Diskus-Olympiasieger Robert Harting freut sich auf Zwillinge
Der ehemalige Weltklasse-Leichtathlet Robert Harting wird bald zweifacher Vater. Wie er sich auf die neue Aufgabe als Hausmann und die Zwillinge vorbereitet.
Zwei Jahrzehnte lang Leichtathlet, seit Jahren Student, bald Master of Arts, eine eigene Firma, nebenbei Filmstar - und im Frühsommer ein harter Schnitt: Mit seinen Riesenpranken muss Robert Harting dann Windeln wechseln. Der Diskuswurf-Olympiasieger wird Papa, Vater von Zwillingen, bald spielt er den Hausmann. Und er kennt ein neues Gefühl, das sich für ihn seltsam anfühlt: Nach seiner Sportkarriere ist der ehemalige Weltklasse-Leichtathlet auf der Suche nach der gewonnenen Zeit.
"Ich hab' jetzt fünf Stunden am Tag mehr Zeit. Da denkt man: Du kannst Berge versetzen!", sagte der 34-Jährige der Deutschen Presse-Agentur . "Kannst du aber nicht. Die Gefahr besteht, es sich in der Komfortzone gemütlich zu machen", gab der Berliner zu. "Ergo: Ich muss Zeit neu kennenlernen."
Robert Harting: "Bin mir der Verantwortung bewusst"
Mit Glanz in den Augen und Stolz in der Stimme spricht er in einem Berliner Café davon, wie er sich auf den Nachwuchs im Hause Harting freut. Den Ernst der Lage hat der dreimalige Weltmeister aber schon begriffen. Um sich nicht so viel Stress zu machen, wendet er einen alten Psycho-Trick an. "Ich unterschätze das leicht - aber ich bin mir der Verantwortung bewusst. Die Freuden überwiegen die Strapazen. Das wird cool", meinte der dreimalige Diskus-Weltmeister, der seine erfolgreiche Karriere beim ISTAF im Herbst 2018 beendet hatte.
"Ich habe keinen Schiss", sagte Harting lachend. Vielleicht vererbt der gebürtige Lausitzer ja auch seinen manchmal schrägen Humor: "Ich freue mich schon auf den wenigen Schlaf und das Rumgezicke zwischen uns Eltern." Die Hartings haben viele Freunde mit Zwillingen. "Die geben jetzt alle ihre Skills und Erfahrungen weiter: welcher Kinderwagen, welche Fütterungstechnik und so weiter", erzählte der Ex-Sportler.
"Ich möchte mir seine Riesenpranken gar nicht beim Windeln wechseln vorstellen. Das ist ja wie Abenteuerurlaub", sagte Jürgen Kessing, Präsident des Deutschen Leichtathletik-Verbandes, der dpa am Rande der deutschen Hallenmeisterschaften in Leipzig. Der DLV-Chef würde es gerne sehen, wenn Harting irgendwann mal eine Rolle im Verband übernehmen könnte. "Er ist ja nicht aus der Welt. Es gibt kaum jemanden, der mehr praktische Erfahrung hat als er", betonte Kessing. "Und es macht sicher Sinn und ist klug, solche Menschen in die künftige Verbandsarbeit einzubinden."
Im Mai oder Juni sollen die Zwillinge kommen
Ende Mai/Anfang Juni soll es mit den Zwillingen so weit sein. Für Julia Harting ist in diesem Jahr der Nachwuchs das Ein und Alles, 2020 will die 28 Jahre alte Diskuswerferin vom SCC Berlin noch einmal bei den Olympischen Spielen in Tokio starten - es wären ihre dritten. Haushalt, Zwillinge, Training, Wettkämpfe - geht das überhaupt?
Robert Harting nickt. "Ich habe mir vorgenommen, nach der Geburt ein Jahr zu Hause zu bleiben und Julia das Comeback bei den Olympischen Spielen 2020 zu ermöglichen", versicherte der Riese mit dem Vollbart. "Sie ist motiviert bis in die Haarspitzen! Sie trainiert ja noch."
Vor Entscheidungen hat sich bei ihm "die Kopf-Hand-Bauch-Regel" bewährt. Und mit Jahren ist der frühere Hitzkopf ruhiger geworden. "Es entspannt einen auch, weil man nicht mehr den Druck hat", versichert der Student der Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation an der Berliner Universität der Künste. Im August will Harting Master of Arts sein - ein sportliches Ziel.
Auch vor der Kamera möchte Deutschlands erfolgreichster Leichtathlet der vergangenen 15 Jahre für einige Drehtage noch stehen. Denn nach dem transmedialen Filmprojekt "Sechsviertel", in dem auch die unbekannten Seiten des eigenwilligen Stars gezeigt wurden, planen die Macher um Regisseur Guido Weihermüller nun einen Kinofilm. Robert Harting tanzt in diesem Jahr also auf vielen Hochzeiten - aber er bleibt Optimist: "Am Ende wird alles gut." (dpa)
Die Diskussion ist geschlossen.