i
Foto: Markus Klümper, Sauerlandreporter, dpa
Foto: Markus Klümper, Sauerlandreporter, dpa

Polizeifahrzeuge vor der Synagoge in Hagen.

Hagen
17.09.2021

Hagener Synagoge: Verdächtiger wird Haftrichter vorgeführt

Der Jugendliche soll sich mit einem IS-Terroristen über das Bauen von Bomben ausgetauscht haben. Einen islamistischen Anschlagsplan auf die Synagoge in Hagen bestreitet er aber.

Der wegen mutmaßlicher Anschlagspläne auf die Hagener Synagoge festgenommene Jugendliche wird einem Haftrichter vorgeführt. Das sagte ein Sprecher der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf am Freitag auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur. Die Ermittler sehen demnach einen dringenden Tatverdacht gegen ihn und werden einen Haftbefehl beantragen.

Der 16-Jährige war wegen eines befürchteten Anschlags auf die Hagener Synagoge am Donnerstag festgenommen worden. Er hatte zugegeben, über den Messengerdienst "Telegram" Kontakt zu einem Bombenbau-Experten unterhalten zu haben, Anschlagsabsichten auf die Synagoge aber bestritten. Er war auch am Freitagmorgen noch in Polizeigewahrsam. Der Tatvorwurf: Vorbereitung einer staatsgefährdenden Gewalttat.

Der Kontaktmann soll Angehöriger des IS sein

Aus Sicherheitskreisen hieß es, es habe gute Gründe gegeben für den schnellen Zugriff der Polizei: Bei dem Kontaktmann des Jugendlichen soll es sich um einen Angehörigen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) handeln.

Der Anwalt des 16-Jährigen, Ihsan Tanyolu, rechnete allerdings mit der baldigen Freilassung seines Mandanten und ging nicht vom Erlass eines Haftbefehls aus. "Es hat sich kein Tatvorwurf erhärtet, der das rechtfertigen würde", sagte der Hagener Strafrechtler der Deutschen Presse-Agentur. Zu Einlassungen des 16-Jährigen in dessen Vernehmung wollte er sich nicht äußern.

Unterdessen laufen die Ermittlungen weiter. Mit Durchsuchungen und Festnahmen war die Polizei einem "sehr ernstzunehmenden und konkreten Hinweis" nachgegangen, dass zum höchsten jüdischen Feiertag Jom Kippur ein Anschlag auf die Hagener Synagoge gedroht habe, hatte Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul (CDU) am Donnerstag berichtet. Der Hinweis lasse auf eine "islamistisch motivierte Bedrohungslage" schließen.

Der Vater des Jugendlichen kam 2014 als Flüchtling

Der Syrer war am Donnerstag wegen des Verdachts der Vorbereitung eines Terroranschlags festgenommen worden. Durchsuchungen bei dem 16-Jährigen hatten keine Bombenbauteile zutage gefördert. Die Synagoge war bereits am Mittwochabend abgeriegelt worden. Auch dort fanden sich keine verdächtigen Gegenstände. Der Vater des 16-Jährigen war Sicherheitskreisen zufolge 2014 nach Deutschland gekommen und als Flüchtling anerkannt worden.

Es wurden elektronische Medien wie Handys und Speichermedien sichergestellt, die noch ausgewertet werden müssen. Der Vater und zwei Brüder des 16-Jährigen, die die Polizei zunächst ebenfalls in Gewahrsam genommen hatte, waren bereits am Donnerstagabend wieder auf freien Fuß gesetzt worden. Der Hinweis soll von einem ausländischen Geheimdienst an den Bundesnachrichtendienst (BND) gegangen sein. (dpa)

Wir wollen wissen, was Sie denken: Die Augsburger Allgemeine arbeitet daher mit dem Meinungsforschungsinstitut Civey zusammen. Was es mit den repräsentativen Umfragen auf sich hat und warum Sie sich registrieren sollten, lesen Sie hier.