Das Apollo Theatre in Harlem feiert Jubiläum
New York (dpa) - Der unumstrittene Star des New Yorker Apollo Theaters ist das Publikum. Es ist gnadenlos und nicht zimperlich. Wer bei der berühmten "Amateur Night" als Sänger, Musiker oder Komiker durchfällt, dem schleudert von den obersten Rängen die reinste Empörung entgegen.
"Raus, verschwinde", schreit es zwischen Buh-Rufen aus dem Parkett. Wer allerdings auf der Bühne mit Können oder Charme überzeugt, wird mit warmer Begeisterung belohnt. Das wird auch am 8. Juni wieder so sein: An diesem Tag feiert das Apollo Theater mit einer Gala und zahlreichen Prominenten sein 75-jähriges Bestehen.
Seit 1934 haben hier ungezählte Künstler ihre Karrieren gestartet: Smokie Robinson, James Brown, die Isley Brothers, Luther Vandross, Michael Jackson - sie alle verdienten sich die ersten Sporen bei dem legendären Talentwettbewerb. "Es gibt nirgendwo so ein Publikum wie im Apollo", schrieb die Jazzsängerin Billie Holiday in ihrer Autobiografie "The Lady Sings the Blues" voller Anerkennung. Sie war 19 als sie sich in das Haifischbecken traute. Und gewann. Die "Amateur Night" wird bis heute jeden Mittwoch veranstaltet: Der billigste Eintrittspreis ist 7,50 Dollar (5,70 Euro). Jeder kann sich bewerben.
Das Apollo Theater in der 125th Street, mitten im Herzen von Harlem, galt bei seiner Eröffnung 1934 schon als ein Phänomen. Denn zu Zeiten der Rassentrennung in den USA war es eines der ersten Etablissements, in dem Afroamerikaner nicht nur auf der Bühne stehen, sondern auch im Publikum sitzen durften. Es wurde über Nacht zur Talentschmiede, ob Jazz, Blues, Komödie, Tanz oder R&B. Bis heute gilt das Motto des Theaters: "Wo Stars geboren werden und Legenden entstehen".
Die Jazzsängerin Ella Fitzgerald war zarte 17 Jahre alt, als sie sich im Apollo versuchte. Der Legende nach wollte sie eigentlich vortanzen, dann zitterten ihr aber so sehr die Knie, dass sie lieber sang. Sie gewann den Talentwettbewerb, kassierte 25 Dollar und durfte den Rest der Woche auftreten. Bandleader Chick Webb sah sie und engagierte sie vom Fleck weg.
Ab und zu irrt sich allerdings auch das leidenschaftliche Apollo- Publikum. Der spätere "Godfather of Soul" James Brown wurde bei seinem ersten Auftritt 1952 gnadenlos niedergebrüllt. "Sie mochten ihn nicht. Sie mochten seine Kleidung nicht. Diese Menschenmenge ist brutal. Man muss für diese Menschenmenge alles bringen", sagte Billy Mitchell, seit Jahrzehnten Fremdenführer im Apollo, der "New York Times". Vielleicht hatte der angehende Godfather vergessen, den "Tree of Hope" (Baum der Hoffnung) zu reiben. Der Baumstumpf hinter der Bühne soll bis heute allen Bewerbern Glück bringen. Mister Brown machte seinen Weg trotzdem. Und kam zurück, um sich die Ovationen doch noch zu holen. Sein Album "Live At The Apollo" zehn Jahre später ist der Beweis.
1983 wurde das Apollo offiziell zum Wahrzeichen der Stadt New York erklärt. Seit der Renovierung 2001 sind die 1500 roten Plüschsitze wieder frisch bezogen, die Terrakotta-Fassade mit der auffälligen Markise aufpoliert und das Publikum auf jährlich 400 000 Besucher angewachsen. Um auch noch das Foyer zu renovieren, fehlen allerdings noch ein paar Millionen Dollar.
Das Apollo feiert seinen 75. Geburtstag in den kommenden Monaten ausgiebig. Geplant sind Podiumsdiskussionen, Konzerte und eine neue Produktion des Musicals "Dreamgirls".
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