Einsatz abgebrochen: Deutsche Helfer kehren aus Japan zurück
Ein Team der Kaufbeurer Hilfsorganisation Humedica hat seinen Einsatz in Japan vorzeitig abgebrochen und ist nach Deutschland zurückgekehrt.
„Es wäre unseren Mitarbeitern gegenüber einfach unverantwortlich gewesen, sie in Japan zu lassen“, sagt Steffen Richter, Sprecher der Hilfsorganisation Humedica. Das fünfköpfige Team, dem unter anderem Prof. Bernd Domres aus Tübingen, einer der erfahrensten Katastrophenmediziner Deutschlands, und die Ärztin Irmgard Harms aus Hindelang angehören, war noch am Freitag nach Tokio aufgebrochen.
Dort allerdings war es am Flughafen gestrandet. „Das größte Problem ist die schlampige Informationspolitik der japanischen Regierung, die die Fakten verschleiert und herunterspielt“, sagt Richter: „Das erinnert an Tschernobyl.“ Die Lage sei nicht einzuschätzen, die Gefährdung durch die entwichene Radioaktivität zu groß, sagt Richter. Deshalb ist das Team gestern nach Deutschland zurückgeflogen, es wird heute wieder in München landen.
Auch ein Erkundungsteam der Hilfsorganisation I.S.A.R. Germany ist umgekehrt. Die Präsidentin der Organisation begründet es damit, dass es noch kein internationales Hilfeersuchen der japanischen Regierung gebe. Die drei Experten von I.S.A.R. waren am Samstagmorgen in Tokio eingetroffen.
Im Auftrag der Bundesregierung hat das Technische Hilfswerk (THW) 41 Helfer nach Japan geschickt. Das Team wolle in Absprache mit der Regierung nach verschütteten Menschen suchen, sagt Einsatzleiter Klaus Buchmüller. Das Flugzeug mit den Helfern, drei Spürhunden und zwölf Tonnen Material war Samstagnacht in Tokio eingetroffen. Ein geplanter THW-Einsatz im Nordosten des Landes – in der Nähe der Kernkraftwerke – sei aus Sicherheitsgründen verworfen worden, sagt Buchmüller. Die japanische Seite habe erklärt, dass dies angesichts der möglicherweise verstrahlten Gebiete in der Nähe der beschädigten Atomkraftwerke nicht möglich sei. Stattdessen ist das Team jetzt in die vom Tsunami zerstörten Gebiete weiter nördlich aufgebrochen – nach Tome in der Provinz Miyagi. Mit dabei ist Strahlenexperte Mario König, der die Radioaktivität unterwegs überprüft. „Wenn die Gefahr real wird, ziehen wir uns zurück“, sagte er. (mit dpa)
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