Himmel blau, Essen prima: Die Postkarte wird 150 Jahre alt
Um 1900 wurden im Deutschen Reich fast eine Milliarde Postkarten verschickt. Und ja: Es gibt sie heute immer noch!
In der Nostalgie-Bundesliga spielt sie vorne mit – irgendwo zwischen Wählscheibentelefon, Lachsack, VW Käfer, Schallplatte und Käse-igel. Die Postkarte, ach ja. Weißt du noch? Generationen waren Verschicker und Empfänger. Vorne viel blauer Himmel, auf der Rückseite viele Urlaubsgrüße nach Alemania. Das Mitteilungsbedürfnis hat sich kaum verändert. Es tritt heute nur in anderer Form in Erscheinung. Handyfoto vom Ferienidyll plus kurzer Text vom geilen Strand – senden. WLAN statt Briefmarke.
Die Postkarte wird in diesem Jahr 150 Jahre alt. 1869 machte sie sich als Correspondenzkarte auf den Weg – blanko zunächst. Telefon gab’s noch nicht, Telegramme waren teuer, Briefe für einfache Mitteilungen umständlich: In dieser Lücke gedieh die Postkarte. Und wie! Als das Bildmotiv auf der Vorderseite dazukam, ging die Post so richtig ab. Die Leute setzten alles auf eine Karte – die Postkarte. Um 1900 wurden im Deutschen Reich fast eine Milliarde verschickt. Und wir Heutigen werden blass, wenn wir hören: Zustellung bis zu zehnmal am Tag. Die Postkarte wurde gesammelt, Soldaten schrieben aus dem Schützengraben, Künstler nutzten sie als Medium. Mit dem Massentourismus begann eine zweite Blüte – als Urlaubskarte. Wie ein Regentag lastete die Pflicht …
Jede einzelne Postkarte speichert Zeit und Zuwendung, die dem Adressaten gilt. Unikat, Handschrift, Authentizität. Und das Beste: Antwort wird nicht erwartet! 195 Millionen Postkarten stellte die Post 2017 noch zu. Nicht schlecht für ein Auslaufmodell.
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