Fall der erstochenen Keira (14): Angeklagter Mitschüler (15) schweigt
Der mutmaßliche Messerstecher soll Keira "tatplanmäßig" umgebracht haben, die Mutter fand ihre Tochter später blutüberströmt. Vor Gericht schweigt der 15-Jährige.
Zum Beginn des Prozesses um den gewaltsamen Tod der 14-jährigen Schülerin Keira in Berlin hat der mutmaßliche Mörder geschwiegen. "Wir haben vom Angeklagten nichts gehört", sagte Anwalt Roland Weber in einer Pause am ersten Verhandlungstag. Eine Jugendkammer des Landgerichts Berlin verhandelt den außergewöhnlichen Fall, der bundesweit Bestürzung ausgelöst hatte, seit Dienstag hinter verschlossenen Türen.
Die Öffentlichkeit ist ausgeschlossen, da der Angeklagte - ein Mitschüler von Keira - erst 15 Jahre alt ist. Die Anklage wirft ihm Mord aus niederen Beweggründen, Heimtücke und Mordlust vor, wie Gerichtssprecherin Lisa Jani sagte. Der deutsche Jugendliche soll die ein Jahr jüngere Keira mit einer Vielzahl von Messerstichen getötet haben.
Keiras Mutter Karin G. kam in Begleitung von Anwalt Weber ins Gericht. Sie ist Nebenklägerin. Weber ist auch Opferbeauftragter Berlins.
Mutmaßlicher Mörder der 14-jährigen Keira: Der angeklagte 15-Jährige verbirgt sein Gesicht
Weil eine Schöffin vereidigt wurde, war die Öffentlichkeit zu Beginn für einen kurzen Moment zugelassen. Der Angeklagte im grauen Kapuzenshirt verbarg sein Gesicht hinter einem Stück Papier.
Laut Anklage kannten sich Täter und Opfer, sie gingen auf dieselbe Schule. Der mutmaßliche Mörder sitzt seit dem 11. März in Untersuchungshaft. Der 15-Jährige soll sich am 7. März Zutritt zur Wohnung von Keira verschafft und sie dort "tatplangemäß" umgebracht haben. Die Mutter hatte ihre blutüberströmte Tochter - eine Eisschnellläuferin - in der gemeinsamen Wohnung in Berlin-Alt-Hohenschönhausen gefunden. Mediziner schafften es nicht mehr, Keira zu retten. Bei einer Verurteilung wegen Mordes droht dem Angeklagten eine Jugendstrafe von maximal zehn Jahren. Über die Hintergründe der Tat ist bislang nichts bekannt.
Karin G. hatte der Deutschen Presse-Agentur vorab gesagt, sie werde zu jedem Verhandlungstag kommen. Die Verantwortung für Keira habe nicht mit ihrem Tod aufgehört. In ihrem Leben sei nichts mehr, wie es war, sagt die 41-Jährige. "Und es gibt nichts, was es wieder gut macht. Meine Tochter bleibt tot."
Mutter Karin G. hatte in einem Gespräch in der Wohnung erzählt, dass sie hier ihrer Tochter nah sei, "hier sind die Erinnerungen an sie". In Keiras Zimmer steht der Rucksack mit den Schlittschuhen noch so da, als würde sie gleich mit dem Fahrrad zum Training starten. Auch der Helm liegt bereit. Keira trainierte beim Berliner TSC und war im Januar in ihrer Altersklasse Berliner Meisterin über 1000 sowie 1500 Meter geworden.
Keiras Mutter vor Prozess: So etwas passiert doch nur im Film
Sie sei bei vielen Wettkämpfen mit dabei gewesen, sagte die Mutter. Zusammen seien sie verreist, Paris und Rom sollten die nächsten Ziele sein. "Keira hatte mindestens 20 beste Freunde, sie kannte Hinz und Kunz mit ihrer positiven Ausstrahlung, war beliebt an ihrer Schule, wo sie nur Koko genannt wurde." Karin G. geht jeden Tag zum Friedhof, wo sie das Urnengrab immer wieder mit Lilien und Rosen schmückt.
Die Anteilnahme habe ihr Kraft und das Gefühl gegeben, mit der Trauer nicht allein zu sein, hatte Keiras Mutter in einem Brief an die Öffentlichkeit nach Keiras Tod mitgeteilt. Doch gleichzeitig habe sie erlebt: "Viele können mit dem Tod nicht umgehen, sind hilflos. Und eigentlich passiert doch so etwas Schlimmes nur im Film, aber nicht im realen Leben." (dpa)
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