Der letzte Stierkampf in Barcelona
Mit sechs toten Stieren endet in der spanischen Region Katalonien die Ära der Stierkämpfe. 2010 wurde das Stierkampf-Verbot beschlossen und so mit der alten Tradition gebrochen.
Zum letztes Mal haben die berühmtesten Matadore Spaniens am Sonntag die Stierkampfarena von Barcelona betreten, um sich mit den mächtigen Tieren zu messen. In der ausverkauften Arena La Monumental versammelten sich das Wochenende hindurch die Zuschauer, um dem Spektakel ein letztes Mal beizuwohnen, bevor das im Juli 2010 vom katalanischen Parlament beschlossene Verbot im Januar in Kraft tritt. Katalonien ist nach den Kanarischen Inseln die zweite Region Spaniens, die ein Stierkampf-Verbot verhängt.
Der katalanische Stierkämpfer Serafin Marin tötete am Sonntagabend unter dem tosenden Applaus der Zuschauer den letzten von sechs Bullen.
Sand aus der Stierkampfarena als Erinnerung
Die Arena Monumental war sofort nach Freigabe der Eintrittskarten ausverkauft, einige Karten sollen für bis zu 1.500 Euro verkauft worden sein. Unter den fast 20.000 Zuschauern waren glühende Anhänger des Stierkampfes, die gegen das Verbot vehement protestierten. "Die Arenen zu schließen - das ist, als würde man einen Picasso in den Müll schmeißen", sagte ein 68-jähriger Mann.
Nach dem Kampf stürmten viele Fans sogleich in die Arena und griffen sich eine Hand voll Sand als Andenken. Die Stierkämpfer wurden auf den Schultern aus der Arena hinaus auf die Straßen der Metropole getragen. In Sprechchören forderte die Menge eine Aufhebung des Verbots.
Handgemenge zwischen Fans und Tierschützern
Bei der Begegnung mit etwa 20 Tierschützern brach ein Handgemenge aus. Berichte über Verletzungen oder Festnahmen lagen aber zunächst nicht vor. Bereits vor der letzten Vorstellung kam es zwischen Anhängern der traditionellen Show und Tierschützern zu Wortgefechten, die lautstark waren aber friedlich blieben. "Das ist ein kleiner Sieg", sagte der Stierkampfgegner Lluís Villacorta. "Aber das tröstet mich nicht. Die Stiere, die hier nicht sterben, sterben an anderen Orten der Iberischen Halbinsel oder in Frankreich."
Die Popularität des Stierkampfs hat in Katalonien in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr abgenommen, im einzigen Stierkampfstadion der Region - dem Monumental - fanden zuletzt noch 15 Kämpfe pro Saison statt.
Stierkampf-Fans protestieren gegen das Verbot
Das Verbot rief dennoch die Befürworter des Stierkampfs auf die Barrikaden. "Das Verbot des Stierkampfs in Katalonien ist nichts anderes als ein Angriff auf die Freiheit", sagte der Präsident der Gruppe Mesa del Toro, Carlos Nuñez. Mit dem Versuch, 500.000 Unterschriften zu sammeln, wollen die Aktivisten das spanische Parlament überzeugen, den Stierkampf zum nationalen Kulturerbe zu erklären. Der Stierkampf ist mit rund 40.000 Arbeitsplätzen und Milliardengewinnen auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Spanien. Vor allem in Madrid und in Andalusien hat er nach wie vor viele Anhänger. Nur auf den Kanarischen Inseln wurde der ohnehin nie sonderlich populäre Stierkampf bereits 1991 verboten.
Die oppositionelle spanische Volkspartei (PP), die als Favorit für die Wahlen im November gilt, hat vor dem Verfassungsgericht Einspruch gegen das Stierkampfverbot erhoben. Deren Fraktion in Katalonien versucht zudem, die Umsetzung des Verbots zu verzögern. Viele Kritiker werfen den nach Unabhängigkeit strebenden Katalanen vor, sich weniger um den Tierschutz zu sorgen, als vielmehr zu versuchen, Spanien zu brüskieren. dapd/dpa/afp
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