Flirt-Coach über Komplimente: "Männer sind verunsichert"
Am Donnerstag ist Tag des Kompliments. Aber wie können Männer einer Frau in Zeiten von Sexismus-Debatten überhaupt noch schmeicheln? Ein Flirtcoach gibt Tipps.
Komplimente können, richtig formuliert, einen Flirt, aber auch eine Beziehung positiv beeinflussen. Davon ist Metin Sen überzeugt: Der 41-Jährige betreibt seit 2008 ein Flirt- und Motivationscenter in Augsburg. Sen hilft Männern, beim Flirten die richtigen Signale zu senden. Im Interview verrät er, worauf es bei einem guten Kompliment ankommt und was er Männern rät, die durch die "MeToo"-Debatte verunsichert sind.
Herr Sen, Komplimente gelten bei manchen Leuten als altmodisch und verstaubt. Ist es überhaupt noch zeitgemäß, jemandem ein Kompliment zu machen?
Metin Sen: Ich finde schon. In einer Welt, in der man täglich so viele schlechte Nachrichten hört, ist es doch schön, jemandem zum Beispiel zu sagen, dass er oder sie etwas gut gemacht hat.
Welche Komplimente kommen denn bei Frauen besonders gut an?
Sen: Eine Frau nur auf ihr Aussehen zu reduzieren, ist schwierig. Eine positive Charaktereigenschaft anzusprechen ist besser. Allgemein kommt gut an, wenn man sich als guter Beobachter zeigt, also etwa das Auftreten des Gegenübers positiv hervorhebt. Deswegen muss ein Kompliment auch nicht immer total spontan sein.
Empfehlen Sie auch Paaren in einer Beziehung, sich gegenseitig Komplimente zu machen?
Sen: Ich finde, gerade in Beziehungen sind Komplimente wichtig. Wenn die Beziehung zu selbstverständlich wird, führt das dazu, dass man nicht mehr glücklich ist. Wenn man ein Kompliment ernst meint, kann das für eine Beziehung sehr gut sein. Es muss auch nicht immer der Mann sein, der das Kompliment macht. Wenn ein Mann etwa besonders fürsorglich in einer Beziehung ist, sollte die Frau ihm das durchaus mitteilen.
Was macht ein gutes Kompliment überhaupt aus? Auf Anmachsprüche fährt wohl niemand mehr ab.
Sen: Wichtig ist, dass ein Kompliment auf Ehrlichkeit beruht. Man muss nicht immer so viel drum rum reden. Wenn einem Mann eine Frau gefällt, muss er nicht zu ihr sagen, „deine Schuhe gefallen mir“. Schuhe kann er auch im Schaufenster bewundern. Besser ist es, gleich zu sagen, „du bist mir aufgefallen, ich dachte, ich spreche dich mal an“.
Nach der aktuellen Sexismus-Debatte und dem Druck der "MeToo"-Bewegung scheinen viele Männer verunsichert beim Flirten. Was raten Sie ihnen?
Sen: In unseren Flirtcoachings bemerke ich häufig, dass Männer durchaus wegen der Debatte unsicherer geworden sind. Was mitunter ein Grund ist, warum wir aktuell bis Jahresmitte in diesem Bereich ausgebucht sind. Meiner Meinung nach sollten Männer aber immer noch versuchen, um die Gunst einer Frau zu buhlen, die ihnen gefällt. Sie kann ihm immer noch zu verstehen geben, dass sie kein Interesse hat. Dann kann man als Mann aber immer noch mit dem Gefühl nach Hause gehen, es wenigstens probiert zu haben. Alles andere frustriert.
Wo liegt denn die Grenze zwischen Flirt und Belästigung?
Sen: Wenn eine Frau etwa deutlich macht, dass sie einen Freund hat, sollte man nicht weiter bohren. Selbst wenn diese Aussage in manchen Fällen nicht stimmt: Sie signalisiert damit, dass sie kein Interesse hat. Männer sollten beim Flirten mutig, aber nicht respektlos sein. Wer Frauen trotz klarem „Nein“ weiter anmacht, macht sich nicht nur selbst zum Affen. Das Verhalten grenzt dann auch schon an Belästigung. Wichtig ist auch, die Signale einer Frau zu verstehen. Lächelt sie an der Bar zurück und hört sie zu, scheint sie sich zu interessieren. Das heißt aber noch lange nicht, dass sie Sex möchte. Hier gilt es, Schritt für Schritt die Grenzen auszuloten.
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