Handlung und Kritik: Lohnt sich der Tatort aus Franken heute Abend?
Nun nimmt sich auch der Tatort aus Franken dem Thema Flüchtlinge an. Das Ergebnis: wenig Krimi, jede Menge Klischees und viel Moral. Was Sie bei "Am Ende geht man nackt" erwartet.
"Am Ende geht man nackt" heißt der neue Tatort aus Franken, der heute (20.15 Uhr, hier geht's zum Trailer) im Ersten läuft. Hier erfahren Sie, worum es geht, was bei den Kommissaren läuft - und, ob sich das Einschalten lohnt.
Handlung: Darum geht es beim Franken-Tatort heute
Während Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) mit Wanda Goldwasser (Eli Wasserscheid) und Sebastian Fleischer (Andreas Leopold Schadt) nach einem Brandanschlag auf eine Flüchtlingsunterkunft mit einer Toten in Bamberg die Ermittlungen aufnimmt, ist Felix Voss (Fabian Hinrichs) noch auf dem Rückflug aus dem Kaukasus. Dass ihn am Tatort niemand kennt, bringt ihn auf die Idee, dort verdeckt zu ermitteln.
Als tschetschenischer Flüchtling versucht er, in der Unterkunft Verbindungen aufzubauen. Es besteht der Verdacht, dass jemand das Opfer Neyla Mafany (Dayan Kodua) an der Flucht aus der brennenden Küche gehindert hat. Vorsichtig nähert sich Voss Said Gashi (Yasin El Harrouk), der unter den Flüchtlingen das Sagen hat. Mit dem jungen Syrer Basem (Mohamed Issa) verbindet ihn bald mehr: Basem vertraut ihm und weiß nicht, dass Felix nicht der ist, der er vorgibt zu sein.
Kritik: Lohnt es sich, bei "Am Ende geht man nackt" einzuschalten?
Nach dem Jägerlatein des Erfolgsduos Boerne und Thiel ist der Tatort wieder in der Realität angekommen. Wer jetzt stöhnt, „schon wieder was mit Flüchtlingen“ und sich sagt, "den schenk' ich mir", hat nicht unrecht. Dennoch lohnt sich der dritte Franken-Fall zumindest für alle Zuschauer, die keinen Toten nach dem anderen brauchen.
Dafür widmet sich „Am Ende geht man nackt“ mehr den Menschen. Die Krimi-Aspekte treten zurück zugunsten der Beobachtung der Akteure. Die Botschaft dieser Tatort-Folge ist ein schönes Plädoyer für Menschenrechte und dafür, wie der Blick auf andere Kulturen auch unser Leben bereichert. In Ordnung. Aber muss ein Macho-Kleingangster unter den Flüchtlingen auf einen jungen Deutschnationalen treffen, nur damit jeder dem jeweiligen Klischee entspricht?
In einem Zitat, das den ungewöhnlichen Titel erklärt, heißt es: „Am Ende gehen wir, so wie wir gekommen sind: Am Ende geht man nackt – das macht uns doch zu Brüdern.“ Irgendwie kommt man sich vor, als sei die Sonntagspredigt vom Morgen in den Tatort hinein verlängert worden.
Pressestimmen und Quote: Wie war die Resonanz auf den letzten Tatort?
Die Quoten-Könige aus Münster haben wieder zugeschlagen und dem Tatort den besten Wert in diesem Jahr beschert: 14,56 Millionen Zuschauer verfolgten am vergangenen Sonntagabend, wie Thiel und Boerne unter gewohnt lauten, privaten Nebengeräuschen den Mord an einem Enthüllungsjournalisten aufklären mussten. Damit verbesserten die beiden ihre bisherige Bestmarke vom September 2015, als 13,69 Millionen Zuschauer (35,5 Prozent) bei der Folge "Schwanensee" gemessen wurden. Dass die Kritiker einen eher schwächeren Auftritt des Münster-Duos sahen - geschenkt (Pressestimmen: "Völlig unplausibel. Aber witzig").
"Fangschuss", so der Titel der Episode, belegt nun Platz 5 der ewigen Tatort-Rangliste seit Beginn der gemeinsamen Quotenerfassung in Ost und West Mitte 1991. Vor dem Krimi liegen nur noch vier Fälle von Schimanski (Götz George) und dem Duo Stoever/Brockmöller (Manfred Krug und Charles Brauer), die zu Beginn der neunziger Jahre alle mehr als 15 Millionen Zuschauer vor die Bildschirme lockten. drs
Sendetermine: Das sind die kommenden Tatort-Folgen
16. April: "Preis des Lebens" (Wdh., Stuttgart)
23. April: "Wehrlos" (Wien)
30. April: "Der Tod ist unser ganzes Leben" (München)
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