Besitzerin von Alpaka Geronimo: „Darüber werde ich nie hinwegkommen“
Nach der Keulung des Alpakas Geronimo spricht Besitzerin Helen MacDonald über ihren Verlust und ihren gewaltigen Zorn.
Frau MacDonald, vor zwei Wochen wurde Ihr Alpaka Geronimo von Tierärzten in Begleitung der Polizei abgeholt und dann getötet, weil er angeblich Rindertuberkulose hatte. Wie geht es Ihnen jetzt?
Helen MacDonald: Ich bekomme die Bilder nicht aus meinem Kopf, darüber werde ich nie hinwegkommen. Die Tierärzte wussten nicht einmal, wie man ihm einen Halfter anlegt und drängten ihn brutal in die Box. Es ist schrecklich, dass ich nicht genau weiß, wie er gestorben ist und wo genau sie ihn hingebracht haben. Es war einfach so unnötig.
Das Landwirtschaftsministerium behauptet weiterhin, dass Geronimo Rindertuberkulose hatte.
MacDonald: Ja, aber sie haben seit seiner Tötung nach wie vor keinen Beweis dafür vorgelegt, keinen einzigen. Es gibt keinen Laborbefund, der dies belegt. Es sind bloße Behauptungen.
Sie haben vier Jahre lang für das Leben von Geronimo gekämpft. Wie kam es dazu?
MacDonald: Damals kam der Verdacht auf, dass Geronimo Rindertuberkulose hat. Herausgefunden hatte man dies durch Hauttests, die jedoch wenig zuverlässig sind. Ich wollte dann gerichtlich erwirken, dass ein Bluttest gemacht wird. So wollte ich beweisen, dass er gesund ist. Dies hat man mir jedoch immer wieder verwehrt.
Das Ministerium entgegnet, dass sie sich an die wissenschaftlichen Beweise halten und Tiere töten müssen, die positiv auf Rindertuberkulose getestet worden sind.
MacDonald: Ich sage ja auch nicht, dass diese Krankheit kein Problem darstellt. Es ist ein großes Problem. In Großbritannien werden jährlich zehntausende Tiere getötet, um nach Ausbrüchen eine Weiterverbreitung zu verhindern. Aber erstens hatte Geronimo ja gar keine Rindertuberkulose und zweitens gibt es Alternativen: bessere Tests zum Beispiel – oder auch die Isolation der Tiere.
Das Schicksal von Geronimo bewegt Menschen auf der ganzen Welt. Wie drücken diese ihre Anteilnahme aus?
MacDonald: Die Bestürzung über das, was passiert ist, ist groß. Viele Menschen schicken mir E-Mails und Briefe, in denen sie beschreiben, wie traurig sie sind. Manche senden Blumen, andere Geld. Kinder malen Bilder von Geronimo – und das, obwohl er jetzt tot ist.
Wie erklären Sie sich das?
MacDonald: Ich glaube, dass seine Geschichte die Menschen gerade in Zeiten der Pandemie besonders berührt hat. Zudem sind Alpakas sehr süße Tiere. So wurde er zu einer Art „Posterboy“ für meinen Kampf gegen die Behörden und erhielt immer mehr mediale Aufmerksamkeit.
Bis er vor laufenden Kameras von den Behörden abgeholt wurde.
MacDonald: Ich glaube, dass man damit öffentlich zeigen wollte, dass man sich besser nicht mit dem Landwirtschaftsministerium anlegen sollte. Dabei hätte dieses Land gute Nachrichten in diesen düsteren Zeiten gut gebrauchen können. Sie hätten sagen können: Wir töten das kleine Alpaka jetzt nicht. Wir lassen es einfach, wo es ist, sodass es keinem schaden kann.
Sie hätten Geronimo also behalten?
MacDonald: Ja, sicher. Ich hätte ihn niemals verkauft. Er hätte hier weiterleben können. Aber stattdessen haben sie ihn getötet, und jetzt muss ich die Scherben aufsammeln und mir überlegen, wie ich weitermache.
Haben Sie denn das Gefühl, dass Ihr jahrelanger Kampf nun völlig umsonst war?
MacDonald: Nein, denn so schlimm die Sache auch ist: Ich bin froh, dass Geronimo nicht in aller Stille gestorben ist. Viele Menschen haben mitbekommen, dass er ohne Grund getötet wurde. Wir haben auf ein größeres Problem aufmerksam gemacht.
Was planen Sie nun?
MacDonald: Ich brauche jetzt mal eine Pause. Langfristig müssen wir aber herausfinden, was genau mit Geronimo passiert ist. Jemand muss zur Verantwortung gezogen werden. Und für den Fall, dass auch meine verbliebenen 18 Alpakas getestet werden sollen, werde ich erneut vor Gericht ziehen.
Zur Person: Helen MacDonald ist 50 Jahre alt und betreibt die Shepherds Close Farm in Wotton-under-Edge (Großbritannien).
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