Al Jarreau macht mit Mini-Kassettenrekorder Musik
Frankfurt/Main (dpa) Al Jarreau (70) will nach erfolgreich überstandener Behandlung seiner Herzrhythmusstörungen in einem Marseiller Krankenhaus wieder auf die Bühne. Am kommenden Dienstag (3. August) wird er in Hanau (Hessen) auftreten.
Die US-Jazzlegende war nach einem Schwächeanfall während der Welttournee am 23. Juli in Südfrankreich ins Krankenhaus gebracht worden. Im Interview mit der Nachrichtenagentur dpa sprach der in Kalifornien lebende Sänger und Entertainer über seine Arbeit und seine Gewohnheiten.
Sie sind seit 35 Jahren im Geschäft - immer noch ein Abenteuer?
Al Jarreau: "Es ist immer noch aufregend. Der Prozess, etwas zu erschaffen, ist einfach magisch. Wenn ich vor einem Publikum stehe, ist da Feuer, Magie und Energie. Es ist ein wundervolles Geschenk, etwas zu erschaffen, das einfach nicht da sein würde, wenn Du es nicht machen würdest. Genau das machen auch Maler, Dichter, Schriftsteller - oder auch Sie als Journalist."
Hat sich Ihre Arbeitsweise über die Jahre verändert?
Jarreau: "Im Großen und Ganzen hat sich nicht viel verändert. Mir fällt eine Melodie ein, ich singe sie und warte mal ab, wo das Ganze hinführt und dann kommt irgendwann der Text."
Wie wichtig ist die Botschaft?
Jarreau: "Ich mag es, Spaß zu haben. Mir gefallen Botschaften, die vermitteln, dass man keine Angst vor Veränderung haben muss und Botschaften, die Hoffnung vermitteln. Mein Song "Mornin" zum Beispiel ist ein wunderbarer leichter Song, der erzählt, wie man morgens beim Aufstehen ein gutes Gefühl hat. Ganz einfach."
Dabei sind Sie doch eher ein Nachtmensch, oder?
Jarreau: "Oh ja, ich bin oft bis 5.00 Uhr morgens wach und schlafe dann bis zum Nachmittag. Das ist eine alte Angewohnheit aus den Zeiten, als ich in Jazzclubs sang. Nach den Auftritten sind wir immer noch etwas frühstücken gegangen und so wurde es morgen, bis wir ins Bett kamen. Nachts ist es schön ruhig, da kann ich am besten arbeiten. Und meine Frau hat glücklicherweise den gleichen Rhythmus."
Wie arbeiten Sie zu Hause, haben Sie dort ein eigenes Studio?
Jarreau: "Nein, diesen Bestandteil des Musikmachens habe ich nie gelernt. Ich habe nur einen kleinen Kassettenrekorder, in den ich neue Ideen hinein singe und dann wieder und wieder höre und daran arbeite, bis ein Song daraus wird."
In dem Online-Tagebuch auf Ihrer Homepage berichten Sie von Ihrem "neuen Assistenten Patrick, 23,5 Jahre alt". Was macht der junge Mann alles für Sie?
Jarreau: "Er druckt zum Beispiel meine Terminpläne so groß für mich aus, dass ich sie auch lesen kann. Auf Tourneen kümmert er sich um alles, weckt mich, erinnert mich an den Fitnessraum. Bei Auftritten sorgt er für Orangensaft, Früchte und Kaffee in meiner Garderobe, ist immer in der Nähe und bügelt auch mal ein Hemd für mich. Und er stellt Informationen für mich zusammen über die Städte, in denen ich auftrete, und die dortigen Sehenswürdigkeiten. Das interessiert mich nämlich sehr, da erfahre ich spannende Sachen. Patrick kommt einfach viel besser mit diesen modernen Geräten und Technologien zurecht."
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