzlich diese Gesprächsrunde organisiert.

Amnesty International hat vor kurzem im Sportausschuss des Bundestags heftige Kritik an Katar geübt. Demnach sind die Fortschritte bei den Menschenrechten wieder rückgängig gemacht worden, weil die Regierung sie verschleppt hat. Deckt sich das mit ihren Erfahrungen?

Best: Das sind absolut die Erfahrungen, die ich gemacht habe. Ich habe mit vielen Arbeitern gesprochen, und das Fazit lautet: Die Gesetze zu ihrem Schutz gibt es zwar, aber nur auf dem Papier. Es gibt Kräfte im Land, die am Sklaven-ähnlichen Kafala-System festhalten, weil die Unternehmen davon profitieren und es Abhängigkeiten schafft. Arbeiter können wie Nummern umhergeschoben werden, haben kaum Rechte und leben zum Teil zu zwölft in kleinsten Räumen. Das sind faktisch Gefängnisse.

Wie viele Gastarbeiter beim Bau der WM-Stadien gestorben sind – diese Zahlen schwanken enorm.

Best: Niemand kann wirklich sagen, wie viele Gastarbeiter in Katar gestorben sind, weil es keine Untersuchung der Todesursache gibt. Der Guardian hat einen Artikel veröffentlicht, wonach 6500 Arbeiter seit der WM-Vergabe gestorben sind. Aus Nepal wurde mir gesagt, dass zwischen 2010 und 2020 alleine 1500 Särge zurückgekommen sind. Das katarische WM-Organisationskomitee hat eine andere Zählweise – auch deswegen, weil nur die Arbeiter in deren Statistik auftauchen, die direkt an WM-Stadien arbeiteten. Aber in Katar ist jede Baustelle ein WM-Infrastrukturprojekt, weil einfach alles auf dieses Turnier ausgerichtet ist.

Die Initiative „Boykottiert Katar“ ruft dazu auf, keine Produkte von WM-Sponsoren zu kaufen und das Land nicht zu bereisen. Ist das der richtige Weg?

Best: Für mich als Journalist ist es extrem wichtig, in dieses Land zu kommen und die Geschichten der Menschen zu erzählen. Bei den potentiellen Zuschauern sieht das sicher anders aus. Über die Hälfte der deutschen Bevölkerung lehnt diese WM ab. Die Kritik an dem Turnier ist einmalig. Ich glaube, dass Katar nicht damit gerechnet hat, wie lange sich dieser Protest hinziehen wird: Bis zum Anpfiff.

Und dann? Wenn erst mal der Ball rollt, ist vieles vergessen..

Best: Dann werden wohl tatsächlich viele Themen etwas mehr in den Hintergrund geraten. Ich bin aber gespannt, wie und in welcher Form die Nationalmannschaften ihren Protest äußern. Nur Regenbogen-Kapitänsbinden zu tragen, wie bei der EM geschehen, wäre jedenfalls nicht ausreichend

Sondern?

Best: Ich würde mir wünschen, dass einige Fußballer einfach in ein Taxi steigen und die Arbeitercamps besuchen – nicht als PR-Aktion mit einem verbandseigenem TV-Team, sondern auf eigene Faust. Mir ist klar, dass eine WM für viele Fußballer ein Karriere-Highlight darstellt. Aber das wäre ein extrem gutes Zeichen. Und diese WM ist nicht zu vergleichen mit irgendeiner anderen WM, die es bislang gab.

Zur Person: Benjamin Best, 46 Jahre, ist TV-Journalist und Buchautor. Für seine Reportage „Gefangen in Katar“, in der er die problematischen Arbeits- und Lebenssituation der Gastarbeiter in Katar darstellte, wurde er als Sportjournalist des Jahres 2019 ausgezeichnet. Best ist am Freitag ab 18 Uhr auf einer Podiumsdiskussion in der Universität Augsburg zum Thema „Blutige Spiele, korrupte Verbände – wie umgehen mit der WM in Katar?“ zu Gast.

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