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Tönnies und Corona
21.06.2020

Fair statt billig: Warum dänische Schlachthöfe ein Vorbild sind

Dänischer Schlachtbetrieb vor Corona: Die deutschen Zustände schrecken im Nachbarland ab.
Foto: Gewerkschaft NNF

Es geht auch anders: Dänemark hat eine ähnliche Fleischindustrie wie Deutschland, aber keine Skandale und Masseninfektionen. Wie faire Löhne vor Corona schützen.

In Dänemark leben ungefähr doppelt so viele Schweine wie Menschen. Das Land gehört zu den größten Schweinefleischproduzenten Europas. „Die riesigen Schlachthöfe sind mit denen in Deutschland vergleichbar“, sagt Jim Jensen, Vizechef der Gewerkschaft NNF. Danish Crown ist der größte Betrieb mit rund 8000 Mitarbeitern und 105.000 Schweinen pro Woche.

Trotz Vergleichbarkeit der Branche und auch des Lockdowns, den Dänemark, ähnlich wie Deutschland, durchführte, samt gegenwärtigen Lockerungen, ist es auf dänischen Schweinefleischschlachthöfen nicht zu so dramatischen Corona-Ausbrüchen gekommen wie nun zuletzt bei Tönnies in Nordrhein-Westfalen. Das habe mehrere Gründe, glaubt Jensen, obwohl die Branche unter größerem Druck stehe als die Konkurrenz in Deutschland.

Die Dänen leiden unter deutscher Billigkonkurrenz

 In einem gnadenlosen Wettkampf um immer niedrigere Kosten vor allem bei den Löhnen hat Dänemarks Fleischindustrie laut der Gewerkschaft in den letzten 15 bis 20 Jahren rund 4000 bis 5000 Arbeitsplätze an Deutschland verloren. „Die Deutschen haben uns sozusagen auskonkurriert: Sie haben die Kosten so weit gesenkt, unter anderem beim Lohn, dass wir nicht mithalten konnten.“

Denn die Fleischindustrie in Dänemark sei sozial ausgewogener. Die Stundenlöhne von 25 Euro gehören zu den höchsten in Europa. „Wir haben Tarifverträge in der gesamten Schweinefleischindustrie, an der sich fast 100 Prozent der Firmen orientieren. Im Vergleich zu Deutschland, wo die Lage viel schwieriger für Gewerkschaften ist, haben wir noch immer sehr gute Arbeitsbedingungen“, sagt Jensen.

Keine Werkverträge, strenge Kontrollen

Schwarzarbeit, Scheinselbstständigkeit mit Werkverträgen und Subunternehmen in Osteuropa gibt es in Dänemark so gut wie nicht. Entsprechende Regeln würden streng kontrolliert. „Die Arbeiter sind direkt bei den Fleischfirmen angestellt und der gewerkschaftliche Organisationsgrad ist relativ hoch“, sagt Jensen. In Deutschland sei der gewerkschaftliche Organisierungsgrad viel schlechter. „Unsere Kollegen von der deutschen Gewerkschaft kommen ja an die Mitarbeiter kaum ran. Die sind ja oft in Osteuropa angestellt und haben mehr oder weniger ein Verbot, mit der deutschen Gewerkschaft überhaupt zu sprechen. Wenn sie das tun, werden sie gefeuert.“

Ähnliches gelte im Krankheitsfall, und das sei der Knackpunkt im Vergleich zu Dänemark. „Ich glaube, die Kollegen, die in Deutschland arbeiten, haben große Angst, ihren Job zu verlieren, wenn sie sich krankschreiben lassen. Die wichtigste Anti-Corona-Maßnahme bei uns an den Schlachthöfen war, dass die Arbeitnehmer sich mit Lohnfortzahlung krankschreiben lassen können, ohne Angst vor der Kündigung haben zu müssen“, sagt Jensen.

70 Prozent der Schlachthof-Mitarbeiter sind Einheimische

„Wir haben auch viele Nationalitäten, aber alle sind im Tarifvertrag. Die meisten sind Dänen, etwa 70 Prozent, gefolgt von Polen mit 15 Prozent, das sind aber nur grobe Schätzungen, und dann haben wir zwischen fünf und zehn Prozent deutsche Gastarbeiter. Auch Rumänen und Bulgaren gibt es.“ Ein weiterer wichtiger Punkt seien die besseren Unterkünfte für dänische Fleischarbeiter. Mit den Unterbringungen der Arbeiter haben die dänischen Unternehmen nichts zu tun.

Das Problem in Deutschland nennt sich „warme Betten“

Es geht etwa nicht in Dänemark, dass man als direkt bei der dänischen Fleischfirma angestellter Arbeitnehmer verpflichtet ist, in irgendeiner Baracke zu wohnen mit vielen anderen und dann dafür auch noch einen Lohnabzug vom Mindestlohn für Unterkunft bekommt. Jensen hat den Eindruck, dass die Gastarbeiter in Deutschland beengter wohnen, sich etwa das gleiche Bett teilen und dann unterschiedliche Schichten annehmen. „Man sagt ja dort: Ich bekomme immer ein warmes Bett, weil der Kollege aufsteht und zum Schlachthof geht, wenn du dich ins gleiche noch warme Bett schlafen legst“, betont Jensen. „Da wird dann auch Corona übertragen.“

In Dänemarks Fleischindustrie gebe es diese „warmen Betten“ nicht: „Wir haben eine maximale Arbeitszeit von nur 7,5 Stunden am Tag, Arbeitnehmer haben dann mehr Freizeit und wollen auch deshalb besser wohnen, als wenn sie nur zum Schlafen nach Hause kommen wie nach den langen Schichten in Deutschland“, sagt Jensen.

Angst der deutschen Billigarbeiter eine der Ursachen

Ein weiterer Punkt seien die hohen dänischen Hygienestandards mit Arbeitsschutzausrüstung, die schon lange vor der Viruspandemie so bestanden hätten. Seit dem Corona-Ausbruch wurde der Abstand zwischen den Arbeitern vergrößert oder sie wurden mit Plastikvorhängen isoliert. Auch die Pausen wurden gestaffelt, sodass immer nur sehr wenige Mitarbeiter auf größerem Raum Pause machen können. Jensen vermutet, dass in Deutschland bei den jüngsten Masseninfektionen mehrere ungünstige Faktoren zusammengekommen seien: „Ich denke, vor allem die Angst der Mitarbeiter vor Lohnausfall und Kündigung im Krankheitsfall ist eines der wichtigsten Probleme in Deutschland.“

Themen folgen

Die Diskussion ist geschlossen.

25.06.2020

Nicht die Schließung von Grenzen oder dergleichen haben Dänemark vor Schlimmerem bewahrt, sondern Vernunft und Pragmatismus. In Dänemark gibt es ein zentral gesteuertes Überwachungssystem von lebensmittelverarbeitenden Betrieben, vom ganz kleinen bis zum Großbetrieb. Die Betriebe werden zweimal jährlich unangemeldet auf den Kopf gestellt und je nach Prüfergebnis mit Smileys bedacht. Klingt niedlich, ist aber sehr effektiv. Die Prüfberichte müssen veröffentlicht werden – jeder kann sie nachlesen. Man kann verfolgen, was kontrolliert wurde, was beanstandet wurde und ob sich der Betrieb verbessert oder verschlechtert hat. Ich verfolge das seit langem – und es funktioniert. In Deutschland wurde so ein System durch Lobbyismus immer verhindert. Warum wohl? Weil Transparenz nicht unser Ding ist. Weil so viele Dreck am Stecken haben. Oder warum?

22.06.2020

Hier in Deutschland wird so gedacht, dass Arbeitnehmer nur Kosten verursachen und es immer Kunden gibt. Dass aber die Kunden ihr Geld meist als Arbeitnehmer verdienen wird ignoriert. Zahlt man höhere Löhne können die Kunden somit auch höhere Preise zahlen. Aber dieses Denken existiert in Deutschland nicht. Hauptsache möglichst viel Geld rauspressen und nach mir die Sintflut.

22.06.2020

Höhere Löhne, höhere Preise - so was nennt man Inflation.

22.06.2020

Hungerlöhne, Arbeitsbedingungen wie bei Tönnies, höhere Preise - so was nennt man Ausbeutung bzw. Sklavenhaltung.

22.06.2020

Man wollte diese Freizügigkeit in der EU und das in der Mitte liegende Deutschland hat diese Freizügigkeit in der EU bekommen.

Es kommen viele Menschen nach Deutschland und wir brauchen viele Jobs um die soziale Stabilität zu wahren!

Dass man nun das am Rande Europas liegende Dänemark mit seiner rigiden (sozialdemokratischen) Einwanderungspolitk und seinen häufigen Grenzkontrollen als Beispiel nennt ist schon bemerkenswert.

Die dumme Propagandamaschine läuft - ein gutes Beispiel aus dem Webauftritt des Außenministeriums:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/daenemark-node/daenemarksicherheit/211724

>> Dänemark hatte seit dem 14. März 2020 seine Grenzen geschlossen und für alle Einreisen ohne wichtige Gründe einen Einreisestopp verhängt. <<

Und jetzt wundern wir uns, dass die weniger Corona haben?





22.06.2020

"Man wollte diese Freizügigkeit in der EU und das in der Mitte liegende Deutschland hat diese Freizügigkeit in der EU bekommen."

Das hat mit dem deutschen Sub-Sub-Subunternehmer- und Werkvertragsunfug nichts zu tun.


"Und jetzt wundern wir uns, dass die weniger Corona haben?

Dänemark hat bezogen auf die Einwohnerzahl etwa so viele Corona-Infektionen und Todesopfer wie Deutschland.



22.06.2020

Das "Handelsblatt" vom 20. 5. 2020 (Pressemeldungen, als Hubertus Heil auf Grund der Corona-Ausbrüche in deutschen Schlachthöfen ein Verbot von Werkverträgen anregte) :

"Ein generelles Verbot von Werkverträgen – auch nur in einzelnen Branchen – wäre „ein höchst fragwürdiger Eingriff in die durch das Grundgesetz geschützte Berufsfreiheit“, kritisierten die Arbeitgeber. Der FDP-Abgeordnete Carl-Julius Cronenberg warnte, die geplante Neuregelung schaffe „neue Risiken wie steigende Verbraucherpreise oder die komplette Verlagerung von regionaler Wertschöpfung ins Ausland. Das trifft ungewollt auch Bauern, Fleischhandwerk und ehrliche Betriebe.“

"In der Unionsfraktion werden Stimmen laut, die vor den Folgen des von der Bundesregierung geplanten Verbots von Werkverträgen in der Fleischwirtschaft warnen. “Wir müssen hier wirklich aufpassen, dass die Fleischproduktion nicht aus Deutschland abwandert. Das hätte massive Folgen für die Landwirtschaft und wäre nicht nachhaltig”, sagte Albert Stegemann (CDU), agrarpolitischer Sprecher der Unionsfraktion im Bundestag, der “Neuen Osnabrücker Zeitung”.

Damit dürfte klar sein, woher der Gegenwind kommt.



22.06.2020

Da muß sich die deutsche Regierung mal die Frage gefallen lassen, warum hat man das üble Sub-Subunternehmertum nicht längst eingeschränkt. Man hätte längst ein Gesetz erlassen können(was auch für andere Unternehmen gültig wäre) das mindest 60 oder 70, 80 % der Mitarbeiter beim Unternehmen angestellt sein müßen, den Rest kann man wegen Schwankungen mit Leiharbeitern auffüllen, aber es mangelt am Interesse der Regierung. Jetzt ist das Geschrei groß, man kannte die Zustände längst.

22.06.2020

Danke für diesen sehr wichtigen Artikel!

Immer wieder wurde in den letzten Jahrzehnten behauptet, der internationale Wettbewerbsdruck zwinge in der deutschen Schlachtindustrie die Unternehmen zu den miesen Arbeitsbedingungen und zu den üblen Bedingungen für die Tiere.

Und jetzt erfahren wir, dass in Dänemark zwar viele Schweine gemästet werden aber das Schlachten vielfach in Deutschland erfolgt, weil in Deutschland mit Billiglöhnen und Werkverträgen die Kosten und die Schlachtpreise niedriger sind.

Raimund Kamm