Dakota Johnson: Dreh zu Shades of Grey "heikel und schamhaft"
Der Roman Fifty Shades of Grey war weltweit ein Bestseller. Nun kommt er ins Kino. Die Hauptdarstellerin Dakota Johnson über die Dreharbeiten und ihre Erfahrungen mit Sado-Maso.
Was haben Sie über den Charakter der Anastacia gelernt und was hat die Rolle Ihnen persönlich gebracht?
Dakota Johnson: Stärke, eine Menge an Stärke. Und welche Bedeutung Selbstwertgefühl und Anmut haben. Und wie wichtig es tatsächlich ist, sich selbst zu respektieren.
Wie haben Ihre Eltern reagiert, als sie erfuhren, dass Sie die Rolle spielen?
Johnson: Sie waren überrascht, weil ich ihnen vorher nichts davon erzählt hatte. Als sie es dann wussten, haben sie mich sehr unterstützt und waren stolz. Ich weiß nicht, ob sie das Buch gelesen haben. Meine Mum hat vielleicht den ersten Teil gelesen, aber mein Dad sicherlich nichts davon.
Das Thema „Sex“ wird in Amerika anders wahr genommen als in Europa - haben Sie aus dem Buch etwas erfahren, das Sie überrascht hat?
Johnson: Mein Wissen über BDSM (die Sammelbezeichnung für Sado-Masochismus) und seine Subkulturen war sehr vage und blauäugig. Ich war darin nicht so erfahren, wie ich es jetzt bin, obwohl ich immer noch nicht so viel darüber weiß. Aber mir war nicht klar, wie umfangreich das Ganze war. Es ist eine starke Kultur und sie wird stärker und sie ist unglaublich interessant. Mehr als alles andere habe ich etwas über Psychologie gelernt und der Fetischismus-Aspekt ist besonders in den kleinen Einzelheiten sehr interessant.
Grey ist eine Fantasiefigur. Könnten Sie jemanden wie ihn lieben?
Johnson: Ich weiß nicht, ob er mein Typ sein könnte. Für mich persönlich ist es nur Fantasie. Grey ist sehr dekadent und genau das ist das Reizvolle an ihm. Es ist ein Märchen, eine Fantasie-Geschichte aber mit sehr intensivem Realitätsbezug.
Wie weit identifizieren Sie sich mit Anastasia?
Johnson: Ich bin ebenso eine sehr zurückhaltende Person wie eine sehr neugierige. Ich glaube, das habe ich mit ihr gemeinsam.
Wie war der Ablauf bei den Proben?
Johnson: Natürlich war es heikel und schamhaft. Es ist nicht leicht Sexszenen zu drehen. Anfangs war es für mich unangenehm und beängstigend, aber am Set waren nur ganz wenige Personen und Sam, der Regisseur, hat ein so sicheres, wirklich geschütztes und liebevolles Umfeld aufgebaut, dass wir tatsächlich in der Lage waren, alle Ängste abzustreifen und die Szenen zu meistern. Die meiste Zeit war das Umfeld alles andere als sinnlich. Es gibt viele Nahaufnahmen von Körperteilen, das könnte zum Beispiel mein Arm sein und der Rest meines Körpers ist im Schatten. Dies dient dem Effekt und ist wirklich sehr technisch. Wir wollten nicht, dass es aussieht, als ob man zufällig Leute beim Sex beobachtet. Vor Fremden nackt zu sein, hat etwas Beängstigendes.
Gab es manchmal den Moment, dass Sie gezögert haben?
Johnson: Ja sicher. Aber ich war die meiste Zeit wirklich fasziniert und interessiert an der emotionalen Reise, die Anastasia macht. Das ist etwas, was ich lange nicht in einem Film gesehen habe und ich habe noch nie einen vergleichbaren Film gesehen, genau so wie ich nichts vom Inhalt des Buchs kannte und ich wollte einer Frau Humor und Stärke verleihen, die von den meisten als kleines empfindsames Wesen wahrgenommen wurde.
Warum war Ihnen das wichtig?
Johnson: Weil ich denke, dass es o.k. ist, dass Frauen ihre Sexualität ausleben. Ich finde das schön – besonders, dass sie so viel Selbstwertgefühl, Anmut und Stärke hat und dass sie ihre Sinnlichkeit entdeckt und ihre Schranken und Grenzen auslotet. Ich glaube, dass das in allen Bereichen unseres Lebens wichtig ist.
Interview: Julia Manfredi/Ricore, Übersetzung: Marion Geromin
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