Der Medicus: Star-Autor musste von Verfilmung erst überzeugt werden
Am Montag feierte "der Medicus" Premiere in Berlin. Beinahe wäre es nicht so weit gekommen: Autor Noah Gordon musste von der Verfilmung des Buches mühsam überzeugt werden.
Bestseller-Autor Noah Gordon (87) musste von der Verfilmung seines Romans "Der Medicus" erst mühsam überzeugt werden müssen. Die Produzenten Nico Hofmann und Wolf Bauer seien mehrmals zu ihm nach Boston gereist, um während Spaziergängen durch den Bostoner Stadtpark über das Projekt zu sprechen. Das berichteten die drei auf einer Pressekonferenz am Montag in Berlin vor der abendlichen Premiere des Films. Auf dem Podium saßen auch der Hauptdarsteller Tom Payne, Schauspieler wie Elyas M'Barek, Olivier Martinez und Stellan Skarsgård sowie Regisseur Philipp Stölzl.
"Der Medicus" nach über 30 Jahren auch als Film
Das Schwierigste sei gewesen, die "riesenreiche Geschichte" auf einen Film zu komprimieren, erzählte Stölzl. "Was lässt man weg? Was lässt man drin? Das ist irrsinnig schwierig." Man müsse verdichten, aber dem Geist der Geschichte treubleiben, sagte der Regisseur. Pferde, Hunde, Kinder, Komparsen - das sei filmisch eine Riesen-Wucht. Wenn er erfahren habe, dass Szenen ausgelassen oder verändert würden, sei er kritisch gewesen, sagte Autor Gordon. Er habe aber großes Vertrauen in die Macher gehabt - und sei begeistert von den Darstellern.
Hauptfigur will in Persien Medizin studieren
Für Produzent Wolf Bauer ging mit dem Projekt nahezu ein Jugendtraum in Erfüllung. Er habe sich fast 25 Jahre um die Rechte an der Geschichte des Waisen Rob Cole bemüht, sagte er. Vom mittelalterlichen England reist Cole ins persische Isfahan, um dort bei Ibn Sina (Ben Kingsley), "dem Arzt aller Ärzte", Medizin zu studieren. Doch der Weg zu Wissen und Erkenntnis ist steinig. Cole ist auf seiner langen Reise zahlreichen Gefahren ausgesetzt.
Gespielt wird Cole von Nachwuchs-Schauspieler Tom Payne (30). Auf die Frage, ob er bereit sei für den großen Hype, der auf ihn zukommen könnte, sagte Payne, er wolle erst mal abwarten und schauen. Außerdem brachte er die Journalisten mit seinen Deutschkenntnissen zum Lachen. "Ich hab' keinen Bock", "Ich will nicht mehr" und "Noch ein Bier", beherrschte er schon.
Zwischen Orient und Okzident - "Der Medicus" als bildgewaltiges Epos
Im mittelalterlichen London muss der kleine Rob Cole mit ansehen, wie seine Mutter stirbt. Er selbst meint den Tod zu spüren, als er ihr die Hand auf die Brust legt. Ein Ereignis, das sein Leben fortan prägen wird. Seine beiden jüngeren Geschwister kommen bei Familien unter, er schließt sich einem fahrenden Bader (Stellan Skarsgård) an, der ihm ein väterlicher Lehrer wird.
Doch irgendwann reichen Rob (Tom Payne) die unvollkommenen medizinischen Möglichkeiten nicht mehr. Als er von Juden erfährt, dass im weit entfernten Persien der legendäre Mediziner Ibn Sina (Ben Kingsley) lehrt und arbeitet, macht er sich auf die lange und abenteuerliche Reise nach Isfahan. Dort gelingt es ihm tatsächlich, an der Universität aufgenommen zu werden - unter großen Opfern: Der gläubige Christ gibt vor, Jude zu sein, und beschneidet sich selbst. Warum dies nachts in der Wüste geschehen muss, erschließt sich dem Zuschauer aber nicht unbedingt.
Getrieben von Neugier, aber auch vom tiefen Drang, den Menschen zu helfen, wird er zu Ibn Sinas bestem Studenten. Unterdessen brandet die Feindschaft zwischen den Aufgeklärten und den Fundamentalisten auf, denen die Universität ein Dorn im Auge ist. Eine zeitaktuelle Anspielung, die eher gewollt daherkommt, auch wenn die Toleranz zwischen den Weltreligionen ein zentrales Thema des Romans ist.
Zugleich bricht die Pest aus und rafft einen Großteil der Bevölkerung dahin. Dank Robs unermüdlicher Forschung und großer Beobachtungsgabe kann die Seuche gestoppt werden. Doch "Medicus" Rob reicht auch das nicht: Er will in den Menschen hineinschauen, ein Ansinnen, das in allen Religionen mit dem Tode bestraft wird. Doch das kann Rob nicht abschrecken. dpa/ AZ
Die Diskussion ist geschlossen.