Bruno kommt ins Museum
Bruno hat ein neues Zuhause gefunden. Der im vergangenen Sommer erschossene Braunbär wird voraussichtlich von Jahresende an im Museum zu sehen sein - der gut erhaltene Bruno hat schließlich nicht einmal Haarausfall.
Ein Präparator habe den Kadaver in Augenschein genommen, bestätigte der Sprecher des bayerischen Umweltministeriums, Roland Eichhorn, am Donnerstag einen Bericht der Bild Zeitung zufolge. Der Bär sei präparierfähig. "Er ist sehr gut konserviert, weil er umgehend eingefroren wurde und nicht schon Zersetzungsprozesse eingesetzt haben."
Braunbär Bruno hat sich den Umständen entsprechend gut gehalten. "Fell und Oberhaut sind in einem guten Zustand. Kein Haarausfall", diagnostizierte der Direktor des Münchner Museums "Mensch und Natur", Michael Apel. Lediglich zwei hässliche Einschusslöcher verunstalten den vor über einem Jahr getöteten Bären.
Der Tierpräparator des Museums, Dieter Schön, hat den Körper schon etwas angetaut und untersucht. Es ging darum, festzustellen, ob Bruno rechtzeitig eingefroren wurde, oder ob bereits der Verwesungsprozess eingesetzt hat. Dabei ergab sich, dass alles in Ordnung ist. Schön soll den ersten wilden Bären seit 170 Jahren in Bayern ausstopfen.
Das zuständige Umweltministerium hat Schön damit beauftragt. "Herr Schön ist in der Lage und bereit, das Tier zu präparieren", sagte Ministeriumssprecher Roland Eichhorn. "Bis Ende des Jahres ist Bruno fertig." Schön gilt als exzellenter Fachmann. Er ist Europameister und Vize-Weltmeister der Tierpräparatoren. Und er hat auch bereits in Kanada einige Bären ausgestopft.
Der erste Schritt ist eine genaue Vermessung des Körpers von Bruno. Dann wird die Haut des Tiers abgezogen und mit einer speziellen Lösung gegerbt. Zur Nachbildung des Körpers verwenden Präparatoren in der Regel Blöcke aus Kunststoffschaum, in die dann die Konturen geschnitzt werden. Die Augen werden aus Glaskugeln nachgebildet. Zum Schluss wird das Fell über den modellierten Körper gezogen und zusammengenäht.
Der Bär solle möglichst natürlich dargestellt und in ein natürliches Umfeld eingebettet werden. "Wir wollen weder einen bedrohlichen Grizzly mit aufgerissenem Maul noch einen sehr verniedlichten Teddybär", beschreibt Ministeriumssprecher Eichhorn die Vorgaben an den Präparator.
"Wir gehen davon aus, dass es bis zum Ende des Jahres ein fertiges Präparat geben wird", sagte Eichhorn. Noch ist allerdings unklar, wo der Bär wieder vorzeigbar gemacht wird. Museumsdirektor Apel sagte der Bild Zeitung: "Wir suchen dafür noch eine geeignete Werkstatt. Wir überlegen gerade, ob wir bei uns Räume umrüsten."
Diese Mühen könnten dem im Nymphenburger Schloss untergebrachten Museum Punkte bringen bei Umweltminister Werner Schnappauf (CSU). Der entscheidet nämlich, wo der präparierte Bär künftig ausgestellt werden soll. "Eine Hand voll" Museen seien noch in der engeren Auswahl, sagte Ministeriumssprecher Eichhorn. Auch der ehemalige Ski-Olympiasieger Markus Wasmeier möchte Bruno als "Mahnmal für die Menschheit" in seinem Bauernhof- und Wintersportmuseum am Schliersee - unweit der Todesstelle - ausstellen.
Im favorisierten Museum "Mensch und Tier" befindet sich bereits ein Vorgänger Brunos: der im 19. Jahrhundert erschossene, letzte wild lebende echte bayerische Bär. Bruno wurde in Italien geboren und wanderte über Österreich nach Bayern ein. Wochenlang labte sich der jugendliche Braunbär an Schafen, Hühnern und Bienenstöcken.
Vergeblich versuchten extra eingeflogene finnische Bärenjäger und Tierschützer Bruno einzufangen. Weil der "Problembär" kaum Scheu vor Menschen zeigte und auch mehrmals durch Siedlungen streifte, gab ihn Schnappauf schließlich zum Abschuss frei - aus Sorge um die Sicherheit der Bevölkerung.
Nun soll der ausgestopfte Bruno zumindest noch eine pädagogische Aufgabe erfüllen. Wichtig ist für das Umweltministerium, dass der Bär nicht einfach als ein weiteres Exponat in eine Ecke gestellt wird: "Das Museum muss eine besondere Ausstellung rund um den Bären einrichten." Das Tier soll dann vor allem Schulklassen als Anschauungsmaterial dienen. Und auch eine posthume Fortsetzung der Wanderung Brunos erwägt das Umweltministerium: "Eine Ausleihe an andere Einrichtungen oder Ausstellungen ist durchaus vorstellbar."
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