Hygiene in Zeiten von Corona: Wer war Ignaz Semmelweis?
Er ging als "Retter der Mütter" in die Geschichte ein: Der Chirurg Ignaz Semmelweis revolutionierte die Hygiene in Krankenhäuser. Google widmet ihm heute ein Doodle.
In Zeiten des neuen Coronavirus wird immer wieder daraufhin gewiesen, wie wichtig es ist, die Hände zu waschen. In Krankenhäusern reicht das allerdings nicht aus. Ignaz Semmelweis war der erste Chirurg, der einen Zusammenhang zwischen Infektionen und lebenden Personen fand und daher ein striktes Desinfizieren der Hände vor jeder ärztlichen Tätigkeit empfahl. Doch wie kam er darauf und warum hat ihm Google heute ein Doodle widmet?
Der Ungarndeutsche wurde am 1. Juli 1818 in Buda geboren, denn bis 1873 war das heutige Budapest noch in zwei Städte - die andere war Pest - links und rechts der Donau unterteilt. 1844 schloss Semmelweis das Studium mit dem Magister der Geburtshilfe und im gleichen Jahr mit der Promotion zum Dr. med. ab. 1845 folgte dann die Promotion zum Chirurgen.
Google Doodle: Iganz Semmelweis und die Hygiene
Am Wiener Allgemeinen Krankenhaus erstellte er zunächst Befunde an Frauenleichen. Schon 1846 wurde er aber Assistenzarzt in der Geburtshilfe. Die Sterblichkeitsrate bei Mütter lag zwischen fünf und 15 Prozent, in anderen Kliniken sogar bei 30 Prozent. Auch war bekannt, dass in der Abteilung, in der Ärzte und Medizinstudenten arbeiteten, die durch das Kindbettfieber bedingte Sterblichkeit von Müttern nach der Entbindung wesentlich höher lag als in der zweiten Abteilung, in der Hebammenschülerinnen ausgebildet und keine Leichensektionen vorgenommen wurden.
Semmelweis wollte den Grund dafür herausfinden und untersuchte die Mütter daher noch gründlicher. Doch gerade durch diese Bemühungen stieg die Zahl der Todesfälle in seiner Abteilung noch weiter an. Nach seinen Tagebuchaufzeichnungen starben in der gesamten Klinik 36 von 208 Müttern an Kindbettfieber. Ein Kind auf die Welt zu bringen, war zu dieses Zeit also damals ebenso gefährlich wie an einer Lungenentzündung zu erkranken.
Als ein Freund von ihm bei einer Leichensektion von einem Studenten mit eine Skalpell verletzt worden war und später an einer ähnlichen Krankheit wie dem Kindbettfieber starb, stellte Semmelweis einen Zusammenhang fest: Die Mediziner und die Studenten führten täglich klinische Sektionen an den Leichen der Patientinnen durch, die zuvor am Kindbettfieber verstorben waren. Anschließend gingen sie zu den Gebärenden und wuschen sich die Hände mit Seife oder manchmal überhaupt nicht, desinfizierten sie jedoch nicht. Mit diesen Händen untersuchten sie Frauen während der Entbindung und übertrugen Bakterien. Die Hebammenschülerinnen in der zweiten Abteilung hingegen kamen nicht mit Leichen in Berührung.
Google Doodle: Semmelweis wurde belächelt und beschimpft
In den Jahren 1847 bis 1848 fertigte er gezielt eine Studie an. Im Ergebnis dieser Studie wies Ignaz Semmelweis seine Studenten an, nach Leichensektionen die Hände und Instrumente mit Chlorlösung, später mit dem billigeren Chlorkalk zu desinfizieren. Dieses Verfahren erwies sich als eine wirkungsvolle Maßnahme. Doch seine Veröffentlichungen stießen auch auf Widerstand.
Namhafte Ärzte und auch seine Studenten hielten Sauberkeit für unnötig und wollten nicht wahrhaben, dass sie selbst die Verursacher jener Krankheit sein sollten, die sie eigentlich heilen wollten. Andere Mediziner feindeten Semmelweis sogar stark an und bezeichneten ihn als "Nestbeschmutzer". Er verlor auch seine Stelle als Assistenzarzt. Doch Semmelweis gab nicht auf und schrieb wütende Briefe an seine Widersacher und drohte, ihr Fehlverhalten zu veröffentlichen. Als er um 1865 an Depressionen litt, schrieben drei Ärzte ihn kurzerhand ohne Diagnose krank und man ließ in eine Irrenanstalt einliefern, wo er zwei Wochen später auf dubioserweise starb.
Gerade in Zeiten des Coronavirus ist es umso wichtiger auf die Hygiene hinzuweisen. Google widmet dem Chirurgen daher heute ein Doodle. In dem kurzen Video werden die einzelnen Schritten gezeigt, wie man seine Hände richtig wäscht - für den täglichen Gebrauch reicht das als Vorsichtsmaßnahme gegen das Coronavirus nämlich aus, anders als im medizinischen Betrieb. (dwo)
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