„Das ganze Rundherum ist mir einfach zu viel“
Mutter eines Kindergartenkindes und eines Grundschülers, 38, aus Berlin, die an der Twitterdebatte teilgenommen hatte und dort von anderen Frauen kritisiert wurde.
Viele Mütter auf Twitter sind furchtbare Aasgeier, die das Thema ausschlachten, um sich besser da stehen zu lassen. Auch hier (wie so oft) ging es ihnen nicht darum jemandem zuzuhören und andere Empfindungen zu akzeptieren, sondern um sofort öffentlich und in großem Maße Abstand davon zu nehmen. Interessanter Weise wurde viel mehr auf Frauen rumgehackt, die schrieben, ihre Kinder nicht zu bereuen, aber die Mutterschaft schwer finden. Es scheint für viele nicht möglich zu sein zu verstehen, dass man sehr wohl bereuen kann Mutter geworden zu sein, seine Kinder aber dennoch liebt, sie gut behandelt und nicht darüber nachdenkt sie wegzugeben. Meine Kinder lieben mich, ich liebe sie. Es ist manchmal so, wie einen falschen Job gewählt zu haben. Es passt nicht, woher soll man das wissen? Aber Gott, das ist nicht der Job, den ich nochmal wählen kann. Jetzt haben wir das gemacht, jetzt mache ich das Beste draus, deswegen sitze ich aber nicht den ganzen Tag herum und heule.
Man weiß nicht, was auf einen zukommt. Einen Scheiß weiß man vorher. Wie genau eine Geburt abläuft, oder dass du dein Kind vielleicht nicht auf die erste Minute liebst und die Muttergefühle nicht gleich hast - das sagt einem keiner.
Bei Facebook profilieren sich viele Mütter mit ihren Kindern. Wehe, es kommt jemand und sagt, das Muttersein ist nicht sein Ding. Das Mutterschaftsding hat einen Stellenwert bekommen, der nicht mehr gesund ist. Viele Frauen definieren sich über die Mutterschaft, besonders die mit ganz kleinen Kindern. Wenn die Kinder älter werden, ändert sich auch der Blickwinkel.
Ich sehe mich in erster Linie als Frau, dann als Mutter. Ich kann diese Hausmuttis nicht für voll nehmen. Es ist verlogen, wenn alle schreiben, wie schön das ist und dass sie es nicht zugeben, wenn auch mal was Scheiße läuft. Das muss einem nicht gefallen. Ich weiß nicht, woran das liegt, dass das hochstilisiert wird.
Dann sind da noch die ganzen Elternratgeber, die einen enormen Druck auf Mütter machen. Auch sonst sprechen so viele Leute mit und sagen einem, welche Vorstellung sie von Kindern haben. Dabei werden sie doch gar nicht gefragt. Mütter sollten einfach mal entspannt sein
Hier in Berlin habe ich eine krasse Tendenz festgestellt: Kinder von anderen Kindern zu beschützen. Die Kinder tragen Konflikte nicht mehr untereinander aus, sofort ist ein Erwachsener da. Auf den Spielplätzen sind inzwischen mehr Eltern als Kinder. Meiner Meinung nach sollten Eltern gar nicht mit auf einen Spielplatz dürfen – die Kinder sollen doch miteinander spielen und nicht mit erwachsenen.
Dieses ganze Rundherum ist mir echt zu viel. Das habe ich so nicht erwartet, wie viel die Meinung anderer Eltern bei uns reinspielt, was die für Erfahrungen haben, dass ich darüber nachdenke und sage: das will ich nicht. Es ist nicht mein Hauptberuf und auch nicht mein Lebensziel, nur Mutter zu sein. Wenn jemand das kann, super.
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