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"Ich liebe mein Kind, aber…"
08.05.2015

„Sie können auch der größte Schrecken sein“

Mutter von zwei erwachsenen Kindern, 52, angestellt und alleinstehend aus dem Allgäu.

Es heißt immer, Kinder sind das größte Glück der Welt – sie können auch der größte Schrecken sein. Ich liebe meine beiden Kinder, aber ob ich sie noch einmal bekommen würde? Nein. Warum? Weil sie eine so schreckliche Kindheit hatten und sie es jetzt so schwer haben. Niemand hat so eine Kindheit verdient. Ich habe zwei Söhne, die ich über alles liebe, weil es die zwei einzigen Angehörigen sind, welche ich eigentlich noch habe. Aber es wäre für alle Beteiligten die „humanere“ Lösung gewesen, wenn sie nicht geboren worden wären, denn ab da wurde das Leben gelinde ausgedrückt äußerst schwierig und ist auch jetzt noch mit tausenden schlaflosen Nächten verbunden

Ich war mit dem Vater meiner Kinder noch nicht lange zusammen, als ich schwanger wurde. Mein ältestes Kind ist einfach so passiert, trotz Pille, das kommt vor. Mein zweites Kind kam ein Jahr später. Es war ein Wunschkind, für mich zumindest. Der Vater wollte die Abtreibung. Aber das kam für mich gar nicht in Frage. Ich tat alles für meine Kinder. Drei Jahre lang schlief ich keine Nacht durch, weil sich die beiden immer gegenseitig aufschaukelten. Als wir etwa fünf Jahre zusammen waren, hatte er einen schweren Verkehrsunfall. Da stellte sich heraus, dass er schon öfter ohne Führerschein gefahren war. Er musste für sieben Monate ins Gefängnis. Ich stand mit zwei kleinen Kindern allein da. Sie fragten, wo Papa ist und wollten ihn unbedingt sehen. Was sagen sie da einem zwei- und einem dreijährigen Kind? Also nahm ich sie mit in die Haftanstalt. Das war schrecklich. Als er wieder aus dem Gefängnis rauskam, fuhr er wieder unerlaubt und wurde bei einem Unfall schwerstverletzt. Als er aus dem Koma erwachte, war er ein anderer Mann. Er wurde alkohol-, spiel- und sexsüchtig. Wir bekamen finanzielle Probleme. Seine eigene Mutter wollte von ihm nichts mehr wissen. Ich arbeitete, er passte auf die Kinder auf.

Eines Tages stand die Polizei vor unserer Tür. Der Vater meiner Kinder hatte zwei kleine Mädchen missbraucht. Er gestand die Tat. Wenig später nahm er sich das Leben.  Gesellschaftlich war ich in dem Ort unten durch, ich bekam Schuldzuweisungen, dabei hatte ich weder etwas gewusst noch etwas getan. Natürlich machte ich mir auch Vorwürfe. Warum hatte ich nicht früher etwas gemerkt? Warum war ich nicht früher gegangen? Ich ging zum Therapeuten. Meinen Kindern konnte ich nicht reinen Wein einschenken. Ich sagte ihnen, Papa war krank und verzweifelt. Sie wissen bis heute nicht die ganze Wahrheit und ich weiß nicht, ob er sich auch an ihnen vergriffen hatte.

Weil wir nicht verheiratete waren, bekam ich keine Witwenrente. Die finanziellen Probleme wurden größer. Ich arbeitete Vollzeit. Das war ein Fehler. Meine Kinder waren viel allein. Sie hatten mit acht Jahren schon einen Schlüssel. Aber ohne meine Vollzeitstelle wären wir nicht über die Runden gekommen. Der Staat half mir nicht. Beim Jugendamt kam nur der Vorschlag, ich solle die Kinder zur Adoption freigeben.  

Dann dachte ich, als sie durch die Pubertät durch waren, zum Glück ist alles gut gegangen. Das war ein Irrtum. Ab einem gewissen Zeitpunkt hat man keinen Einfluss mehr. Mein ältestes Kind wiederholt gerade die Karriere seines Vaters und es ist unerträglich ihm dabei zuzusehen. Erst fiel es durch die Lehre. Am nächsten Tag war es verschwunden und hatte alle Wertsachen gestohlen und mein Sparbuch geplündert. Es ging nicht mehr ans Telefon. Es lebt auf der Straße, hat falsche Freunde. (weint) Ich habe mein Kind total verwahrlost und ungepflegt gesehen, es war barfuß. Ich schenkte ihm Schuhe. Das wünsche ich keiner Mutter, dass sie das eigene Kind verwahrlost auf der Straße sieht. (schluchzt) Ich wandte mich an die Polizei und bat um Hilfe. Wenn das Kind volljährig ist, könne man nichts machen, war die Antwort. Es kann sein, dass es jetzt in Haft kommt, weil es auch ohne Führerschein gefahren ist. Wo soll das nur enden? Mein Kind hört mir nicht zu. Ich sagte ihm, „du machst dir dein Leben kaputt“. Die Antwort: „Da gibt es ja eine Lösung, die der Papa gewählt hat. Mein Leben ist doch eh nicht schön.“ Das hat mir einen Stich ins Herz versetzt.

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Mit meinem  jüngeren Kind habe ich noch Kontakt. Aber es fängt auch alles an und macht nichts zu Ende. Wie sein Vater. Es hat mir mal den Vorwurf gemacht: „Wenn ich in einer anderen Familie aufgewachsen wäre, hätte ich eine schönere Kindheit gehabt.“ Ich weiß, dass es Recht hat, es tut trotzdem weh. Ich hätte meinen Kindern gerne mehr geboten. Wir waren nie gemeinsam im Urlaub – ich konnte es mir einfach nicht leisten und musste Schulden abbezahlen, die noch aus der Zeit stammten, als der Vater noch lebte. Heute arbeite ich Vollzeit und habe trotzdem einen sehr minimalistischen Lebensstil. Kein Auto, keinen Computer, ich war in den letzten zwei Jahren nicht beim Friseur, ich trage keine modische Kleidung – ich kann mir das alles nicht leisten. Und bevor man sich selber etwas kauf, kauft man es den Kindern.

Ich habe das Gefühl, meine Kinder sind zwei todünglückliche Menschen, die ich auf diesen Planeten gebracht habe. Das musste nicht sein. Das belastet mich sehr. Meine Kinder haben mir vielleicht unbewusst die Schuld gegeben. Ich habe mir ja auch die Schuld gegeben Ich bin froh, dass ich sie habe. Aber ohne sie wäre mir viel Leid erspart geblieben.

Das ist jetzt das erste Mal, dass ich darüber rede. Ich habe Angst vor Unverständnis. Im Freundeskreis gibt es Paare, die sich Kinder wünschen und keine bekommen. Vor ihnen habe ich mich nicht getraut, meine Gedanken zu äußern. Ich beklage mich nicht wegen meiner nicht gemachten Karriere oder weil mein Leben nicht so schön ist. Ich schlafe nächtelang nicht, weil ich darüber nachdenke, ich habe ein Kind auf die Welt gebracht, das nicht mehr auf die Beine kommt. Ich hätte nicht gedacht, dass alles so aus dem Ruder läuft …

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