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Tourismus
26.04.2016

Immer mehr Touristen auf Mallorca? Das gefällt nicht jedem

Im Sommer 2016 wird ein Touristen-Ansturm auf Mallorca wie noch nie zuvor.
Foto: Patrick Seeger/dpa

Auf Mallorca ist man Urlaubermassen gewöhnt. In diesem Sommer soll es aber auf der Insel so voll werden wie nie zuvor. Das bereitet vielen Einheimischen große Sorgen.

Ein Sonntag im April, strahlend blauer Himmel, Sonnenschein. Kurz nach Sa Pobla, wo die Autobahn endet und die Straße einspurig wird, beginnt der Verkehr sich zu stauen. Die Fahrt bis nach Alcúdia, die eigentlich zehn Minuten dauert, zieht sich eine Dreiviertelstunde hin. Mit jedem zu überwindenden Kreisverkehr werden die Autoschlangen länger. An einem beliebigen August-Wochenende, wenn Einheimische wie Urlauber zu Tausenden an die Strände im Nordosten pilgern, würde dieses Szenario nicht überraschen – aber um diese Jahreszeit? Bei höchstens 16 Grad Wassertemperatur? Diese Menschen müssen ein anderes Ziel haben, so viel ist schnell klar.

Dass aber offenbar alle von ihnen – so fühlt es sich zumindest an –, egal ob Mallorquiner oder Mietwagenfahrer, denselben Parkplatz ansteuern wie wir, macht die Sache fast etwas unheimlich. Ist gerade wieder eines dieser Bücher erschienen, das die Tour hinauf zur felsigen Spitze der Victoria-Landzunge als eines von 50 oder 99 oder 111 ultimativen Insel-Highlights anpreist? So sinniert das Hirn, während das Auto sinnlose Runden dreht. Oder sind das schon die ersten Vorboten der bevorstehenden Rekordsaison, die die Touristiker seit Monaten prophezeien? Sind das womöglich all die Ausweichurlauber, die eigentlich in Ägypten baden sollten, nun aber mit quietschbunten Outdoorklamotten über unsere Bergpfade spazieren? Dann wird eine Parklücke frei. Wie herrlich es riecht, nach Pinien, nach Frühling! Und dieses Wetter! Oben auf dem Aussichtsfelsen gibt es zur Belohnung ein Bocadillo mit selbst geernteten Avocados, später, unten an der Strandbar, ein kühles Bier. Das Leben ist schön – sei es doch auch den Mietwagenfahrern vergönnt.

26,4 Millionen Passagiere werden bis Ende Oktober am Flughafen erwartet

Doch dann ist da diese Zahl: 26,4 Millionen. So viele Passagiere erwartet Mallorcas Flughafen bis Ende Oktober – noch einmal 4,3 Millionen mehr als 2015. Ebenfalls ein Rekordjahr. Natürlich sind nicht alles davon Touristen, aber wenn die Inselbewohner in diesem Sommer nicht wesentlich mehr fliegen als in anderen Jahren, muss das dicke Plus zwangsläufig dem Urlauberansturm geschuldet sein. Buchungsrekorde und Overbooking-Alarm sprechen dafür. Im August soll kein einziges Hotelbett freibleiben, heißt es. Nicht alle, die in diesem Sommer nach Mallorca wollen, werden auch nach Mallorca kommen, sagte vor kurzem der Tui-Chef höchstpersönlich.

Voller als voll geht schließlich nicht. Und mit voll kennen sich die 850 000 Einwohner, die sich Mallorca zur Hauptsaison zuletzt mit 1,7 Millionen Urlaubern teilen mussten, bestens aus. Jahrelange Erfahrung hat so manchen zum Meister im Umschiffen des Massentourismus gemacht. Man geht am späten Nachmittag oder früh morgens an den Strand. Und es ist eine feste Regel: Fahre weder im Juli noch im August nach Es Trenc. In den Reiseführern ist nur das türkisblaue Wasser erwähnt, nicht aber das Verkehrschaos, das dort programmiert ist, seit die Behörden den illegal in der geschützten Dünenlandschaft errichteten Großparkplatz geschlossen haben.

An bewölkten August-Samstagen ist es ratsamer, Wäsche zu waschen und die Wohnung zu putzen, als mit dem Auto in die Innenstadt von Palma zu fahren oder gar shoppen zu gehen. Denn dieselbe Idee hat höchstwahrscheinlich auch die Hälfte der gerade auf der Insel befindlichen Urlauber, die aus allen Winkeln in die Inselhauptstadt strömen, um das schlechte Wetter für ihren „Palma-Tag“ zu nutzen. Einfallstraßen, Parkhäuser und Fußgängerzonen verstopfen dann derart, dass die Verkehrspolizei Sonderkommandos für die „operación nube“ (Operation Wolke) abstellen muss, um das Schlamassel wieder in den Griff zu bekommen, während der Einzelhandel freilich frohlockt.

Mallorca: Busse spucken Touristen im beschaulichen Bergdorf Valldemossa aus

Das Bergdorf Valldemossa zählt auf Mallorca zu einer Touristenattraktion.
Foto: Fotolia - Jo

Wer vom Tourismus lebt, lästert höchstens hinter vorgehaltener Hand über die nervigen, manchmal unfreundlichen oder manchmal viel zu knausrigen Urlaubermassen. Die beispielsweise über das pittoreske Bergdorf Valldemossa herfallen, wo einst Chopin schwer lungenkrank wurde. Geschätzte 1,2 Millionen Menschen besuchen den 2000-Seelen-Ort pro Jahr. Busse spucken sie aus, für eineinhalb, zwei Stunden, in denen sie schnell das berühmte Klavier ansehen, ein Mandeleis verspeisen und ein paar Souvenirs kaufen. Das sei der reinste Wahnsinn, soll Nadal, der Bürgermeister von Valldemossa, dem Tourismusminister von Mallorca auf der Tourismusmesse in Berlin anvertraut haben. Öffentlich hingegen kann man so etwas unmöglich laut aussprechen. Noch nicht einmal jetzt, unter der neuen Linksregierung, die den Tourismus verträglicher für Umwelt und Bevölkerung gestalten will, damit sich das Milliardengeschäft endlich in mehr Wohlstand niederschlägt – und zwar für alle, nicht nur für die großen Hotelketten, hinter denen teils immer noch alteingesessene Familiendynastien stecken. Namen wie Fluxá und Escarrer riechen förmlich nach Reichtum. Auch Barceló, aber davon gibt es viele. Biel Barceló, der Tourismusminister, ist deshalb kein geborener Hotelerbe, sondern der Sohn eines einfachen Hotelangestellten – der dem Filius dank seiner ehrlicher Hände Arbeit aber immerhin ein Studium ermöglichen konnte. In letzter Zeit erzählt der Minister das gern auch mal in Interviews – um zu untermauern, dass er keinesfalls tourismusfeindlich eingestellt ist. Als ein Halbstarker kürzlich des Nächtens „Tourist go home“ – oder „Touristen sind Terroristen“-Parolen an Palmas Altstadt-Fassaden schmierte, war schnell Schadensbegrenzung gefragt. Natürlich wollen wir die Urlauber, versichern die Politiker seitdem nachdrücklich, sobald ein ausländischer Reporter auftaucht. Die ganze Insel lebe schließlich von ihnen, sie dürfen, nein müssen auch weiterhin kommen.

Doch der Grat ist schmal – vor allem für einen wie Biel Barceló, der als Chef einer linken Öko-Partei an die Macht gekommen ist. Mehr Urlauber sollten es eigentlich nicht mehr werden, das weiß er. Aber, nun ja, eigentlich auch nicht weniger. Die Touristensteuer, mit deren Einführung zum 1. Juli er ein zentrales Wahlversprechen gegen den Widerstand der mächtigen Hoteliers eingelöst hat, macht ihn einerseits zum Helden – andererseits zum Feind so manches deutschen Reiseveranstalters, der um die Wettbewerbsfähigkeit der Insel fürchtet und die neue Abgabe als den reinsten Affront interpretiert. Die Einnahmen werden in den Umweltschutz fließen oder in Projekte für nachhaltigen Tourismus. Das zumindest ist die Theorie – die längst weit übers linke Öko-Lager hinaus für gut befunden wird. Die Meinung, dass in der Tourismuspolitik ein Umdenken einsetzen muss, wird immer mehr zum Konsens.

Die Horrormeldung von Wasserknappheit auf Mallorca scheint vorerst entschärft

Und deshalb stehen schon mal 5000 Menschen an einem Wintersonntag früh morgens auf, um im Küstenörtchen Son Serra eine Menschenkette zu bilden – gegen die Pläne der Gemeinde, am dortigen Strand 100 kostenpflichtige Liegen, 50 Schirme und eine kleine Strandbar aufzustellen. Das wäre absolut harmlos verglichen mit anderen Orten, aber nein, es reicht, so der Tenor. Einer der letzten unberührten Strände soll so bleiben, wie er ist, finden die Bürger. Man müsse ja nicht aus jedem Flecken Insel Profit schlagen. Doch um zu erkennen, dass die Ressourcen der Insel am Limit sind, muss man kein Umweltaktivist sein. Weil es im vergangenen Winter so wenig geregnet hat wie seit vielen Jahren nicht mehr, geben die beiden großen Stauseen in der Tramuntana, die zwischenzeitlich nur mehr zu einem Viertel mit Wasser gefüllt waren, ein klägliches Bild ab. Um das weitere Absinken des Grundwasserspiegels zu verhindern, musste die Regierung mehrere seit Jahren im Dornröschenschlaf befindliche Entsalzungsanlagen in Betrieb nehmen – wobei das den durchaus positiven Nebeneffekt hat, dass die Dinger, die man während der fetten Jahre für teuer Geld unbedingt bauen musste, nun endlich mal genutzt werden.

Die Horrormeldung, im Hochsommer könnte angesichts der zu erwartenden Urlaubermillionen das Wasser knapp werden, scheint damit vorerst entschärft. Dabei sind eigentlich gar nicht mal die Massen an Pauschalurlaubern in ihren Bettenburgen das Problem. Die verbrauchen, wie der deutsche Wissenschaftler Thomas Schmitt in seiner Studie „Ballermann war besser“ schon vor Jahren nachgewiesen hat, wesentlich weniger Wasser als die ach-so-hoch angesehenen Qualitätstouristen – die in Fincas absteigen mit riesigen Pools und Gärten, die im Sommer ganze Tanklasterladungen verschlingen. Und von dort fahren sie auch gerne mal zu einem der über 20 Golfplätze der Insel, um einem Sport mit besorgniserregend hohem Wasser- und Düngemittelbedarf nachzugehen.

Die Mietpreise vor allem in Palmas Altstadt sind in derart fantastische Höhen gestiegen, dass ein Einheimischer mit Durchschnittslohn sie kaum mehr bezahlen kann. Schuld sind zum einen die oftmals ausländischen Investoren, die heruntergekommene Gebäude in schicke Apartments oder Luxuswohnungen verwandeln. Die meisten davon sind schnell verkauft – an Deutsche, Briten und Skandinavier. Dem ehemaligen Rotlicht- und Drogenviertel der Stadt bekommt das natürlich gut. Hier ist es wieder schön, hier geht man wieder aus – und hier fühlt man sich langsam wie im Museum, kritisiert so mancher Einheimische, dem die Rollkoffer ziehenden Touristen allmählich auf die Nerven gehen. Zum anderen, da gibt es nichts zu leugnen, haben längst auch zahlreiche Mallorquiner Airbnb oder Homeaway für sich entdeckt. Jeder, der eine Wohnung oder auch nur ein Zimmer übrig hat, versucht, dort Touristen einzuquartieren. In Zeiten hoher Arbeitslosigkeit kann es auch mal vorkommen, dass man mit Mitte 30 wieder bei Mutti oder Omi einzieht, während die eigene Bude dank zahlkräftiger Urlauber zumindest zur Hauptsaison ein Vielfaches der Miete abwirft. Doch trägt die neue Branche immer absurdere Früchte, manche Wohnungsanzeige wirkt fast schon unmoralisch. Für 450 Euro im Monat gebe es zehn Quadratmeter mit Nasszelle und Kochnische, hieß es letztens in einer Annonce. Dazu der freundliche Hinweis, dass die Schlafkoje höchstens 1,75 Meter großen Zeitgenossen Platz bietet.

Es ist wieder Sonntag, immer noch April. Es ist ein bisschen bewölkt, aber für ein Frühstück am Strand reicht es allemal. Wir fahren Richtung Alcúdia, und dann runter nach Son Serra, wo die Einheimischen angeln und die ersten Urlauber ihren Morgenspaziergang machen. Wie herrlich es riecht, nach Meer, fast schon nach Sommer.

*Die Autorin lebt auf der Insel und ist Redakteurin der „Mallorca-Zeitung“

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