Ende der Kulanz: Für Schüler wird es ernst
Nach den Sommerferien wird es für die Schüler ernst: Rechtschreibfehler werden ausnahmslos angestrichen, die Übergangsfrist nach der erneuten Reform der Rechtschreibung ist vorbei.
Die geänderte Rechtschreibreform war vor einem Jahr an den Schulen eingeführt worden. In der einjährigen Übergangszeit in Deutschland wurden veraltete Schreibweisen nicht als Fehler gewertet.
Auch die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen und die meisten ihrer Zeitungskunden setzen die überarbeitete Reform vom 1. August an um. An der behutsamen Eindeutschung von Fremdwörtern ("Biografie") halten die Agenturen fest, wissenschaftliche Fachausdrücke bleiben in alter Schreibweise erhalten ("Tomographie"). Die Agenturen haben ihre gemeinsamen Schreibentscheidungen zu Variantenwörtern auf der Webseite www.die-nachrichtenagenturen.de veröffentlicht.
Wegen der heftigen Kritik an der Rechtschreibreform von 1996 war das amtliche Regelwerk zum 1. August 2006 geändert worden. Entsprechend den Vorschlägen des Rats für deutsche Rechtschreibung sind seitdem in einigen besonders umstrittenen Bereichen die alten Schreibweisen wieder zugelassen.
Das neue Regelwerk lässt je nach Zählweise bei etwa 2500 Wörtern Varianten zu. Die Schüler dürfen zum Beispiel "kennenlernen" sowohl zusammen als auch getrennt schreiben, "Delfin" ist mit f oder ph zulässig.
Der Bundesvorsitzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Ludwig Eckinger, sagte am Dienstag der dpa, dass es aus den Schulen weitgehend nur positive Rückmeldungen zur Rechtschreibreform gebe. Die Schüler dürften zugelassene Varianten wählen, betonte er. Der Rat für deutsche Rechtschreibung wolle in der Zukunft aber die Zahl der Varianten reduzieren, um insgesamt für mehr Sicherheit beim Schreiben zu sorgen. Eckinger vertritt die Lehrerorganisationen im Rechtschreibrat.
Da die Agenturen nicht nur richtig, sondern auch einheitlich schreiben wollen, haben sie sich für jeweils eine Variante der Rechtschreibreform entschieden, selbst wenn zwei Varianten erlaubt sind - so schreiben die Agenturen zum Beispiel nur "kennenlernen".
Für die Agenturen gelten drei Grundsätze: Erstens halten sie sich an das Regelwerk, damit Schüler, die so schreiben, wie sie es in Agenturtexten lesen, in keinem Fall Fehler machen. Zweitens folgen die Agenturen den Wörterbuchverlagen Duden und Wahrig in allen Fällen, in denen diese gleichlautende Schreibempfehlungen geben. Das ist bei zwei von drei Variantenwörtern der Fall. Und drittens wählen die Agenturen dort, wo Duden und Wahrig unterschiedliche Empfehlungen abgeben, gemäß dem Wunsch ihrer Kunden ganz überwiegend die Vor- Reform-Schreibweisen.
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