Fünf Jugendliche nach Attacke auf lesbisches Paar wieder frei
In einem Bus in London schlugen Männer auf ein lesbisches Paar ein. Fünf tatverdächtige Jugendliche sind nun nach der Festnahme gegen Kaution wieder frei.
Am Mittwoch spielten sich unglaubliche Szenen in einem Nachtbus in London ab. Eine Gruppe Männer belästigte ein lesbisches Paar nach dessen Angaben so lange, bis die Situation eskalierte.
Mit brutaler Gewalt schlugen die Angreifer auf die beiden Frauen ein. Am Ende fanden sich diese blutüberströmt und beraubt wieder. Der Polizei gelang es, die fünf Tatverdächtigen zu fassen. Nun hat sie die Jugendlichen gegen Kaution wieder freigelassen, wie Scotland Yard am Samstagabend mitteilte. Die mutmaßlichen Täter müssen sich jedoch Anfang Juli zu einem Termin melden.
Mittwochabend in London. Zwei Frauen treffen sich zum Rendezvous. Es war ein schöner Abend für Melania Geymonat und Freundin Chris. Als Transportmittel zum Zuhause von Chris in Camden Town entschied sich das Paar für den Nachtbus. In einem der berühmten roten Doppeldecker-Busse kuschelten sie verliebt auf den vorderen Plätzen des Oberdecks.
Die Turtelei wurde von einer Gruppe Männer gestört, wie Melania in einem Post auf Facebook schreibt. "Wir haben uns geküsst oder ähnliches gemacht. Der Grund, warum es die Kerle auf uns abgesehen hatten. Ich erinnere mich nicht daran, ob sie bereits da waren oder erst nach uns eingestiegen sind." Insgesamt schreibt die 28-Jährige von mindestens vier Männern.
Homophobe Gewalt: Fünf Jugendliche attackieren lesbisches Paar im Bus
"Sie begannen sich wie Hooligans zu benehmen", erinnert sich die junge Frau und berichtet weiter: "Sie forderten uns auf, uns nochmals zu küssen, damit sie es genießen können, uns dabei zuzusehen." Die Stimmung wurde immer aufgeheizter: "Sie nannten uns 'Lesben' und machten sexuelle Positionen nach." Die Lage war umso prekärer, weil kein anderer Fahrgast zugegen war. Melania versuchte die Wogen zu glätten und fing an Witze zu machen. Chris versuchte eine Finte, indem sie behauptete krank zu sein. Alle Bemühungen liefen ins Leere. Im Gegenteil: Es schien die Jungs förmlich anzustacheln.
"Sie fingen an, Münzen nach uns zu werfen und schaukelten sich immer weiter hoch." Woran sich Melania ganz genau erinnert ist, wie ihre Freundin sich mitten im Bus mit ihren Peinigern prügelt. Impulsiv springt sie ihrer Geliebten zur Seite, die gerade von drei Fremden im Gesicht blutig geschlagen wird. Als nächstes steckt auch sie Schläge ein und stürzt. Sie könne sich nicht mehr erinnern, ob sie bei Bewusstsein war oder nicht. Sie weiß, dass der Bus plötzlich stoppte, die Polizei da war, sie blutete und die Schläger sogar ihre Sachen gestohlen hatten. Eine Tasche und ein Handy fehlten.
Melania Geymonat möchte mit Post auf homophobe Gewalt aufmerksam machen
Mit ihrem Post möchte Melania die Bevölkerung aufrütteln: "Was mich am wütendsten macht ist, dass Gewalt eine allgemeine Sache geworden ist. Ich bin es leid als sexuelles Objekt gesehen zu werden, dass diese Situationen normal sind und dass homosexuelle Freunde geschlagen werden - einfach nur so." Zur Arbeit konnte sie noch nicht gehen. Zu schwer sind die körperlichen und seelischen Wunden. "Wir müssen verbale Belästigung und chauvinistische, frauenfreundliche und homophobe Gewalt aushalten, weil so etwas passiert, wenn du für dich einstehst", schreibt die 28-Jährige weiter.
Sie hofft nun auf den "LGBT Pride Month" im Juni. Solche Verbrechen sollen dort angesprochen und öffentlich gemacht werden. Melania möchte unbedingt erreichen, dass so etwas nicht mehr geschieht. Premierministerin Theresa May und Londons Bürgermeister Sadiq Khan verurteilten den Angriff scharf.
Am Samstag teilte die Polizei in London nun mit, dass inzwischen fünf Verdächtige gefasst und gegen Kaution wieder freigelassen wurden. Nach weiteren Verdächtigen werde aktuell nicht gefahndet, hieß es weiter. Die Schläger seien zwischen 15 und 18 Jahren alt. Laut Scotland Yard wird gegen sie wegen Körperverletzung und Diebstahl ermittelt. Anfang Juli müssen sich die mutmaßlichen Schläger zu einem Termin melden. (AZ)
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