
Im Namen der Queen: UK wird zum Vorreiter beim Thema Tierrechte


Bei ihrem ersten offiziellen Auftritt nach dem Tod ihres Mannes stellt Elizabeth II. ehrgeizige Regierungspläne vor. Großbritannien will beim Tierschutz vorangehen.
Katzen und Schwäne empfinden Freude; Hunde und Frösche ertragen Leid; Hühner und Salamander spüren Schmerzen oder Vergnügen: Dass Wirbeltiere Gefühle haben, wird in Großbritannien gesetzlich anerkannt. Der Umstand gelte als bewiesen für all jene Tiere, "die ein Rückenmark besitzen", hatte es vonseiten der Regierung geheißen, bevor das neue Gesetz am Dienstag in der "Queen’s Speech" vorgestellt wurde.
Es gehört zum Höhepunkt des politischen Kalenders, wenn Königin Elizabeth II. auf dem mit Gold verzierten Thron die Regierungserklärung verliest. Dieses Jahr aber war aufgrund der Corona-Pandemie vieles anders. So waren etwa weniger Politiker im House of Lords anwesend.
Die Rituale und Traditionen aber wurden weitgehend aufrechterhalten – auch wenn die Queen auf Kutsche und Krone verzichtete. Es war ihre 67. Queen’s Speech und ihr erster zeremonieller Auftritt seit der Trauerfeier nach dem Tod ihres Mannes, Prinz Philip, am 9. April. Ihre Rede stammte, wie stets, aus der Feder der Regierung. Die Monarchin ist nur so etwas wie deren Sprachrohr.
Unter anderem soll der Import von Jagdtrophäen verboten werden
Dass Wirbeltiere ein Empfindungsvermögen haben und dies in einem Gesetz verankert wird, war dabei lediglich eine der neuen Regelungen, mit denen die Regierung das Königreich zum weltweiten Vorreiter beim Thema Tierrechte machen möchte. Man wolle "den Vorteil nutzen aus unserem Status als unabhängige Nation außerhalb der EU, um beim Schutz unserer Tiere weiter zu gehen", las also die politisch unparteiische Queen im Auftrag der Downing Street vor.
Schon am Wochenende hatte Umweltminister George Eustice betont, dass viele Änderungen erst durch den Brexit möglich geworden seien. Dazu gehöre das Exportverbot für lebende Tiere, das am Dienstag ebenfalls vorgestellt wurde. Außerdem sollen die Haftstrafen für Tierquälerei von sechs Monaten auf maximal fünf Jahre steigen. Verboten ist künftig zudem sowohl der Import von Jagdtrophäen als auch die Haltung von Primaten. Und offenbar plant die Regierung auch, Pelzeinfuhren zu untersagen, sowie die Tötung von Schweinen durch Kohlendioxid-Vergasung zu beenden.

Die Regelungen, die noch vom Parlament verabschiedet werden müssen, zeigen neben der Neuausrichtung der Sozial- und der Abkehr von der Sparpolitik wie grundlegend Premier Boris Johnson seine Tory-Partei umzubauen versucht. Noch vor elf Jahren versprach die konservative Regierung ihren Wählern, die umstrittene Treibjagd auf Füchse mit Hundemeuten wieder zu legalisieren, die 2004 verboten worden war. Die Tiere mit Pferden und Hundestaffeln zu verfolgen, galt über Jahrzehnte als britische Tradition der Oberschicht und damit der klassischen Tory-Wähler. Jetzt fährt Johnsons Regierung beim Tierschutz einen entgegengesetzten Kurs. Dies sende "ein wichtiges Signal an die Welt", sagte Minister Eustice.
Charles und Camilla begleiteten Königin Elizabeth II. zur "Queen's Speech"
Prinz Charles und seine Frau Camilla hatten die Königin in den Westminster-Palast begleitet. Der Thronfolger dürfte äußerst zufrieden über die neuen Gesetze sein, denn das Thema Umweltschutz liegt ihm sehr am Herzen. Und sein Sohn, Prinz William, tritt in die Fußstapfen des Vaters. Seit Jahren schon engagiert sich der 38-jährige Royal im Kampf gegen organisierte Wilderei.
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