Ghostwriter von Helmut Kohl soll fünf Millionen Schadensersatz zahlen
Der Rechtsstreit zwischen Altkanzler Helmut Kohl und seinem Ghostwriter Heribert Schwan geht in die nächste Runde. Nun soll Schwan fünf Millionen Euro Schadensersatz zahlen.
Der ehemalige Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) hat nun den Autor seiner Memoiren auf einen Schadensersatz in Höhe von mindestens fünf Millionen Euro verklagt. Wie die "Bild"-Zeitung meldete, beginnt der Prozess des Altkanzlers gegen seinen Ghostwriter am Donnerstag vor dem Landgericht Köln. Heribert Schwan hatte für das Buch "Vermächtnis - die Kohl-Protokolle" ausführlich mit Helmut Kohl gesprochen und Tonband-Aufnahmen gemacht. Diese hatte Kohl aber nie freigegeben.
Helmut Kohl: Heribert Schwan sollte Kohls Memoiren schreiben, ließ sich Tonbänder aber nicht freigeben
Die Höhe der Schadensersatzsumme bemesse sich an den historischen Dimensionen des Vorgangs und dem Ausmaß der versuchten Geschichtsfälschung und an dem irreparablen Schaden, argumentieren die Kohl-Anwälte dem Bericht zufolge. "Es gibt keinen vergleichbaren Fall, in dem ein langgedienter Staatsmann (...) in gleicher Weise derart hintergangen und durch Rechts- und Vertrauensbruch derart öffentlich bloßgestellt, vorgeführt und verspottet wurde", heißt es demnach in der Klageschrift.
Aus Sicht der Anwälte habe Schwan Kohl sehr hintergangen und in falscher Sicherheit gewogen. Das ginge aus einem Schreiben hervor, dass Schwan zwei Jahre vor der Veröffentlichung des Buches im Herbst 2012 an Helmut Kohl geschrieben haben. Darin steht laut Bild: "Sehr geehrter Herr Bundeskanzler, lieber Helmut Kohl, was immer Sie über meine publizistischen Aktivitäten lesen oder hören: Ich habe nicht die Absicht, ein 'Enthüllungsbuch' zu schreiben. (...) Ich werde Sie und Ihr politisches Wirken für unser Land in angemessener Weise zu würdigen wissen. Darauf können Sie sich für alle Zeit verlassen."
Schwan und sein Mitautor Tilman Jens zitieren in ihrem im Oktober 2014 erschienenen Buch den Altkanzler mit drastischen Äußerungen über frühere Weggefährten, darunter die von Kohl 1991 in sein Kabinett berufene heutige Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU). Das Buch basiert auf Gesprächen zwischen Kohl und Schwan, die der Kölner Autor als damaliger Biograf von Kohl auf Tonband mitgeschnitten hatte. Kohl hatte vor Gericht bereits ein Veröffentlichungsverbot für zahlreiche Zitate erwirkt. AZ/afp
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