Disney+ ist eine Kampfansage an Netflix
Disney+ soll bisherigen Streaming-Anbietern Konkurrenz machen. Film- und Serienfans bekommen mehr Auswahl - langfristig könnte das aber seinen Preis haben.
Das Tempo, in dem sich gerade der milliardenschwere Video-Streaming-Markt neu sortiert, ist atemberaubend. So folgte der Ankündigung, dass der Streamingdienst Netflix in Deutschland zwei von drei seiner Abo-Varianten verteuert, tags darauf am Donnerstag die Ankündigung: Disney wird zum 12. November seinen eigenen Streamingdienst in den USA starten.
Zum Kampfpreis von 6,99 US-Dollar im Monat, und damit günstiger als Konkurrent Netflix, bietet Disney+ dann Filme und Serien seiner Marken Disney („Die Eiskönigin“), Pixar („Die Unglaublichen“), Marvel („Avengers“), Star Wars oder des Senders National Geographic. Zudem will der Konzern alle 30 Staffeln der Kultserie „Simpsons“ vom ersten Tag an zeigen.
Hinzu kommen Produktionen des US-Senders Fox wie „Malcolm mittendrin“ – und damit weitere tausende Serienepisoden und mehr als 500 Filme. Noch im ersten Jahr werde Disney+ mehr als 25 Serien-Eigenproduktionen und zehn neue Filme und Dokus veröffentlichen.
Ziel sei es, schnell global zu expandieren und binnen zwei Jahren in fast allen größeren Weltregionen präsent zu sein. Disney-Chef Robert Iger sprach in der Nacht auf Freitag unserer Zeit von einem „schwungvollen Schritt in eine aufregende neue Ära“ – in der Kunden eine direkte Verbindung zu den Disney-Inhalten hätten.
Disney+: Auch Apple plant Streaming-Service
Ein Seitenhieb auf Netflix und andere Anbieter, die bislang Disney-Produktionen zeigen. Inwiefern sie das weiter tun können, ist offen. Klar ist, dass ihnen aus dem Stand mit Disney+ ein ernst zu nehmender Konkurrent erwächst. Disney rechnet mit 60 bis 90 Millionen Kunden bis 2024. Netflix hat nach eigenen Angaben 139 Millionen Nutzer in über 190 Ländern. In Deutschland sind es mehr als fünf Millionen.
Disney+ ist dabei nicht der einzige neue Konkurrent für Netflix. Kürzlich kündigte Apple einen Video-Streamingdienst für den Herbst an und versprach Produktionen von und mit Hollywood-Stars, darunter Reese Witherspoon und Jennifer Aniston. Zum Abo-Preis äußerte sich Apple nicht.
Wird Streaming langfristig teurer?
Was für Film- und Serienfans nach großer Auswahl zum kleinen Preis klingt, könnte auf längere Sicht zu einer Preisspirale nach oben führen. Zumindest ist das eine Befürchtung von Verbraucherschützern. Ähnlich wie Onlinehändler, etwa Amazon (das mit Prime Video einen Streamingdienst hat), könnten auch Netflix und Co. versuchen, ihre Preisgestaltung vom jeweiligen Endgerät oder Standort des Kunden abhängig zu machen. Mit tendenziell steigenden Preisen.
Sebastian Klöß vom IT-Branchenverband Bitkom beschreibt dies im Gespräch mit unserer Redaktion als ein „durchaus reizvolles“ Preis-Modell für Streaminganbieter. Für wahrscheinlicher halte er es, dass diese zunächst bei „überschaubaren Abo-Modellen“ bleiben werden. Die Preiserhöhung von Netflix sei relativ moderat; der deutsche Markt werde sie akzeptieren, sagt er. Klöß geht aber davon aus, dass sich der Streamingmarkt aufsplittere. „Für Kunden, die ein breites Angebot wollen, wird es künftig teurer werden. Denn sie werden mehrere Abos benötigen.“
Netflix bietet in Deutschland seine günstigste Abo-Stufe unverändert für 7,99 Euro monatlich an. Die Preise für die anderen Abo-Stufen mit besserer Qualität und zur Nutzung auf mehreren Geräten erhöhten sich von 10,99 auf 11,99 Euro und von 13,99 auf 15,99 Euro.
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