Eine am Sonntag vermutlich aus einer Privatwohnung in Herne (Nordrhein-Westfalen) entwischte Giftschlange ist auch am Mittwochmorgen weiterhin nicht auffindbar. Und das trotz fieberhafter Suche von Reptilien-Experten, trotz Klebefallen und Mehl-Markierungen. Zahlreiche Mieter können nicht mehr in ihre Wohnungen - die Schlange könnte drinnen lauern.
Rund 20 Giftschlangen leben der Stadt zufolge in der Wohnung
Es gebe keine neuen Hinweise, sagte eine Sprecherin der Stadt am Mittwochmorgen. Die Einsatzkräfte gehen weiter davon aus, dass das Tier noch im Mehrfamilienhaus ist. Bei der Suche setzt die Stadt jetzt auf eine Fachfirma. Wie die Spezialisten genau vorgehen, werde im Laufe des Tages bekannt gegeben, sagte die Sprecherin. Die Experten seien in ähnlichen Fällen bereits tätig gewesen, hieß es.
Ein junger Mann soll die Kobra in einem Mehrfamilienhaus gehalten haben. Nach Angaben der Stadt Herne lebten in der Wohnung sogar rund 20 Giftschlangen. Für einen 48 Jahre alten Nachbarn steht fest: "Giftige Tiere gehören einfach nicht in Wohngegenden. Ob man sich damit auskennt oder nicht - die können immer entwischen."
Herne: Flüchtige Giftschlange ist eine Monokelkobra
Bei der Giftschlange handelt es sich nach Angaben des Schlangenexperten Roland Byner um eine Monokelkobra (wissenschaftlich Naja kaouthia) mit einem Durchmesser von geschätzten sechs Zentimetern. Sie sei in Asien heimisch und hochgiftig. Bei einem Biss bestehe Lebensgefahr, sagte der behördliche Fachberater aus Bochum.
Die Behörden schlossen am Montagnachmittag nicht aus, dass die Schlange zwischenzeitlich wieder in ihr Terrarium zurückgekehrt ist. Im Keller sei Schlangenhaut gefunden worden. Experten sollten überprüfen, ob die Haut und ein Foto der im Hausflur fotografierten Schlange zu einer der rund 20 in der Wohnung sichergestellten Schlangen passen.
30 Hausbewohner müssen wegen Kobra ihre Wohnungen verlassen
Die Sicherheitsmaßnahmen blieben vorerst bestehen, sagte Stadtsprecher Christoph Hüsken. Weiterhin durften die 30 Hausbewohner nicht in ihre Wohnungen zurück. Nachbarn im weiteren Umfeld sollten vorsichtig bleiben. Darüber, wie die Schlange womöglich in ihr Terrarium zurückgekehrt sein könnte, wollte am Montag niemand spekulieren.
Die Tiere sollten sichergestellt und abtransportiert werden. Dem Mieter werde die Haltung der Tiere bis auf Weiteres untersagt. Er habe zwar bei einem Gespräch in seiner Wohnung bestritten, dass die Schlange aus seinen Beständen stamme, sagte Hüsken weiter. Fest steht, dass in den Terrarien mehrere Kobra-Schlangen gefunden wurden. Nach Angaben der Stadt hält in dem Haus sonst kein weiterer Mieter Schlangen.
Ein 29-Jähriger, der zwischenzeitlich bei seinen Eltern untergekommen ist, sagte: "Ich finde es lächerlich, dass man in Nordrhein-Westfalen solche Viecher halten darf." Laut Stadtsprecher Hüsken ist die Haltung von Giftschlangen in NRW aber nicht verboten.
Der Deutsche Tierschutzbund kritisierte: "Giftschlangen gehören nicht in die Hände von Privatleuten." Die Organisation fordert eine Liste mit Tierarten, die problemlos gehalten werden können - Giftschlangen gehörten nicht dazu. (dpa)