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Klimawandel
16.06.2017

Die Erde machen die anderen kaputt - oder?

Auch Deutschland trägt eine Mitschuld, dass die Erde derzeit ausgebeutet wird. Wollten alle so leben wie wir, bräuchten wir 3,2 Erden.
Foto: Mike Nelsin/Archiv (dpa)

China und Trump machen die Erde kaputt - aber wir doch nicht! Als Öko-Musterschüler zeigen wir Deutsche gerne mit dem Finger auf andere - und lügen uns damit selbst etwas vor.

Es ist manchmal wie verflixt. Da hat man etwas die ganze Zeit vor seiner Nase und sieht es nicht. So ist das wohl auch bei dieser Geschichte. Das wäre zumindest die positive Interpretation. Positiv, weil das hieße ja: Wir machen gerade ziemlich viel verkehrt. Aber eigentlich sind wir ja keine schlechten Menschen. Wir wissen es halt nicht besser. Wie gesagt, das ist die positive Sicht der Dinge.

Das Problem ist nur leider so groß, dass es eigentlich nicht zu übersehen ist. Man muss nur die Augen aufmachen, ganz egal, wo man gerade ist. Man sieht es im eigenen Wohnzimmer, im Garten oder auf dem Balkon; man sieht es, wenn man zum Einkaufen geht oder den Müll rausbringt; ja sogar, wenn man in den Urlaub fährt, begleitet es uns ständig. Das Problem ist: Wir verbrauchen unsere Erde in rasendem Tempo. Und wenn man unser Verhalten nicht so nachsichtig positiv beurteilt, könnte man sagen, wir wollen es nicht sehen. Denn: Natürlich wissen wir das längst, man hört es ja ständig. Aber es gibt eben auch so viele Möglichkeiten, unser schlechtes Gewissen zu beruhigen, dass man die immer lauter werdenden Warnrufe bequem als Öko-Ideologie, Gutmenschentum oder schlicht Spinnerei abtun kann.

Schließlich sind wir ja nicht China, das als weltgrößter Kohleverheizer die Atmosphäre zerstört. Ein Land, das so wenig Rücksicht auf die Natur nimmt, dass sogar die Luft in seinen Städten lebensgefährlich ist. Oder die USA, deren verantwortungsloser Präsident jetzt das Klimaabkommen von Paris aufgekündigt hat. In Amerika fahren sie riesige Spritschlucker, lassen immer das Licht brennen und überall die Klimaanlage laufen. Weiß doch jeder. Wir Deutschen dagegen, wir haben die Klimakanzlerin; wir machen die Energiewende – die anderen Länder haben für so etwas noch nicht einmal ein Wort! Wir dämmen und isolieren alles, vom Hochhaus bis zur Hundehütte; wir sind Weltmeister im Mülltrennen und Recycling – auch wenn wir pro Kopf so viel Müll produzieren wie kaum eine andere Nation – und wenn es irgendein Land gibt, in dem Initiativen Erfolg haben wie jene, seinen geliebten „Coffee to go“ in den mitgebrachten Thermosbecher abfüllen zu lassen und nicht in die Wegwerfware aus Pappe, dann wohl doch bei uns! Also wer sieht da was nicht?

Es fehlt bereits jetzt an "produktiver Fläche"

Gefühlt sind wir nicht schuld. Oder zumindest nicht mehr als alle anderen. Aber mit Gefühl ist dem Problem nicht beizukommen. Nur das deutsche Klima und nur die deutsche Umwelt zu retten wird nicht funktionieren. Doch selbst wenn das möglich wäre: Wir schaffen nicht mal das. Darum erst Mal ein Blick aufs Ganze, Mathematik statt Gefühl: Aktuell leben gut 7,5 Milliarden Menschen auf der Welt. Bis zum Ende des Jahrhunderts werden es bei gleichbleibendem Wachstumstempo rund elf Milliarden sein, die von dem leben müssen, was auf der Erde noch da ist oder laufend von der Natur nachgebildet wird – Biomasse, Sauerstoff, sauberes Wasser, … Das ist das eine.

Das andere ist: die Begrenztheit der Erde. Vom Ende des Ölzeitalters reden wir seit Jahrzehnten – auch wenn noch immer neue Ölfelder entdeckt oder wie etwa durch Fracking ganz neue fossile Energiequellen erschlossen werden. Was uns erst seit einigen Jahren bewusster wird, sind die Belastungsgrenzen unseres Ökosystems. Der Planet ist mittlerweile bis in den letzten Winkel vermessen. Dutzende Beobachtungssatelliten umkreisen ihn permanent und liefern einen nie endenden Strom an Daten – vom Zustand der Böden und der Strömung der Meere bis zur Größe der Wälder. Damit können die Wissenschaftler recht genau bestimmen, wie es um die Erde steht. Im Prinzip eine Buchhaltertätigkeit: sehen, was da ist, und berechnen, was damit produziert werden kann. Auf einem Feld kann man Getreide anbauen, Wald wachsen lassen oder es mit Häusern und Straßen bebauen. Aber eben nicht alles gleichzeitig.

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Gemacht hat so eine Berechnung Mathis Wackernagel, Pionier des sogenannten ökologischen Fußabdrucks, nach Daten etwa der Uno und der Welternährungsorganisation. Demnach gibt es auf der Erde insgesamt gut zwölf Milliarden Hektar produktive Fläche – rund ein Viertel der Erdoberfläche. Dies sind „Land- und Wasserflächen, die in der Lage sind, ökologische Dienstleistungen für den menschlichen Gebrauch zu liefern“, also Acker- und Weideland, Fischgründe, Wald, aber auch bebautes Land.

Zwölf Milliarden. Und jetzt zur Dimension des Problems, vor dem wir stehen: Um den Konsum aller Menschen allein im Jahr 2011 zu decken, hätten wir 18,5 Milliarden Hektar benötigt. Eine Lücke von 6,5 Milliarden Hektar. Zum Vergleich: Afrika ist etwa 3 Milliarden Hektar groß. Das Defizit geht auf Kosten des Ökosystems, das unser Überleben sichern soll. Seitdem ist unser Konsum weiter gewachsen – und die Weltbevölkerung auch. Verschwunden sind in den vergangenen 100 Jahren dagegen so viele Tier- und Pflanzenarten, wie zuletzt beim Aussterben der Dinosaurier.

Wir bräuchten 3,2 Erden, wollten alle so leben wie wir

Bereits am 2. August dieses Jahres wird die Menschheit alle Ressourcen aufgebraucht haben, die von der Erde heuer erneuert werden. Von da an zehren wir von der Substanz. Deutschland liegt bei den Berechnungen zum Ressourcenverbrauch übrigens im weltweiten Spitzenfeld: Wollten alle Menschen auf der Welt so leben wie der deutsche Durchschnitt, bräuchten wir 3,2 Erden. Wie gesagt, Buchhaltertätigkeit.

Das große Bild, die einfache Mathematik – beides leider eher abstrakte Dinge. Wenn man sehr unbewusst die Annehmlichkeiten des Alltags in einem modernen, industrialisierten Land genießt, wird man nicht jeden Tag daran erinnert, dass nichts von dem selbstverständlich ist – und für den größten Teil der Menschen auf dem Planeten unerreichbar. Solange noch nicht all die Menschen aus den Gebieten der Erde unterwegs sind, die wegen Ressourcenauszehrung, falscher Bewirtschaftung und Klimawandel unbewohnbar werden, kann man hier Bio-Flugobst vom anderen Ende der Welt kaufen und sich im Übrigen der Illusion hingeben, alles sei schon nicht so schlimm.

Zeit also, heranzuzoomen an uns und jenen Alltag. An Gelbe Tonnen und das allgegenwärtige Plastik; an das Grillfest mit mehr Fleisch, als alle zusammen essen können und den Flug in den Kurzurlaub – und damit zu der Frage, wie es sein kann, dass all dies in den vergangenen Jahrzehnten scheinbar so viel billiger geworden ist.

Man kann es so plakativ formulieren wie Evi Hartmann, Professorin für Betriebswirtschaft an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, die sich mit Globalisierung und Moral beschäftigt und jüngst ein Sachbuch mit dem Titel „Wie viele Sklaven halten Sie?“ (Campus, 224 Seiten, 17,95 Euro) veröffentlicht hat. Ihre Anklage: Das meiste von dem, was wir eher unbedacht konsumieren, ist nur deswegen so billig, weil es unter sklavenartigen Arbeitsbedingungen hergestellt wurde. Handys oder Tablets zum Beispiel, für die man seltene Mineralien benötigt, die in Afrika auch Kinder aus der Erde kratzen müssen. Zusammengebaut werden die Geräte dann meist in China, einem Land, das für die Hersteller den Vorteil hat, die Produktion nicht durch umfangreiche Arbeiterschutzgesetze zu verteuern und das zudem einen Großteil seiner Energie aus Kohle bezieht.

Wenn wir nach wenigen Monaten unser altes Handy gegen ein neueres tauschen, spiegelt der Preis, den wir zahlen, also längst nicht die wahren Kosten dieser Wegwerfproduktion. Ach ja: Alte Elektrogeräte landen meist in Afrika, wo sie ohne Rücksicht auf das Leben der Arbeiter oder die Umwelt ausgeschlachtet werden, um das, was noch Geld bringt, weiterzuverkaufen, den Rest – na ja, wir wissen es ja …

Auf hohe Effizienz folgt hoher Verbrauch

Das Prinzip, möglichst viele Kosten an die Allgemeinheit auszulagern, um den Ladenpreis so niedrig wie möglich erscheinen zu lassen, ist in unsere globalisierte Wirtschaftsweise eingeschrieben. Es produziert billiges Fleisch und billige Möbel, die keinen Umzug mitmachen; es steckt in Flachbildschirmen und T-Shirts; es zeigt sich im Plastikmüll im Meer und am Feinstaubalarm in Großstädten. Die Ausbeutung von Arbeitskräften und natürlichen Ressourcen sind möglich, solange Waren-, Güter- und Informationsströme keine Grenzen kennen, Regeln – aber auch Werte und Einstellungen – nicht über nationale oder kulturelle Grenzen hinweg geteilt werden. Die Luft, die Meere, das Wasser – was allen gehört, kostet scheinbar nichts. Die industrialisierte Landwirtschaft ist davon im Übrigen nicht ausgenommen.

Vor allem aber ist diese Art der kapitalistischen Kostensozialisierung möglich, solange zwischen dem Bewusstsein der Konsumenten und ihrem Handeln so ein Graben klafft. Wir wissen alles. Und tun – wenig. Auch Deutschland wird wohl seine selbst gesteckten Klimaziele für 2020 verfehlen. Auf das Versprechen, es durch mehr Energieeffizienz in Zukunft besser zu machen, sollte man sich eher nicht verlassen. In aller Regel führt mehr Effizienz vor allem zu: mehr Verbrauch. Treffend beschrieben hat dies der Soziologe Michael Carolan in seinem Sachbuch „Cheaponomics – warum billig zu teuer ist“ (Lizenzausgabe über die Bundeszentrale für Politische Bildung). Egal ob Kohlekraftwerke, Energiesparlampen oder Autos: Wenn die Technik effizienter wird, wird der Konsum billiger. Und wenn Menschen an einer Stelle Geld sparen, tun sie was? Sie steigern an einer anderen ihren Konsum …

Genauso wirkungsvoll ist eine andere Ausrede: Ich kann nichts tun, das müssen Regierungen regeln. Außerdem ändert mein Konsum ja nichts am Problem. Ich verzichte – und zahle trotzdem für die Folgen des Konsums der anderen. Kurzfristig stimmt das sogar. Wenn die Kinder die Schokoladenschublade im Küchenschrank plündern, würde man ihnen das als Ausrede wohl eher nicht durchgehen lassen.

War’s das also? Die Wahl, ob man der Situation ohnmächtig oder gleichgültig gegenübertreten will? Vielleicht gibt es ja doch eine positive Sicht der Dinge. Wir kennen ja nicht nur das Problem. Wir kennen ja auch die Lösung. Ausbrechen aus Gewohnheiten. Mehr überlegen vor dem Konsum, weniger kaufen von dem scheinbar billigen Zeug. Dinge lange nutzen und reparieren, wenn sie kaputtgehen. Dann erst recyceln. Viel wichtiger aber: Niemand zwingt uns, so zu leben, wie wir es tun. Und es lebt sich tatsächlich besser ohne schlechtes Gewissen.

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