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Als Intendant ins Gespräch gebracht
16.06.2011

Im Interview: Was Claudius Seidl beim ZDF alles ändern würde

Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der FAS, hatte sich als Intendant des ZDF ins Gespräch gebracht. Er würde das "Traumschiff" absetzen und hat eine Favoritin für "Wetten, dass..?"

Das ZDF wählt an diesem Freitag einen neuen Intendanten. Nachfolger von Markus Schächter soll Thomas Bellut werden. Einen Gegenkandidaten gab es zuerst nicht. Bis Claudius Seidl, Feuilleton-Chef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, in einer Glosse verkündete: „Ich bin dieser Gegenkandidat“ und Vorschläge für eine Programmreform machte: Champions League streichen, Traumschiff noch dazu. Das Echo war gewaltig, sodass Seidl tatsächlich eine Bewerbung eingereicht hat: bei Ruprecht Polenz, ZDF-Fernsehrat, ZDF-Straße 1. – Wir sprachen mit Claudius Seidl über das ZDF und seine Kritik an dem Sender.

Herr Seidl, welche Sendung haben Sie denn zuletzt im ZDF gesehen?

Seidl: (zögert) ... Da muss ich jetzt tatsächlich länger nachdenken ...

Schauen Sie das ZDF denn nicht mehr?

Seidl: Ich schalte immer wieder zehn Minuten rein, dann denke ich mir: Das darf einfach nicht wahr sein ... Vermutlich habe ich zuletzt Aspekte gesehen, um zu sehen, was der Mainstream des Kulturjournalismus gerade macht.

Darf ich Ihnen Auszüge aus dem gestrigen ZDF-Programm vorlesen? Und Sie sagen mir, was Sie dort belassen würden?

Seidl: (lacht) Ok.

„Das fliegende Klassenzimmer“: Kinderfilm, 9.10 Uhr?

Seidl: In welcher Fassung?

Eine Neuverfilmung aus dem Jahr 2002.

Seidl: Vermutlich schon.

„Der Traum vom Auswandern“: Doku-Soap, 13.20 Uhr?

Seidl: Das müsste man sich genau anschauen.

„Kreuzfahrt ins Glück“, TV-Familienfilm, 2008?

Seidl: Nein, ich denke, das gibt es umsonst auf den privaten Sendern.

„Das Spiel der Macht“, Politikdrama, USA, 2006?

Seidl: Das würde ich arbeitshypothetisch drin lassen, da der Film vermutlich nicht auf Sat.1 oder RTL läuft ... So könnte man durch das ganze Programm gehen. Ich würde bestimmt in 50 Prozent der Fälle sagen, hier müsste man genau hinsehen, ob das das ZDF senden muss.

Ihr Argument ist ja, dass man alles aus dem Programm des ZDF herausnehmen kann, was es bei privaten Sendern gibt. Nämlich – wie sie selbst schreiben – die Champions League, die zeitgeschichtlichen Zweiteiler mit Veronica Ferres (wahlweise Bettina Zimmermann, Christine Neubauer), die Nachmittagssoaps, die Kochshows, die Arztserien, Rosamunde Pilcher, Inga Lindström, Guido Knopp. Da bleibt für den normalen Zuschauer nicht viel übrig, oder?

Seidl: Nein, so darf man das nicht sehen. Gerade die Champions League habe ich mit Bedacht erwähnt: Es geht nicht um Geringschätzung, nicht darum, einen schnöseligen, bildungsbürgerlichen Geschmack gegen eine bodenständige Mehrheit durchzusetzen. Ich schaue selbst die Champions League. Aber ich wüsste nicht, was es zu meckern gab, als sie umsonst auf Sat.1 kam? Genauso kann man fragen, ob es einen qualitativen Unterschied der Filme „Die Luftbrücke“ auf Sat.1 und „Dresden“ im ZDF gab? Ich sage: Nein. Wenn es aber auf Sat.1 laufen kann, braucht man dafür nicht das ZDF.

Sie denken an den Gebührenzahler?

Seidl: Ja. Wir zahlen eine Menge Geld, ohne dass uns ein Ausweg bliebe. Das schafft einen Legitimationszwang, der den Granden des ZDF genauso wenig bewusst ist wie denen, die sie kontrollieren sollen: den Fernsehräten. Ich bin kurz davor, „Fernsehrat“ nur noch russisch auszusprechen: „Fernsehsowjet“.

In Facebook gibt es eine Gruppe, die Ihre Bewerbung unterstützt. Gebührengegner fordern dort, das ZDF abzuschaffen und auf den Lerchenberg Windräder zu stellen. Brauchen wir die Öffentlich-Rechtlichen noch?

Seidl: Ein kleines, flexibles öffentlich-rechtliches Fernsehen würde ich als Gewinn wahrnehmen. Dieser riesige Apparat dagegen, der nur dazu da ist, sich selbst zu reproduzieren, weckt meine Zweifel. Wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen sagt: „Ohne uns würde die Demokratie untergehen, ohne uns gäbe es keine freie politische Willensbildung mehr, dann wäre alles dem Kommerz überlassen“, dann kann ich nur antworten: Wann haben wir in letzter Zeit einen klugen, keiner politischen Meinung verpflichteten Kommentar gehört? Unabhängige Köpfe wie Kurt Kister von der Süddeutschen Zeitung bringt das öffentlich-rechtliche System nicht mehr hervor. Man merkt das in Momenten, wo man es genau wissen möchte: bei Ehec oder Syrien. Da liest man dann in der Tageszeitung nach.

Wo sehen Sie denn überhaupt den Kernauftrag des ZDF?

Seidl: Der Kernauftrag ist die Versorgung der Bevölkerung mit Information und Unterhaltung – und zwar einer solchen, die es anderswo nicht gibt. Ich habe seit meiner Bewerbung so viel Post bekommen, dass ich den Eindruck habe, dass auch die Leute, die das Programm produzieren, die Redakteure und Schauspieler, etwas machen möchten, was mehr Relevanz hat. Die Zuschauer würden dies honorieren. Dazwischen liegen aber Hierarchen, die sich festgefahren haben. Das ZDF macht heute ein Programm, das auf die Quote schielt. Und es hat trotzdem keine guten Quoten.

Dinge wie die von Ihnen gelobte US-Serie „Mad Men“ sendet das ZDF durchaus, nämlich in den Spartenkanälen ZDFneo, ZDFkultur, dem ZDFinfokanal. Ist nicht einfach der Zuschauer zu bequem?

Seidl: Zunächst kann nicht jeder Zuschauer die Spartenkanäle empfangen. Und wenn er sie entdeckt, legt er sie auf Programmplatz 31. Dass nicht die Zuschauer zu doof sind, sondern dass das ZDF tolle Sachen systematisch versenkt hat, kann man am Schicksal der Serie „Die Sopranos“ sehen: Dies war die Serie, die alles verändert hat, die komplexer war als die besten Romane des 20. Jahrhunderts. Das ZDF hat die erste Staffel gekauft und auf einen Sendeplatz am späten Sonntagabend gelegt, nach dem ARD-Tatort, als das Fiktionsbedürfnis der Zuschauer schon gestillt war. Die Folge: wahnsinnig schlechte Quoten...

Dies war aber auch eine anspruchsvolle, ungewöhnliche Serie.

Seidl: Sicherlich hätten es die Sopranos dem deutschen Publikum erst einmal schwer gemacht, weil sie das Lustige und Tragische, das Grausame und Leichte anders sortieren. Aber wenn man konsequent an die Serie geglaubt hätte, wäre es anders gegangen... – Also: Das ZDF hatte die erste Staffel versenkt. Was war die Konsequenz? Die zweite Staffel kam dann in der Nacht von Samstag auf Sonntag um halb zwei.

Im Jahr 2010 wurde der Vertrag von ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender nicht verlängert, weil er nicht die Unterstützung der Union fand. Wird im ZDF denn nach journalistischen Kriterien entschieden?

Seidl: Man könnte sogar umgekehrt fragen: Kann es sein, dass im ZDF nach journalistischen Kriterien entschieden wird? Ich würde antworten: Die Hoffnung stirbt zuletzt.

Zeit für Reformen, oder?

Seidl: Ja. Mein naiver Optimismus an Änderungen hat aber schweren Schaden erlitten als ich mir eine medienpolitischen Diskussion der Heinrich-Böll-Stiftung anhörte. Dabei gaben sogar die Grünen, die sonst so tun, als möchten sie Proporz- und Absprachesystem abschaffen, zu, dass sie die Entscheidung für einen bestimmten Kandidaten unterstützen, da diese Entscheidung das Ergebnis fein austarierter Absprachen ist.

Das ZDF wird 50. Was wünschen Sie dem Sender zum Geburtstag?

Seidl: Eine Abmagerungs- und Fitnesskur, öfter mal mehr Bewegung, mehr Sport, mehr Muskeln, weniger Fett. 50 Jahre, das ist genau der richtige Termin dafür.

Ihr FAZ-Kollege Michael Hanfeld ist scharf angegriffen worden, weil auch er ARD und ZDF kritisiert. Jakob Augstein hielt ihm auf Spiegel Online entgegen, er führe „einen heiligen Krieg gegen ARD und ZDF“. Können Sie Herrn Hanfeld verteidigen?

Seidl: Selbstverständlich! Er ist empört über die gleichen Dinge wie ich: Die Selbstgefälligkeit, die Zurückweisung aller Legitimationsfragen, Proporz. – Niemand will die Öffentlich-Rechtlichen abschaffen. Und in einer Welt, in der man den Deutschlandfunk, Arte, 3sat und das Bayerische Fernsehen abonnieren könnte, würde ich die 17,98 Euro monatliche Rundfunkgebühr sogar freiwillig zu zahlen. Zudem kann mir nicht vorstellen, auf öffentlich-rechtliches Radio zu verzichten. Das ist so toll, so klasse, so wenig von Parteipolitik eingewürgt.

Eine letzte Frage hätten wir noch: Als Intendant käme irgendwann die Frage auf Sie zu, wer die Nachfolge von Thomas Gottschalk in „Wetten, dass...“ antreten soll. Wie würden Sie entscheiden?

Seidl: Ich habe Zweifel, dass der Intendant das alleine entscheiden kann. Mein Vorschlag aber wäre: Anke Engelke.

Interview: Michael Kerler

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