Das Auto wurde zum tödlichen Käfig
Mehrere schwere Tornados rasten am Wochenende über Teile Nordamerikas hinweg. Mindestens 14 Menschen starben. Hinter jedem Opfer steckt ein tragisches Schicksal
Sie sind gemeinsam im Auto unterwegs, als die Flut immer höher steigt. Der Mann schafft es nach draußen, doch der 72-jährigen Frau gelingt es nicht, sich aus eigener Kraft aus dem Auto zu befreien. Verzweifelt versucht ihr Mann sie aus dem Auto zu retten, während das Wasser in Christian County im US-Bundesstaat Missouri reißender wird. Er scheitert. Die Flut schwemmt das Auto mit sich davon. Am Samstag wird der Körper seiner Frau etwa 20 Meilen entfernt in einem Feld gefunden. Sie ist eins von mindestens 14 Opfern, die am Wochenende einer schweren Tornado-Serie im Mittleren Westen der USA zum Opfer fielen.
Durch heftige Winde wurden Häuser verwüstet, Autos überschlugen sich, Bäume stürzten um. In Canton im Bundesstaat Texas kamen nach Angaben von Bürgermeisterin Lou Ann Everett vier Menschen ums Leben. Die Stadt östlich von Dallas wurde von mehreren Tornados besonders heftig heimgesucht, 50 Menschen wurden verletzt. Auf der Autobahn Interstate 20 wirbelten die Stürme dutzende Autos durch die Luft. Der Tornado dehnte sich nach Angaben eines Meteorologen auf einer Breite von bis zu einer halben Meile (etwa 800 Meter) aus und zog eine rund 64 Kilometer lange Schneise. Anwohnerin Ernestine Cook sagte dem Sender WFAA-TV, sie habe sich gerade noch rechtzeitig in ein Schutzzentrum retten können – genauso wie dutzende andere.
Die Katastrophenschutzbehörde im Bundesstaat Arkansas meldete mindestens fünf Tote. Unter ihnen war auch ein Feuerwehrmann, der überfahren wurde, als er Anwohner vor den Fluten schützen wollte. Auch ein zehnjähriger Bub starb. Fälle wie seiner sind es, die die Menschen in den USA und auch die Medienberichterstatter dort besonders betroffen machen. Denn er ist nicht das einzige Kind, das den Tornados zum Opfer fiel. In Tennessee etwa riss der Sturm eine junge Familie auseinander. Dort starb nach Polizeiangaben ein zwei Jahre altes Mädchen im Krankenhaus, nachdem es von einem umstürzenden Fußballtor aus Metall getroffen worden war.
Am Sonntag zogen weitere Stürme über die Bundesstaaten Alabama, Louisiana und Mississippi. In Kansas wurde ein für die Jahreszeit ungewöhnlicher Schneesturm gemeldet. Die Gouverneure von Missouri, Arkansas und Oklahoma riefen den Notstand aus – eine Maßnahme, um leichter an Hilfsgelder für die Wiederaufbau-Arbeiten zu kommen.
Weitere schwere Stürme mit heftigen Winden und Hagel sowie Tornados sagten Meteorologen überdies auch für den gestrigen Montag in Teilen des Nordostens der USA voraus.Über neue schwere Schäden wurde gestern jedoch nichts bekannt. (dpa, afp)
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