ADAC: Ältere Autofahrer verursachen nicht mehr Unfälle
Gerade Senioren müssen sich immer wieder vorwerfen lassen, besonders viele Unfälle im Straßenverkehr zu verursachen. Die Statistik spricht eine andere Sprache.
Das Vorurteil hielt sich bislang hartnäckig, jetzt widerlegt es der ADAC: Ältere Autofahrer verursachen nicht mehr Unfälle als andere Bevölkerungsgruppen. Nach der Geisterfahrt eines 81-Jährigen am vergangenen Sonntag waren erneut Rufe nach verstärkten Kontrollen laut gworden. Experten sehen darin wenig Sinn. "Jemand mehr zu kontrollieren, nur weil er älter ist, halte ich für fragwürdig", sagte ADAC-Verkehrspsychologe Ulrich Chiellino am Dienstag. "Das gibt auch die Statistik nicht her."
Aktuellen Erhebungen zufolge sind gut 20 Prozent der Deutschen über 65 Jahre alt, aber nur 13 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Verletzten oder Toten werden von dieser Gruppe verursacht. Dagegen gehe rund ein Viertel dieser Unfälle auf 18- bis 25-Jährige zurück. Diese Altersgruppe mache aber nur 8 Prozent der Bevölkerung aus. "Gerade bei den Jungen spielt Alkohol und Unerfahrenheit eine große Rolle. Ältere hingegen sind oft vernünftiger und schätzen ihre Fahrfähigkeiten besser ein", betonte Chiellino.
Senioren kompensieren altersbedingte Defizite
Für wenig sinnvoll hält der ADAC-Experte verpflichtende Seh- oder Gesundheitstests: "Betroffene können sich dann in falscher Sicherheit wiegen, wenn sie solche Tests bestehen und die Ergebnisse dann beispielsweise für fünf Jahre bis zum nächsten Testtermin gelten."
Auch nach Ansicht des Mobilitätsforschers Georg Rudinger vom Zentrum für Alternskulturen an der Universität Bonn stehen vermehrte Kontrollen oder Tests von Älteren nicht im Verhältnis zum Aufwand. Senioren hätten zwar altersbedingte Defizite wie nachlassendes Sehvermögen oder schlechtere Motorik. Sie seien sich in der Regel aber dieser Schwächen bewusst und entwickelten Strategien, um diese zu kompensieren. "Da werden dann Fahrten bei Nacht, schlechtem Wetter oder zur Hauptverkehrszeit vermieden", sagte Wissenschaftler.
Sinnvoller wäre es, wenn ältere Menschen in den Hausarztpraxen mehr auf die Risiken für den Straßenverkehr durch Krankheiten oder Medikamenteneinnahme hingewiesen würden. Auch könnten Ärzte vermehrt an die Selbstverantwortung der Betroffenen appellieren, sagt Rundinger. Problematisch sei aber die politische Umsetzung und die Kostenerstattung solcher Beratungen. dpa
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