Die Sommerzeit einfach abschaffen? Ein Pro und Contra
Ist die Sommerzeit ein Irrtum, der abgeschafft gehört? Oder ist sie vielmehr der Anfang einer Emanzipationsbewegung? Diese Argumente sprechen für und gegen die Sommerzeit.
Pro Sommerzeit abschaffen: Bei so vielen Argumenten, mit welchem da eigentlich beginnen? Zum Beispiel mit den Kühen. Ja, o.k., kennt man, aber dennoch: Auch die nämlich kommen durcheinander, wenn plötzlich die Melkmaschine eine Stunde früher anspringt – und ist die Kuh erst einmal durcheinander, gibt sie auch nicht mehr so viel Milch. Das Argument kann einem natürlich auch egal sein, zur Milchknappheit führt die Zeitumstellung nicht, aber so weit ist der Mensch von der Kuh verwandtschaftlich nun halt auch nicht entfernt. Bedeutet: Auch der kommt durcheinander, sitzt müde vor dem Glas Milch und rechnet nach: Wenn es jetzt zehn vor sieben Uhr ist, dann ist es doch eigentlich erst zehn vor sechs, oder?
Umstellung auf Sommerzeit 2015: Mensch beharrt gerne auf Irrtümer
Tatsache ist: Wer bislang um sechs Uhr aufstehen musste, also früh, nun aber wegen Umstellung um fünf, für den fühlt sich sechs Uhr an wie vier Uhr – also grauenhaft! Sechs Uhr ist also plötzlich mitten in der Nacht! Und warum das Ganze? Damit abends eine Stunde länger der Grill auf der Terrasse qualmt? Damit wir weniger Energie verbrauchen, als Gegenargument im Übrigen längst als purer Mumpitz entlarvt. Aber der Mensch beharrt ja gerne auf seinen Irrtümern.
Was die Wissenschaft auch festgestellt hat, vor allem Menschen mit Schlafstörungen leiden unter der Zeitmanipulation. Dafürbräuchte es keine Untersuchung. Fragen Sie bitte den nächstbesten Schüler. Eine massivere Schlafstörung als das Weckerklingeln gibt es für den nicht. Nun also eine Stunde früher! Was auch bedeutet: Der Schüler schläft in der Schule eine Stunde länger. Sind die Kinder kleiner, ist es auch nicht besser. Dann beginnt die Schlafstörung am Abend, sprich, das Kind stört die Eltern eine Stunde länger… Schließlich ist es ja noch hell. Den Kühen ergeht es vermutlich ähnlich! Weiter: Sommerzeit abschaffen - nein!
---Trennung _Sommerzeit bitte nicht abschaffen!_ Trennung---
Contra Sommerzeit abschaffen: Allein des wunderbaren Wortes wegen, das uns – gratis übrigens – anstrahlt wie eine Verheißung, sollte man für die Beibehaltung der Sommerzeit sein. Über die Stichhaltigkeit der Argumente zu streiten, mit denen einst die Zeitumstellung begründet wurde, führt übrigens zu nichts. Brutto, netto? Ach, öde Debatten. Die überlassen wir Strompreisrechnern, Melkpsychologen, Biorhythmusverstehern, Durchschlafdeutern und Statistikern.
Das macht die Sommerzeit so kostbar
Was die Sommerzeit so kostbar macht, ist natürlich die Garantie langer Abende, die wundersame Ausdehnung des Tages. Licht, das der Nacht abgerungen wird, ist doch das schönste Licht. Sommerzeit heißt: Lebensverlängerung draußen. Träumen, bevor es dunkel wird. Doch der eigentliche Wert der Sommerzeit ist ein anderer. Dass wir zweimal im Jahr an der Uhr drehen, einfach im Frühjahr eine Stunde vorspringen und im Herbst eine Stunde zurück, ist ein Akt menschlicher Autonomie.
Wir sind es, die die Zeit gestalten. Wir bestimmen, wie spät es ist! Es ist eine Sache der Vereinbarung, ob es 15.30 Uhr ist oder 16.30 Uhr. Eben war’s noch zwei, einen Augenblick später ist es drei! Das ist eine tröstliche Gewissheit deshalb, weil die Sommerzeit plastisch vor Augen führt, dass alles Zeitmaß Willkür ist. Die Uhr, die wir anstarren: nichts als eine vorläufig gültige Abmachung wie die Fünfprozenthürde. So steckt in der Dehnungsfuge jener Stunde zwischen Winterzeit und Sommerzeit der Keim für wachsende Gelassenheit gegenüber jedem Zeitdiktat. Die hin- und hergetauschte Stunde ist ein anarchisches Element. Vielleicht ist die Sommerzeit der Anfang einer Emanzipationsbewegung. Weg mit den Uhren, ein jeder lebe seine Zeit, so wie jedem einmal die Stunde schlägt, egal, ob es noch hell oder schon dunkel ist.
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