Die vielen Gesichter der Barbra Streisand
Bei Barbra Streisand genügt schon der Name für die Aufnahme in die Weltstar-Charts. Egal, ob sie singt, protestiert oder in Filmen spielt. Dabei hält sie sich für faul.
Dass Neulinge, mit Millionen Downloads im Rücken, schon als Weltstars gehandelt werden, kann Barbra Streisand nur ein müdes Lächeln entlocken. Hat sie nicht im Lauf ihres Lebens 140 Millionen Alben verkauft, in unvergessenen Hollywood-Filmen mitgespielt und für Minderheiten und Frauenrechte protestiert? Mit den Preisen, die sie für ihr humanitäres und politisches Engagement erhalten hat, könnte sie die Wände ihrer edlen Domizile pflastern.
Barbra Streisand feiert am 24. April 2017 ihren 75. Geburtstag. Nicht, dass sie müde wäre. Obwohl Livekonzerte nie so recht ihr Ding waren, geht sie die nächsten Wochen in den USA und europäischen Städten auf Tour. Dass die Sängerin nach wie vor lange Töne, Tiefen und eine raffinierte Phrasierung beherrscht, gilt in der Medienlandschaft als ausgemacht. Dass sie bei den hohen Stellen seit jeher näselt und presst, darüber schweigt des Kritikers Höflichkeit. Es ist halt die Streisand.
Barbra statt Barbara: "Mein Name soll einzigartig sein"
Aber da war die Persönlichkeit: Ein Mädchen, das dem bedrückenden Alltag in Brooklyn/New York entkommen wollte, den tristen Straßen zwischen Backstein und Feuerleitern. Zäh kämpfte sich die Tochter einer orthodox-jüdischen Familie durch die Nachtklubs und schaffte fast aus dem Stegreif eine Schallplattenkarriere.
Barbara Joan Streisand, die das zweite „a“ in Barbara schnell knickte („mein Name sollte einzigartig sein“), eroberte um 1965 auch Europa. Die Streisand war „in“, so wie Bossa Nova und Françoise Hardy. Mochten auch Hippie-Bands wie Grateful Dead die kommenden Jahre bestimmen, das gehobene Bürgertum fuhr auf die Streisand ab. Auf ihre Balladen, auf die Art und Weise, wie sie die Songklassiker Amerikas von George Gershwin, Irving Berlin oder Stephen Sondheim neu auflegte.
Barbra Streisand erhielt unter anderem zwei Oscars
Es spielte auch keine Rolle, dass die Streisand eine große, nie korrigierte Nase hatte. Wenn sie von Kolleginnen parodiert wurde, durften auch der Mittelscheitel und der leichte Silberblick nicht fehlen. Nebbich, würde Barbra sagen, die einige wunderbare Filme gedreht hat: „Is’ was, Doc?“ etwa, eine großartige Referenz an die Komödien der 30er Jahre.
Als ihr persönliches Meisterwerk erwies sich der Film „Yentl“, für dessen Realisierung 1983 die Drehbuchautorin, Produzentin, Hauptdarstellerin und Regisseurin 15 Jahre gekämpft hatte. Es geht um ein ostjüdisches Mädchen, das sich 1904 als Junge verkleidet, um eine Talmud-Schule besuchen zu können. Wo blieben die Oscars? Den ersten hatte Streisand für das Film-Musical „Funny Girl“ von 1968 erhalten. Den zweiten bekam sie für den von ihr verfassten Song „Evergreen“ aus dem Film „A Star is born“.
Barbra Streisand war in den 60ern mit dem Kollegen Elliot Gould verheiratet. Ehemann Nummer zwei, James Brolin, ist auch Schauspieler. Sich selbst hat sie so beschrieben: „Ich bin einfach, kompliziert, großzügig, selbstsüchtig, unattraktiv, faul und ehrgeizig.“
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