Aufräumen nach Unwettern - Neue Hitzewelle rollt an
Berlin (dpa) - Schäden in mehrstelliger Millionenhöhe haben die Gewitter vom Montag allein in Nordrhein-Westfalen angerichtet. Das geht aus ersten Schätzungen führender Versicherer hervor. Regen und Unwetter gab es vor allem in der Mitte Deutschlands.
Die Gewitter brachten aber kaum Erfrischung. Immerhin sank die Waldbrandgefahr nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes (DWD) spürbar.
"Die Schadenssumme wird alleine bei unseren Kunden voraussichtlich über 15 Millionen Euro betragen", erklärte der Bereichsleiter des Versicherers Provinzial Rheinland, Günter Mohr, am Dienstag in Düsseldorf. Binnen 24 Stunden seien dem Unternehmen schon mehrere tausend Schäden gemeldet worden. In Nordrhein-Westfalen ist etwa jedes vierte Gebäude bei der Provinzial Rheinland versichert.
In der Nacht zum Dienstag blieb es verhältnismäßig ruhig. Laut Vorhersage des DWD kehrt bereits am Mittwoch die große Hitze mit neuen Wärmegewittern zurück, am Donnerstag gibt's eine kurze Abkühlung. Doch schon das Wochenende wird wieder knackig heiß.
"Wir haben derzeit eine Wetterschaukel", sagte DWD-Meteorologe Helmut Malewski. Fast bewegungslos liege heiße Luft über Deutschland, ab und zu dringe kühlere Luft aus Nordwesten vor. Treffen heiße und kühle Luftmassen aufeinander, entstehen Gewitter, die vorübergehende Abkühlung bringen - bevor das Ganze von vorne losgeht.
Fast überall hatten sich am Montag Gewitter entladen, die in weniger als einer Stunde stellenweise 25 bis mehr als 50 Liter Regen pro Quadratmeter brachten. In Thüringen registrierte der DWD 58 Liter pro Quadratmeter auf dem Kleinen Inselsberg. Örtlich fiel Hagel, und vielerorts gab es Sturmböen. Allein in Franken entstanden Sachschäden von mehreren 100 000 Euro.
Auf der Düne vor Deutschlands einziger Hochseeinsel Helgoland waren bei einem Tornado elf Menschen verletzt worden. Auch auf Sylt fegte in Hörnum ein Wirbelsturm über ein Zeltlager hinweg. Bei Unwettern in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen waren mindestens drei Menschen ums Leben gekommen. In Nordrhein-Westfalen war der Nahverkehr am Montag zeitweise praktisch zum Erliegen gekommen.
Die höchste Waldbrandgefahrenstufe galt am Dienstag nur noch für den äußersten Osten Deutschlands. Ein heftiges Feuer, dass seit Sonntag auf etwa 230 Hektar eines ehemaligen Truppenübungsplatzes in Brandenburg tobt, konnte zunächst nicht gelöscht werden.
Zum Problem wird die Hitzewelle allmählich auch für Kohle- und Kernkraftwerke. Das ergab eine dpa-Umfrage bei Behörden und Betreibergesellschaften. Reaktoren müssen mit gedrosselter Leistung arbeiten, wenn ihr Kühlwasser die Flüsse zu sehr aufheizen würde. Das Atomkraftwerk Brokdorf in Schleswig-Holstein musste bereits am Montag wegen der Hitze für drei Stunden seine Leistung um 50 Megawatt drosseln. In warmem Wasser ist der Sauerstoffgehalt sehr niedrig - im schlimmsten Fall droht ein Fischsterben.
Wegen der Klimaanlagen-Probleme in Fernzügen bereitet die Bahn eine Wiedergutmachung für hitzegeplagte Fahrgäste vor. Betroffene Reisende sollen unbürokratisch entschädigt werden, wie der bundeseigene Konzern auf seiner Internetseite mitteilte. Dafür würden Kunden gebeten, Kontakt zur Bahn aufzunehmen, etwa per E-Mail an hitzewelle@deutschebahn.com.
Auch Rettungsdienste sind jetzt vermehrt im Einsatz. "Seit Beginn der Hitzewelle hatten wir deutlich mehr zu tun", sagte etwa die Sprecherin des Deutschen Roten Kreuzes in Sachsen, Sina Stelzig. Vorwiegend müssten Menschen wegen Dehydrierung, Hitzschlag und Verbrennungen behandelt werden.
Wer Abkühlung braucht, sollte es vielleicht mal mit einem Besuch im klimatisierten Museum oder Kino versuchen - so wie tausende andere: "Bei einer Schönwetterperiode suchen die Leute verstärkt das Kino auf", sagte der Theaterleiter im Cinemaxx-Kino in Hannover, Daniel Schornagel der dpa. Die Menschen seien es leid, "abzuschwitzen", da säßen sie lieber bei 21 Grad mit einer Tüte Popcorn im Kino und schauten sich einen Film an.
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