Echo-Verleihung mit hohem Kreischfaktor
Silbermond jubelten, LaFee und Ralph Siegel schnieften vor Rührung. Jennifer Lopez trällerte auf Spanisch und Yusuf klang so wie früher, als er noch Cat Stevens hieß.Bildergalerie: Stars wie am Fließband
Berlin (dpa) - Silbermond jubelten, LaFee und Ralph Siegel schnieften vor Rührung. Jennifer Lopez trällerte auf Spanisch und Yusuf klang so wie früher, als er noch Cat Stevens hieß.
In Berlin wurde am Sonntagabend zum 16. Mal der Deutsche Musikpreis Echo verliehen. Glanz und Glamour brachten dabei internationale Stars wie Take That, Simply Red und Katie Melua, für den Kreischfaktor sorgten Tokio Hotel, die Killerpilze, die No Angels und aktuelle Kandidaten aus den Casting-Shows.
Mit Sonderpreisen für den engagierten Musiker Bono und den zum Islam konvertierten Sänger Yusuf zeigten die Veranstalter, die Deutsche Phono-Akademie, auch eine politische Note. Internationale Gewinner wie Robbie Williams, die Red Hot Chili Peppers und Hip-Hop- Star Eminem kamen nicht nach Berlin. So blieb der Fokus beim Echo, der sich gern auf Augenhöhe mit den Brit Awards und dem amerikanischen Grammy sieht, auf den nationalen Künstlern.
Die vier Mal nominierte sächsische Band Silbermond wurde für den Hit des Jahres ("Das Beste") und als bester Live-Act ausgezeichnet. "Vielen Dank für den geilen Abend", rief Sängerin Stefanie Kloß. Zu Tränen gerührt nahm LaFee, die aus der Nähe von Aachen stammt, den Preis im Palais am Funkturm entgegen und bedankte sich bei ihren Fans und bei "Familie, Gott, allen". Die 16-Jährige, von ihrem Produzenten geschickt auf dem Markt der Teenagersehnsüchte platziert, gewann sowohl den Titel als beste nationale Künstlerin Rock/Pop und als Newcomerin. Geschickt vermischt sie mädchenhafte Koketterie mit provozierender Attitüde - passende Textzeile: "Ich hau dir eine rein".
Der nationale Hip-Hop-Sieger Bushido erschien im weißen Anzug und mit Sonnenbrille auf der Bühne und kokettierte mit seinem Gangster- Image. "Wenn das eine Privatparty wäre, dann hättet ihr mich nicht eingeladen." Gesetzter ging es bei der Ehrung von Rosenstolz zu, die als beste Rock/Pop-Band ausgezeichnet wurden. Ihr Laudator, Berlins Regierender Bürgermeister Klaus "Wowi" Wowereit (SPD), lobte das "krasse Programm". Nicht nur Gekreische und Pfiffe, sondern auch einen Preis gab es für die vier Jungs von Tokio Hotel: Die Magdeburger gewannen mit "Der letzte Tag" den Echo für das beste Video.
DJ Ötzi zog seinen Hut - beziehungsweise seine Mütze - vor der Volksmusiktruppe Kastelruther Spatzen, die zum zehnten Mal einen Echo gewann. Bei den Männern holte Deutschlands Grand-Prix-Kandidat Roger Cicero ("Frauen regier'n die Welt") den Titel als bester Pop/Rock- Sänger. Brav gab er vor der Show zu Protokoll, wo er bei Jennifer Lopez als erstes hinschauen würde: "in die Augen".
Bono (U2) bekam einen Ehrenpreis für seinen weltweiten Kampf gegen Aids und Armut. Er werde mit dem "großen Herbert Grönemeyer" Urlaub in Heiligendamm machen, sagte er in Anspielung auf den G8-Gipfel der wichtigsten Industrienationen im Juni, wo er sich engagieren will. Auf Deutsch verlangte er: "Deine Stimme gegen Armut!" Produzent Ralph Siegel durfte sich über einen Preis für sein Lebenswerk freuen. Als Laudatorin bewegte Sängerin Nicole ihn zu Tränen. Mit ihr und "Ein bißchen Frieden" hatte er vor 25 Jahren den einzigen deutschen Triumph beim Grand Prix gefeiert. "Du schreibst Lieder für die Seele in einer immer oberflächlicheren Welt", sagte Nicole. Fast schluchzend lagen sich Siegel und die Sängerin dann in den Armen.
Sänger Yusuf (früher Cat Stevens) bekam ebenfalls einen Sonderpreis für sein Lebenswerk. Der zum Islam konvertierte Brite ("Morning Has Broken"), der 2006 sein Comeback als Sänger feierte, wurde als "Brückenbauer" zwischen den Kulturen gewürdigt. Die Zuschauer erhoben sich von ihren Plätzen, um Yusuf bei der Show zu applaudieren. Die Laudatio hielt Thomas Gottschalk, der den bärtigen Sänger und dessen Aussagen zum Islam gegen Kritik verteidigte. "Nehmen Sie das, was Popstars sagen, nicht so ernst."
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