Im Prozess um Bill Cosby ringt die Jury weiter um ein Urteil
Seit Tagen diskutieren die Geschworenen in Pennsylvania darüber, ob Bill Cosby die Klägerin Andrea Constand 2004 sexuell nötigte. Muss der Fall womöglich neu verhandelt werden?
Die Jury im bisher einzigen Strafprozess gegen US-Entertainer Bill Cosby wegen sexueller Nötigung ringt weiter um ein Urteil. Auch am Donnerstag - dem vierten Tag ihrer mittlerweile rund 40-stündigen Beratungen - konnten sich die Geschworenen auf keinen Schuld- oder Freispruch für Cosby einigen. Am Freitag sollen sie weiter verhandeln, wie das Gericht in Norristown im Staat Pennsylvania mitteilte.
Zuvor hatten die fünf Frauen und sieben Männer Richter Steven O'Neill erklärt, sich nicht einigen zu können. Er forderte sie zu einem weiteren Anlauf auf, setzte dafür aber keine Frist. Löst sich das Patt nicht, endet der Prozess ergebnislos. Die Staatsanwaltschaft muss dann innerhalb von vier Monaten entscheiden, ob sie den Fall mit einer neuen Jury neu verhandeln lassen will.
O'Neill forderte die Geschworenen laut "Philadelphia Inquirer" auf, nicht zu zögern, die eigenen Ansichten nochmals zu überprüfen oder die Meinung zu ändern, sofern diese fehlerhaft sein sollte. Die Geschworenen sollten sich nicht gezwungen fühlen, ihre ehrliche Überzeugung aufzugeben. Einige der Juroren hatten nach den mehrtägigen Beratungen erschöpft gewirkt.
Bill Cosby drohen mehr als 30 Jahre Gefängnis
Es ist nicht unüblich, dass Geschworene in Strafprozessen in den USA zunächst zu keinem einstimmigen Urteil kommen, sich dann aber doch noch einig werden. Staatsanwalt Kevin Steele äußerte sich bisher nicht dazu, ob er den Fall abermals aufrollen würde. Eigentlich waren die Ermittlungen dazu bereits eingestellt worden, zudem hatten sich Constand und Cosby nach einem Zivilverfahren außergerichtlich geeinigt. Bis zu einer Neuauflage des Prozesses würde Cosby wohl auf freiem Fuß bleiben. Er hat eine Kaution von einer Million Dollar (897 000 Euro) gezahlt.
In dem Prozess geht um die Frage, ob Cosby die Klägerin Andrea Constand an einem Abend im Jahr 2004 sexuell missbraucht hat. Bei Verurteilung drohen ihm mehrere Jahre Haft. Auf jeden der drei Anklagepunkte steht eine Höchststrafe von zehn Jahren. O'Neill könnte Cosby diese im Fall einer Verurteilung aber gleichzeitig absitzen lassen und auch andere Faktoren berücksichtigen.
Cosbys Verhältnis zu den mehr als 50 weiteren Frauen, die ihm Sexualdelikte vorwerfen, sind bis auf eine Ausnahme nicht Teil des Verfahrens. Weil diese Fälle verjährt sind, kann Cosby dafür auch nicht mehr strafrechtlich belangt werden. Cosby sagte selbst nicht aus, seine Aussagen aus einem Zivilprozess von 2005 und 2006 wurden aber als Beweismittel zugelassen. Darin hatte er erklärt, der Sex mit Constand sei einvernehmlich geschehen.
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