Dr. Dre feiert 50. Geburtstag - Der Rapper lebt ein Märchen
Statt Gangster wurde er Musiker. Der Produzent Dr. Dre kommt aus dem berüchtigten Vorort Compton. Doch er schaffte den Sprung. Heute ist er ein Star und Macher von Eminem.
Das amerikanische Märchen: ein individueller Aufstieg, der allen gesellschaftlichen Wahrscheinlichkeiten zu widersprechen scheint. Es ist die Geschichte von André Romell Young. Sie hat vor jetzt 50 Jahren in Compton begonnen, jenem Vorort von Los Angeles, der berüchtigt wurde für die in ihm tobenden, tödlichen Bandenkriege, gerade zu jener Zeit, als André zwischen Schulproblemen und Familienproblemen heranwuchs. Und sie führt zur Reichsten-Liste des Magazins Forbes, auf dem André mit einem Verdienst von 620 Millionen Dollar im Jahr 2014 einen neuen Allzeit-Rekord für Menschen aus der Unterhaltungsbranche aufgestellt hat.
Dr. Dre: Ein HipHop-Produzent aus Compton
Es ist die Geschichte eines Mannes, den die ganze Musikwelt längst nur noch als Dr. Dre kennt. Mitte der Achtziger nämlich, als die Bandenkriege in Compton eskalierten, fand sich André Romell Young mit anderen Jungs zusammen im Namen einer Leidenschaft: zu basslastiger Musik von Platte reimten sie sprechsingend ihre Gedanken. Was die Szene da längst Rap nannte, eroberte bald die Welt, eine von Andrés Gruppen hieß N.W.A., sie wurde legendär, und auch die Namen seiner Mitstreiter wurden es: etwa Ice Cube und Eazy-E.
Dass Dr. Dre aber der Größte unter ihnen wurde, dafür hat er dann wesentlich nicht mehr selbst am Mikrofon gesorgt. Zwar war sein erstes Soloalbum „The Chronic“ ein Kassenschlager. Viel wichtiger aber wurde bald schon, was zunächst nur Begleiterscheinung schien: Dre veröffentlichte das Werk mit der eigenen Plattenfirma „Death Row Records“ – und er stellte darauf als Co-Rapper eine neue Stimme vor, Snoop Doggy Dogg. So fand Dre früh für sich eine Funktion, die heute längst als mächtigste Schaltstelle im Hip-Hop-Geschäft etabliert ist: die des Produzenten.
André Young entdeckte Rapper wie Eminem und 50 Cent
Mit seinen Reglern machte er nicht nur Snoop groß und kreierte mit dem „G-Funk“ eine eigene Klangnote, mit der sich auch Szene-Helden wie Tupac Shakur verfeinern ließen. Dr. Dre wurde auch zum Entdecker. So war der Aufstieg von Eminem und 50 Cent in den Branchen-Olymp seinem grandiosem Gespür und seiner entscheidenden Marktmacht zu verdanken. Unter seinem Namen und als Rapper veröffentlichte Dre überhaupt nur noch ein zweites Album („2001“ im Jahr 1999), das dritte ist schon so oft angekündigt und wieder verschoben worden, dass es längst Szenen-Mythos ist.
Aber passend zur Entwicklung des Rap ist André Young inzwischen vielmehr Unternehmer als Künstler. Den Großteil seines Vermögens macht er nämlich mit seiner Firma für Kopfhörer namens „Monster Beats“, die – kein Zufall – speziell wegen ihres wuchtigen Bassklangs beliebt sind. Und weil er dann auch noch seit bald 20 Jahren mit seiner Frau zusammenlebt, mit ihr auch zwei Kinder bekam, scheint es, als habe das Märchen auch noch diese Strudel im Leben des André Young geglättet, der ja selbst mehrfaches Scheidungskind war und ungewollt bereits mit 16 Vater. Aber auch die amerikanische Wirklichkeit kennt die zynische Pointe. So verlor André Young vor einigen Jahren einen Sohn durch Drogen. Kein Prekariats-, sondern ein Wohlstandsopfer.
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