Ist die ADAC-Zeitschrift „Motorwelt“ ein Ladenhüter?
Das ADAC-Heft war das größte Magazin Europas. Einem Bericht zufolge verstaubt nun jedoch die Hälfte der Druckauflage in Supermärkten und Geschäftsstellen. Was steckt dahinter?
Es war ruhig geworden um den ADAC in den vergangenen Monaten. Erstaunlich ruhig. Seit Präsident August Markl, 72, nach dem Skandal bei der Autowahl um den „Gelben Engel“ im Jahr 2014 den inzwischen auf 21,2 Millionen Mitglieder gewachsenen größten Verein Europas umkrempelt, schien sich der Autofahrer-Klub neu gefunden zu haben. Das Auftreten: gemäßigter und – wie soll man sagen? – weniger PS-lastig. Selbst ein früher aus Sicht so manches Autofahrers verpöntes Verkehrsmittel wie das Fahrrad wird vom ADAC jetzt ernst genommen.
Kurz vor der Hauptversammlung am Samstag, bei der Markls Nachfolger gewählt wird, sickerten allerdings Zahlen durch, die belegen sollen, dass das 2019 neu gelaunchte Mitgliedermagazin Motorwelt zu einem Ladenhüter geworden sei. Die Wirtschaftswoche berichtete, mehr als die Hälfte der etwa vier Millionen Exemplare starken Druckauflage würde regelmäßig unabgeholt im Regal verstauben.
Am Samstag ist die Hauptversammlung des ADAC mit der Wahl eines neuen Präsidenten
Um das einordnen zu können, muss man die Vorgeschichte kennen: Die Motorwelt war bis Ende 2019 mit einer Auflage von mehr als 13 Millionen Exemplaren das größte Magazin Europas. Doch Produktion und Versand zu den Mitgliedern nach Hause kosteten den ADAC satte 90 Millionen Euro im Jahr – und nur 30 Millionen Euro kamen durch Anzeigen zurück in die Kasse, so die Wirtschaftswoche. Also lagerten die ADAC-Reformer damals die Produktion des Magazins an den Burda-Verlag aus. Seitdem erscheint die Motorwelt nicht mehr monatlich, sondern vierteljährlich – die Kosten wurden minimiert. ADAC-Mitglieder jedoch müssen das Heft an den mehr als 10.000 Abholstellen in Supermärkten oder ADAC-Geschäftsstellen selbst mitnehmen.
Dass das Abholen immer noch nicht so funktioniert, wie man sich das ursprünglich ausgemalt hatte, bestätigt Lars Soutschka, ADAC-Geschäftsführer für Vertrieb, Kommunikation und Motorsport, im Gespräch mit unserer Redaktion. „Wir haben vor knapp über einem Jahr mit der Motorwelt ein neues, hochwertiges Print-Produkt auf den Markt gebracht mit einem grundlegend neuen Vertriebskonzept – da ist es ganz normal, dass anfangs nicht alles rund läuft und mancher Prozess optimiert werden muss“, sagt er.
Hinter den Kulissen hört man beim ADAC, dass Markl und Co. über die schleppende Nachfrage durchaus enttäuscht gewesen seien: Man hatte nämlich eher befürchtet, dass eine Druckauflage von vier Millionen nicht ausreichen würde. Vom ersten Heft wurden dann nur 1,1 Millionen Exemplare abgeholt. Seitdem steigt die Zahl zwar, und in diesem Jahr hofft man, auf zwei Millionen zu kommen. Aber den Verantwortlichen ist klar, dass es da noch viel Luft nach oben gibt.
Wird die Motorwelt eingestellt? Das antwortet der ADAC
An eine Einstellung der Motorwelt wird jedenfalls nicht gedacht. „Wir wissen, dass sie bei den Lesern sehr gut ankommt und die Vertriebszahlen kontinuierlich steigen“, sagt Soutschka. Man sei insgesamt vom Erfolg des aktuellen Medienmixes überzeugt. Es sei allerdings für die ADAC-Mitglieder ein Lernprozess, das Magazin beim Einkauf mitzunehmen. „Deshalb ist es eine unserer zentralen Aufgaben, das neue Konzept bekannter zu machen.“
Zu jedem Erscheinungstermin wird darum eine Radio- und TV-Kampagne gestartet. Außerdem werden neue Maßnahmen getestet – beispielsweise, wie sich zusätzliche Warenträger im Supermarkt oder Plakate rund um Supermarkt-Parkplätze auswirken.
Insider sehen in den Berichten über die Motorwelt den Versuch einflussreicher Kreise im ADAC, die Harmonie vor der Hauptversammlung mit den Präsidiumswahlen zu stören. Dieses Störfeuer komme aus dem Lager der Traditionalisten in den Regionalklubs. Denn die neue Motorwelt steht auch und gerade für den Reformgeist beim ADAC – und die Vertreter des alten, deutlich machtbewussteren Großvereins wollen wieder an Einfluss gewinnen.
Keiner glaubt gleichwohl, dass die Wahl von Christian Reinicke als Nachfolger von August Markl noch zu verhindern sein wird, es gibt ja auch keinen Gegenkandidaten. Der 56-jährige Rechtsanwalt und Notar aus Hannover sagt: „Ich möchte den Wandel des ADAC in einer Zeit großer Veränderungen mitgestalten.“ Seine Kür ist Punkt fünf auf der Tagesordnung der Hauptversammlung. 220 Delegierte aus 18 ADAC-Regionalklubs stimmen dann über die Zukunft des Allgemeinen Deutschen Automobilklubs e.V. ab.
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Die Zeitschrift liegt nur bei ganz wenigen Supermarktketten aus. Wer da nicht einkaufen geht, der kann sie nicht mitnehmen. Und man muss seinen ADAC-Ausweis dabei haben, sonst bekommt man sie nicht. Das kann nicht funktionieren, Digital ist die Zukunft.
Die Zeitschrift ist gut aber inzwischen lade ich sie mir Digital herunter da ich selten zu Netto oder EDEKA gehe. Wie wäre es wen man die Zeitschrift für alle anbietet und so weniger wegschmeißen müsste.
Dass die Motorwelt Ladenhüter ist, spiegelt nur die vorherige Realität "vom Briefkasten in die Papiertonne" wieder und verwundert mich nicht. Wen interessiert eine Zeitschrift, die gefühlt zu 70% aus Werbung besteht?