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Hamburg
15.04.2016

Nobelbezirk Blankenese: Bewohner wehren sich gegen Asylunterkunft

Bäume oder Platz für Flüchtlinge: Was ist wichtiger? Demonstranten in Blankenese greifen symbolisch zur Säge.
2 Bilder
Bäume oder Platz für Flüchtlinge: Was ist wichtiger? Demonstranten in Blankenese greifen symbolisch zur Säge.
Foto: Axel Heimken, dpa

Blankenese, das ist für viele Porsche, Pelzmantel, ein bisschen Luxus eben. Nun soll im Villenviertel Hamburgs eine Flüchtlingsunterkunft gebaut werden. Die Anwohner laufen Sturm.

Wald gibt es hier. Viel Wald. Und leise ist es, hier, ganz im Westen von Hamburg. Manchmal ist das leise Brummen eines Motors zu hören. Die Vögel, die an diesem Frühlingstag zwitschern, aber übertönen das locker. Die Häuser, die entlang des Björnsonwegs stehen, sind mit akkuraten Vorgärten ausgestattet. Dreck und Schmutz: Fehlanzeige. Ein umgefallenes Dreirad in der Hofeinfahrt: die Ausnahme. Vorstadtidylle pur.

Asylunterkunft entzweit den Stadtteil

Blankenese. Es ist ein Stadtteil, mit dem viele nicht unbedingt Armut in Verbindung bringen. Nein, viele denken bei dem Namen eher an große Jugendstil-Villen mit ausladenden Grundstückseinfahrten, brummende Porsches und Frauen, die Pelzmäntel tragen und nachmittags mit ihren Chihuahuas Gassi gehen. An ein Nobelviertel eben.

Wäre da nicht eine Flüchtlingsunterkunft, die die Stadt Hamburg in diese Idylle setzen will – und damit einen ganzen Stadtteil entzweit. 192 Flüchtlinge sollen im Björnsonweg untergebracht werden. Bis Juli sollen am Ende der Sackgasse neun Holzpavillons entstehen. Dafür wollen die Behörden 42 Bäume im Landschaftsschutzgebiet fällen.

Vergangene Woche rücken in aller Früh Bagger und Lastwagen an. Doch die Behörde hat die Rechnung ohne die Anwohner gemacht. Rund 20 Autos versperren die Zufahrt. Keine Baumfällungen, stattdessen Trillerpfeifen-Orchester und Straßenblockade. Rückzug.

Zwei Tage später, nächster Akt. Die Gegenseite marschiert auf. Flüchtlings-Unterstützer, links orientierte Autonome, Bürger, die den Widerstand der Anwohner nicht nachvollziehen können. Mit Kettensägen wollen sie die Bäume eigenhändig fällen. Rangeleien, Streitgespräche und Polizeibeamte, die hilflos zusehen. Boulevardzeitungen schreiben vom „Kettensägen-Massaker von Blankenese“.

Plötzlich ist der Stadtteil, einst als Reichen-Siedlung bekannt, ins Gerede gekommen. Und halb Deutschland fragt sich: Was ist da passiert?

Anwohnerin: „Wir Blankeneser haben nichts gegen Flüchtlinge“

In der Schrebergarten-Siedlung direkt neben der geplanten Flüchtlingsunterkunft ist kaum jemand zu sehen. Nur ein kräftiger Mann, aschgraues Haar, Jeansjacke. Höfliches Klopfen an der Gartentür. Und die Frage nach dem Flüchtlingsheim, den Bäumen, den aufgebrachten Bürgern. Der Mann hält inne, rammt seinen Spaten in die Erde, sagt: „Sie stehen hier auf Privatbesitz.“ Dann hebt er die Hand. „Wissen Sie …“, sagt er – und winkt dann doch ab. „Ach, sollen sie doch bauen. Auf Wiedersehen!“

Ein paar Straßenecken weiter, nächster Annäherungsversuch. Eine riesige Hofeinfahrt, Videoüberwachung, meterhoher Stahlzaun mit dem Schild „Achtung: Bissiger Hund“ wie an jedem zweiten Haus hier im Viertel. Eine Frau öffnet die Tür – freundliches Lächeln, angenehme Parfümnote, Brillantohrringe. „Ich habe eigentlich keine Zeit“, sagt Beatrice Ohm.

Dann bleibt die 48-Jährige doch stehen, die Türklinke in der Hand, und redet. Weil sie das alles erklären will, das ganze Durcheinander. „Wir Blankeneser haben nichts gegen Flüchtlinge“, sagt sie. Und dass bis 2008 hier, wo die Holzpavillons geplant sind, ein Studentenwohnheim stand, in dem auch schon einmal Flüchtlinge untergebracht waren. Später wurde es abgerissen. Ihre vier Kinder hatten sich damals mit den Flüchtlingskindern angefreundet, spielten gemeinsam Fußball und verstanden sich prächtig, erzählt Beatrice Ohm. „Und das alles trotz Sprachbarrieren.“

Die Blankeneser regen sich über die Willkür der Behörden auf

Nur: Warum protestieren die Blankeneser, wenn es an dieser Stelle bereits eine Unterkunft gab? Ohm sagt, dass es gar nicht um die Flüchtlinge geht. „Es ist die Willkür der Behörden, die einfach auftauchen, ein Gebiet für Unterkünfte bestimmen und das dann umsetzen – koste es, was es wolle.“ Und dass das keiner verstehe. Weil es sonst so etwas wie ein Staatsakt sei, wenn in der Nachbarschaft ein Baum gefällt werden müsse. „Kommen die Flüchtlinge, geht das sofort.“

Es sind Begriffe, wie sie hier immer wieder fallen: Willkür, Irrsinn, Bürokratie. Viele Bürger rund um das geplante Areal beschweren sich, dass die Behörden die Baumfällungen auf die Schnelle durchsetzen wollten und dafür geltende Umweltbestimmungen missachtet wurden.

Fragen an die zuständige Behörde. Normalerweise wäre das Bezirksamt zuständig. Doch die Stadt Hamburg hat reagiert angesichts von 22.299 Migranten, die im vergangenen Jahr in die Stadt gekommen sind. Inzwischen ist der „Zentrale Koordinierungsstab Flüchtlinge“ für das Thema zuständig. Christiane Kuhrt ist eine von über 80 Mitarbeitern. In einem Backsteingebäude in der Nähe des Hauptbahnhofs arbeitet sie Presseanfragen aus der ganzen Welt ab. Sie redet schnell, aber auf den Punkt genau.

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Hat die Stadt Hamburg Umweltbestimmungen missachtet?

Also, hat die Stadt Umweltbestimmungen missachtet? „Die Maßnahmen waren alle beantragt und genehmigt. Es gab für die Baumfällungen eine Erlaubnis, innerhalb einer bestimmten Frist zu fällen. Das war nicht ad hoc“, sagt Kuhrt. Mitte 2015, noch vor dem großen Flüchtlingsstrom, habe es mehrere Informationsgespräche gegeben, bei denen alle Nachbarn über die Pläne informiert wurden.

Warum aber machen die Menschen in Blankenese dann Front gegen Flüchtlinge? Kuhrt sagt: „Die Menschen mögen keine Flüchtlingsunterkünfte. Egal in welchem Stadtteil.“ Ging es hier nicht eigentlich um den Schutz von Bäumen, wie mancher Anwohner gern betont? Oder war der Umweltprotest gar nur vorgeschoben?

Christiane Kuhrt möchte nicht in der Zeitung lesen, ob sie das glaubt. Aber sie sagt, dass es da sicherlich beide Seiten gebe. Diejenigen, die die Diskussion über den Schutz der Bäume als Mittel nehmen, um ein neues Flüchtlingsheim zu verhindern, und diejenigen, die sich tatsächlich übergangen fühlen.

Fakt ist: Jetzt geht erst einmal nichts mehr. Das Verwaltungsgericht Hamburg hat die Baumfällarbeiten erst einmal gestoppt und alle Vorarbeiten für den Bau der Unterkunft untersagt. Geklagt hatte ein Anwohner, aus dessen Sicht die Baugenehmigung für das Flüchtlingsheim mit europäischem Umweltrecht kollidiert. „Die Stadt hat bei der nötigen Umweltverträglichkeits-Prüfung geschlampt“, urteilten die Richter. Die Stadt hat dagegen Beschwerde beim Oberverwaltungsgericht eingelegt, der Streit geht nun in die nächste Runde.

René Richter versteht die ganze Aufregung nicht. Er sagt: „192 Flüchtlinge in unserer Straße anzusiedeln ist überschaubar und zu bewältigen.“ Der 47-Jährige wohnt in Sichtweite der geplanten Unterkunft. Und er hat ein Zeichen gesetzt. An seinem Balkon hängt seit vergangener Woche ein bunter Banner mit der Aufschrift „Flüchtlinge willkommen“. Hier, fernab vom Trubel der Innenstadt, hätten die Flüchtlinge es gut, könnten zur Ruhe kommen. Das Einzige, was dafür fehlt, sind Spielplätze, sagt er.

Hausbesitzer sorgen sich um den Wert ihrer Immobilien

Christiane Kuhrt sieht dagegen Nachholbedarf, wenn es um so etwas wie Gerechtigkeit geht. Weil es in den Augen der städtischen Mitarbeiterin nur gerecht ist, dass auch Blankenese Flüchtlinge aufnimmt. „Ich wünsche mir entsprechende Solidarität“, sagt Kuhrt. Im Stadtteil Billstedt etwa, im Osten Hamburgs, wohnen 70.000 Menschen – und 6000 Flüchtlinge. Hier, im Villenviertel, gibt es bislang keinen einzigen Asylsuchenden.

Das finden auch in Blankenese nicht alle richtig. So wie Dieter Grewoldt, der hier am Björnsonweg mit seinem Hund spazieren geht. Grewoldt ist hier aufgewachsen, er kennt die Menschen hier. Also: Warum wehren sich so viele gegen ein kleines Flüchtlingsheim? Die Hausbesitzer in der Straße sorgten sich vor allem um den Wert ihrer Immobilien, sagt der 61-Jährige. „Das ist der wahre Grund für den Protest, nicht die Natur.“ Doch gerade weil die geplanten Pavillons hier im Grünen liegen, könne Blankenese zum idealen Ort für Integration werden, ist Grewoldt überzeugt. Er sagt: „Ich verstehe die Welt nicht mehr.“

Das mag auch daran liegen, dass die Welt in Blankenese so aussieht wie auf dem Plakat, das 500 Meter Luftlinie von der geplanten Flüchtlingsunterkunft entfernt hängt. Hier wirbt der Immobilien-Anbieter „Engel & Völkers“ mit „neugebauten Eigentumswohnungen, spektakulärem Elbblick und großzügigen Grundrissen“. Kein Problem in einem Stadtteil, in dem das Durchschnittsgehalt bei 110.000 Euro liegt und der Quadratmeterpreis für Eigentumswohnungen bei 3605 Euro.

Daneben, wenn es nach der Stadt geht, also Flüchtlings-Pavillons. Noch ist dort Wald. Viel Wald. Stille. Ein paar Spaziergänger, hier und da bellt ein Hund. Die Proteste ruhen nun bis zur Gerichtsentscheidung. „Doch wer weiß wie lange“, sagt Grewoldt. „Ich wünschte, es bleibt so friedlich, hier am Ende von Blankenese.“

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