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  3. Was ist bei unseren Nachbarn los?: Im Kaffeehaus geht das Leben weiter

Was ist bei unseren Nachbarn los?
22.03.2009

Im Kaffeehaus geht das Leben weiter

Das Wiener Kaffeehaus Sperl
Foto: dpa

In Sachen Fußball sind unsere Nachbarn Kummer gewohnt. Doch dazu kommt jetzt die wirtschaftliche Misere, die am Stolz der Österreicher kratzt. Eine Spurensuche im Kaffeehaus von Mariele Schulze-Berndt

Wien. "Im Kaffeehaus sitzen die Leute, die allein sein wollen, aber dazu Gesellschaft brauchen", lautet der berühmte Satz des Wiener Feuilletonisten Alfred Polgar. Kaum jemand in der Stadt der Lipizzaner und Literaten lässt sich durch den düsteren Konjunkturhimmel vom Besuch im Kaffeehaus abhalten. Wie eh und je stehen Herr Ferdinand, der Ober, und Fräulein Mizzi, die Kellnerin, bereit, um den Gästen den kleinen Braunen oder die Melange zu servieren. Dazu vielleicht ein Stück Apfelstrudel oder Marmor-Guglhupf.

Wer das Café Sperl in der Gumpendorfer Straße im 6. Gemeindebezirk betritt, dem schallt ein freundliches "Grüüüß Gott" entgegen. Im "Sperl" sieht auch heute noch vieles aus wie bei der Gründung 1880. Der Chef steht hinter dem hölzernen Tresen und nimmt die Bestellungen für Mehlspeisen auf. Rechts auf dem großen, mit weißen Tischdecken geschützten Billardtisch liegen mehr als fünfzig Zeitungen: die Weltpresse und österreichische Blätter.

Sie alle hatten damals natürlich vom Fall Kampusch berichtet. Sie hatten vor zweieinhalb Jahren die unglaubliche Geschichte der damals 18-Jährigen erzählt, die als Kind auf dem Weg zur Schule entführt und acht Jahre lang in einem dunklen Kellerverlies bei Wien festgehalten wurde. Natascha Kampusch hatte Österreich in den Blickpunkt gerückt - lange noch, bevor der Fall Fritzl öffentlich wurde und eine erneute Diskussion über den inneren Zustand der Alpenrepublik auslöste.

Unsere österreichischen Nachbarn. In Sachen Fußball sind sie Kummer ja gewohnt. In der aktuellen Weltrangliste liegen sie abgeschlagen auf Platz 83 - weit hinter Deutschland oder Italien. Doch dazu kommt jetzt die wirtschaftliche Misere, die am Stolz der Österreicher kratzt.

An zwei anderen Billardtischen stützen sich einige Herren auf die Queues und schauen zu, wie ein Junger sich auf den nächsten Stoß konzentriert, zuerst die rote Kugel trifft und dann die weiße. Angesprochen auf die Wirtschaftskrise, sind sie leicht zu erregen - zumal, wenn es um das Verhältnis zum deutschen Finanzminister geht, der beim Bankgeheimnis mit der "Kavallerie" droht: "Steinbrück hat zu viele schlechte Western gesehen", zitiert einer den österreichischen Bundeskanzler Faymann.

Dass Deutschland mehr Einfluss in der EU hat, wurmt die Österreicher gewaltig, doch noch "ärger" finden sie: "Dass die Banker jetzt noch Boni fordern." Am Nebentisch spielt eine Runde vornehm aussehender Herren das etwas altmodische österreichische Kartenspiel Tarock. Zur Lage Österreichs angesichts der Krise in Osteuropa haben die Kartenspieler eine überraschende Meinung: "Schließlich haben wir in Osteuropa jahrelang hohe Gewinne gemacht, dann können wir jetzt nicht zur EU gehen und um Hilfe betteln", meint ein blonder Herr mit Kaschmirpullover. Jetzt, wo die Volkswirtschaften in Polen, Ungarn oder Rumänien schwächeln und damit auch die Bonität Österreichs absacken lassen.

Der Saal ist voll mit lachenden und plaudernden Gästen. Viele junge Leute, Studenten mit Laptops, aber auch einzelne Herren mit wirren Frisuren und teuren Handys sowie tratschende Freundinnen und distinguierte Damen. Mit den grauenhaften Taten des Josef Fritzl mögen sie sich nicht mehr beschäftigen. "Die Zeitungsberichte darüber sind uns allen auf die Nerven gegangen", sagt ein Bundesbeamter, der gerade das zweite Glas Leitungswasser zu seinem großen Braunen bestellt. "Es ist deppert, Fritzl für typisch österreichisch zu halten. Ihn hätte es auch in Bayern geben können."

Seine Tischnachbarin regt sich über die ausländischen Zeitungen auf, die einen Zusammenhang zwischen dem Fall Fritzl und der nicht aufgearbeiteten NS-Vergangenheit Österreichs herstellen. "Fritzl ist ein extremer Einzelfall, autoritäre Strukturen gibt es überall", sagt sie. Als das bestellte Wasser kommt, liegt der Löffel vorschriftsmäßig mit dem Gesicht nach unten. Auch wenn es heißt, die Zeit der Kaffeehausgäste, die ihre Vormittage vor einer einzigen Tasse verbringen, sei vorbei, so erstaunt es doch, wie selbstverständlich das Kulturgut Kaffeehaus immer noch zum Leben der Wiener gehört.

Die Lehrerin, die ihre Freistunden im Café verbringt, macht sich viele Gedanken über die Konjunktureinbrüche: "Ich bereite den Schulball vor. Es fällt uns jetzt viel schwerer, Sponsoren zu finden, als im letzten Jahr", berichtet sie. Aber die Vorstellung, wegen der schwächelnden Wirtschaft nicht mehr ins Kaffeehaus zu gehen, findet sie absurd, heißt es doch bei dem Kaffeehaus-Literaten Peter Altenberg: "Du hast Sorgen, sei es diese, sei es jene - ins Kaffeehaus."

Hier findet man Ruhe, hier kann man nichts falsch machen

Wen zu Hause das Kindergeschrei beim Lesen oder Schreiben stört, der findet im Kaffeehaus Ruhe. Wem es in der eigenen Wohnung zu leise ist, der kann sich hier beim Hintergrundgeräusch von Tellergeklapper, raschelndem Zeitungspapier und Gesprächen am Nebentisch entspannen. Falsch machen kann man im Kaffeehaus fast nichts.

Cocooning heißt die moderne Empfehlung für Zeiten, in denen sich die Außenwelt unfreundlich gebärdet, die Wirtschaftskrise sich zur dunklen Wolkenwand auftürmt oder alle Welt die eigene Nation für ein Volk von Verdrängern mit autoritären Familienstrukturen hält. Doch in Wien bleibt man nicht auf dem heimischen Sofa sitzen.

Egal, was passiert - in Wien geht man ins Kaffeehaus.

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