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  3. Anschlag auf BVB-Bus: Das Trauma im Teambus von Borussia Dortmund

Anschlag auf BVB-Bus
21.12.2017

Das Trauma im Teambus von Borussia Dortmund

Vor sieben Monaten explodierte die Bombe neben dem Teambus von Borussia Dortmund.
Foto: Marcel Kusch, dpa (Archiv)

Den Tag, an dem die Bomben hochgingen, werden die BVB-Profis wohl nie vergessen. Er hat tiefe Wunden hinterlassen. Vieles kommt wieder hoch, jetzt, wo Sergej W. vor Gericht steht.

Es gibt dieses eine Thema, an dem auch die Macher des Borussia Dortmund-Vereinsmagazins nicht vorbeikommen. Erst recht nicht beim Rückblick auf 2017, „ein extremes Jahr“, wie auf der Titelseite von Echt zu lesen ist. Erinnert wird an den umjubelten Pokalsieg, an die geschmacklosen Beleidigungen gegenüber RB Leipzig und die folgende Sperrung der Südtribüne, an den Streik des Stars Ousmane Dembélé und natürlich an diesen Tag im April, den die BVB-Profis wohl nie vergessen werden. Den Tag, an dem die Bombe den Mannschaftsbus getroffen hat.

In dieser Woche werden die Bilder des traumatischen Anschlags noch einmal mit großer Wucht zurückkommen. Am Donnerstag beginnt vor dem Landgericht Dortmund der Prozess gegen Sergej W. – gegen den Mann, dem versuchter Mord in 28 Fällen und gefährliche Körperverletzung in zwei Fällen vorgeworfen wird. Der heimtückisch, aus Habgier und mit gemeingefährlichen Mittel gehandelt haben soll. Der mit großer Wahrscheinlichkeit verantwortlich ist für tiefe Wunden, die bis heute nicht ganz verheilt sind.

In den kühlen Apriltagen kurz vor Ostern ist Sergej W. zu Gast im Hotel L’Arrivée, wo sich die Fußball-Profis des BVB vor ihren Heimspielen treffen. Hier draußen wirkt Dortmund überhaupt nicht wie eine Ruhrgebietsstadt, man hat eine hübsche Aussicht auf Einfamilienhäuser und akkurat gepflegte Gärten. In der Nacht zum 11. April verlässt W. um 0.44 Uhr das Hotel und kommt erst fünf Stunden später zurück. Die Ermittler wissen mittlerweile ziemlich genau, was in dieser Zeit passiert sein muss: Der 28-Jährige durchquert einen nahe gelegenen Buchenwald und trifft im Schein eines Lagerfeuers die letzten Vorbereitungen für ein Verbrechen, das er seit Monaten akribisch vorbereitet.

Sergej W. gönnt sich eine Massage und einen Bordellbesuch

Aus Wasserstoffperoxid, Fernzündern, Drähten und 65 fingerlangen Metallbolzen, die zu tödlichen Waffen werden sollen, setzt er drei kraftvolle Bomben zusammen. Er versteckt die Sprengsätze in einer Hecke am Rande des Hotelgeländes und platziert gefälschte Bekennerschreiben, die den Verdacht auf islamistische Terroristen lenken sollen. Am folgenden Tag gönnt er sich eine Massage im Wellness-Bereich des Hotels und einen Bordellbesuch. So steht es nach Informationen verschiedener Medien in der Anklageschrift.

Die Bomben sollen kurz vor dem Champions League-Spiel des BVB gegen AS Monaco hochgehen – am frühen Abend, wenn sich der Mannschaftsbus mit den Dortmunder Spielern, den Trainern und dem Betreuerstab in Bewegung setzt. Und sie sollen Sergej W. zu einem reichen Mann machen. Denn der 28-Jährige hat in der Woche zuvor für über 26.000 Euro Optionsscheine und Kontrakte gekauft. Geht der Kurs der Dortmunder Aktie in den Keller, so sein Kalkül, würde ihm das zu einem ordentlichen Gewinn verhelfen.

Nuri Sahin sagt: „Innerhalb von zwei Sekunden lief mein ganzes Leben an mir vorbei“

Und zunächst scheint der Plan aufzugehen. Die Bomben explodieren, als der Bus 90 Minuten vor Anpfiff aufbricht, Metallsplitter fliegen durch die Luft, dringen in den Bus ein. BVB-Verteidiger Marc Bartra brüllt vor Schmerz, sein Unterarm ist von den Splittern schwer verletzt worden. Die Spieler wissen nicht, was los ist. Sie fürchten, von Leuten mit Maschinengewehren hingerichtet zu werden. „Auf den Boden!“ brüllen mehrere Spieler. Andere schreien den Busfahrer an, dass er sie wegbringen soll. Monate später beschreibt Mittelfeldspieler Nuri Sahin die dramatischen Szenen in der Players Tribune so: „Meine Gedanken rasten. Innerhalb von zwei Sekunden lief mein ganzes Leben an mir vorbei. Ich dachte ans Sterben, aber auch ans Leben. Dann dachte ich an meine Familie. Ich sah meinen fünfjährigen Sohn, meine einjährige Tochter und meine Frau. Ich konnte sie bei mir fühlen.“ Sergej W. bestellt wenige Meter weiter im L’Arrivée ein Steak vom Lavagrill mit Süßkartoffeln.

Das L'Arrivée in Dortmund: Sergej W. aß drinnen Steak vom Lavagrill mit Süßkartoffeln, als draußen die Bombe explodierte. 
Foto: Guido Kirchner, dpa

Da weiß er noch nicht, dass die meisten Metallbolzen über den Bus hinausschießen, weil er die mittlere und wichtigste Bombe etwas zu hoch angebracht hat. Seine Fehlplanung rettet wohl viele Leben. Die Partie gegen AS Monaco wird abgesagt, muss aber schon am nächsten Abend nachgeholt werden. Zeit, diesen Anschlag zu verarbeiten, sieht das Geschäft nicht vor. Der BVB verliert die Partie zwar mit 2:3, aber irgendwie funktioniert die Mannschaft. Erst nach dem Abpfiff, „als der Druck abfiel, kam plötzlich alles hoch, viele haben offen geweint“, erzählt Matthias Ginter einige Wochen später der Süddeutschen Zeitung. „In den Tagen danach hat jeder mit jedem gesprochen, in kleinen Gruppen oder vor der gesamten Mannschaft. Wie man schläft, wie es weitergehen soll, wie sich die Sicherheitsvorkehrungen ändern müssen“, berichtet der Verteidiger. Ginter hat schon die Anschläge von Paris 2015 erlebt, als er während eines Spiels mit der Nationalmannschaft die Detonationen draußen vor dem Stadion hört und eine angstvolle Nacht in der Kabine verbringt. Hätte in Dortmund nicht „mehr als die Hälfte der Sprengladung den Bus verfehlt, säße ich vielleicht nicht hier“, sagt der heutige Mönchengladbacher nachdenklich.

Das Verhältnis zwischen Tuchel und Watzke zerbricht endgültig

Es ist eine Nacht mit vielen Folgen. Ginter zieht ein Karriereende in Erwägung. Politiker, Funktionäre, Journalisten rätseln über Hintergründe. Die Terrormiliz IS? Linksterroristen? Rechte Hooligans? Und es ist die Nacht, in der das schon vorher angespannte Verhältnis zwischen Thomas Tuchel und dem BVB-Chef Hans-Joachim Watzke endgültig zerbricht. Zwischen dem Fußball-Trainer, den viele Experten für den talentiertesten in Deutschland halten, und dem einzigen Klub, der dem FC Bayern das Wasser reichen könnte. Tuchel ist – wie im Übrigen auch die meisten Spieler – entsetzt, dass die Champions-League-Partie schon am nächsten Tag nachgeholt werden muss und wirft Watzke vor, nicht auf eine andere Lösung gedrängt zu haben. „Wir hatten das Gefühl, dass wir behandelt werden, als wäre eine Bierdose an unseren Bus geflogen“, sagt der Trainer. Verteidiger Sokratis spricht davon, dass die Spieler „wie Tiere behandelt“ wurden.

Tuchels Kritik empfindet Watzke, der stolze Sauerländer, der viel Wert auf sein Image legt, als „hätte Mike Tyson dir aus dem Nichts eine vor den Kopf geballert“. Der Vorwurf der Unmenschlichkeit trifft einen wunden Punkt. „Auf einmal war ich der seelenlose Technokrat. Ich!“, sagt er Wochen später dem Spiegel. Bis zu diesem Moment sei er fest entschlossen gewesen, trotz zwischenmenschlicher Schwierigkeiten am Erfolgstrainer Tuchel festzuhalten. Nach dieser Bloßstellung sei das unmöglich gewesen.

Der Anschlag und seine Folgen sind eine zentrale Ursache für den Trainerwechsel zum glücklosen Holländer Peter Bosz, der inzwischen auch wieder gehen musste. Und für die sportliche Krise, in die der Klub im Herbst geraten ist. Die Folgen des Bombenanschlags und das Trauma im Teambus haben daran womöglich mehr Anteil, als viele Beobachter glauben.

BVB-Spieler Marc Bartra und ein Polizist wurden bei dem Anschlag verletzt.
Foto: Bernd Thissen, dpa

Auf der Mitgliederversammlung Ende November bringt Watzke in einer klug konstruierten Rede den Gedanken ins Spiel, dass die Erlebnisse vom April ein Grund für die regelmäßigen Einbrüche der Mannschaft nach Gegentreffern sein könnten. Tatsächlich ist denkbar, dass der Umgang mit Bedrohungs- und Angstsituationen auf dem Platz nicht mehr so gut funktioniert. „Wenn ich jetzt mit der Mannschaft nicht so hart umgehe, sollten wir das bei aller berechtigter Kritik einfließen lassen“, sagt der Geschäftsführer, der das Motiv des Angeklagten „wirklich krank, total ballaballa“ findet.

Sergej W. wollte reich werden. Er machte aber nur 5872,05 Euro Gewinn

Und damit ist er bei einigen großen Fragen, um die es beim Prozess, der bis März angesetzt ist, gehen wird: Wie konnte Sergej W. für einen am Ende keinesfalls sicheren Gewinn den Tod völlig unschuldiger Menschen in Kauf nehmen? Immerhin hatte er einen festen Job als Elektriker in einem Heizwerk im beschaulichen Rottenburg am Neckar. Wie konnte dieser Mann, der als kleines Kind mit seinen Eltern aus Russland nach Deutschland übersiedelte, glauben, sein Plan würde aufgehen und er könne unentdeckt bleiben? Er war ja sogar so leichtfertig, Teile der Optionsscheine über das Wlan-Netz des Hotels zu kaufen. In welcher psychischen Verfassung entschied er sich dafür, einen vielfachen Mord zu planen? Was ist das für ein Mann, der glaubt, als habgieriger Mörder vieler erfolgreicher Sportler und junger Väter glücklich werden zu können?

Bekannt ist, dass der 28-Jährige scheu ist, kein stabiles soziales Umfeld hat und dass ihn seine Freundin verlassen hatte. Sein Facebook-Profil legt außerdem nahe, dass er glaubte, nur mit Geld glücklich zu sein. Wäre W.s Plan aufgegangen, hätte er ein paar hunderttausend Euro Gewinn gemacht. Doch weil der Aktienkurs von Borussia Dortmund fast unverändert bleibt, streicht er nur 5872,05 Euro ein.

W. schmiedet sofort neue Pläne, sucht im Internet nach Aktien von Seilbahnbetreibern in den Alpen. Bis heute bestreitet er die Tat, behauptet, er habe nur ein paar Tage Urlaub im Hotel L’Arrivée machen wollen. Es wird wohl für viele Jahre sein letzter Urlaub gewesen sein.

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