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  3. Interview: Zehn Jahre Winnenden: "Amokläufer wollen unsterblich werden"

Interview
11.03.2019

Zehn Jahre Winnenden: "Amokläufer wollen unsterblich werden"

Einschusslöcher in der Scheibe eines Autohauses in Wendlingen: Im Hof dieses Autohauses hatte der Amoklauf des Todesschützen von Winnenden vor zehn Jahren geendet.
Foto: Boris Roessler, dpa

Die Kriminologin Britta Bannenberg ist überzeugt, dass sich Bluttaten wie in Winnenden, Erfurt oder München in vielen Fällen verhindern lassen. Ein Interview.

Zum zehnten Mal jährt sich der Amoklauf von Winnenden. Die Frage an Sie als Kriminologin: Hätte man die Amokläufe von Erfurt, Winnenden und München verhindern können?

Professor Britta Bannenberg: Unsere Forschung zeigt, dass es vor jedem Amoklauf sehr intensive Anzeichen im Vorfeld gegeben hat. Die Täter haben mehrfach Sympathien für andere Amoktäter gezeigt, sich bedrohlich geäußert und sich teils jahrelang mit amerikanischen Amoktaten befasst. Das heißt: Amoktaten lassen sich verhindern – vielleicht nicht alle, aber die meisten.

Was ist das Motiv der Täter?

Bannenberg: Die Täter wollen unsterblich werden, indem sie andere töten. Sie wollen sich an allen rächen, weil sie glauben, schlecht behandelt worden zu sein. Ihre Rache ist irrational, weil sie psychisch gestört sind. Wir haben alle Amoktaten in Deutschland untersucht und festgestellt: Die Täter waren weder Mobbingopfer noch wurden sie von Gleichaltrigen drangsaliert.

Könnte ein Amoklauf wie in Winnenden heute wieder geschehen?

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Bannenberg: Das hängt davon ab, ob die Personen aus dem sozialen Umfeld des Täters, die als Erste merken, wenn sich jemand bedrohlich äußert, die Gefahr erkennen und ihr Wissen weitergeben. Viele haben Hemmungen, die Polizei, die Schulleitung oder den Chef zu informieren. Meist beruhigen sie sich selbst mit dem Gedanken: Eigentlich traue ich ihm das ja nicht zu…

Was hat sich in den vergangenen zehn Jahren verändert?

Bannenberg: Das Einsatztraining der Polizei hat sich massiv verbessert – auch aufgrund der Terrorgefahr. Da Amokläufe sehr selten sind, sinkt die Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für die Vorzeichen, die solche Taten erkennen lassen, seit Jahren.

Gibt es einen Unterschied zwischen jugendlichen und erwachsenen Amokläufern?

Bannenberg: Jugendliche sind auffälliger. Sie surfen viel im Internet, agieren unter dem Nicknamen ehemaliger Amokläufer, sind aktiver bei Ego-Shooter-Computerspielen und geben meist viele Kommentare während eines Spiels ab.

Kreidespuren zeigen den Umriss des Amokläufers Tim K. vor einem Autohaus im baden-württembergischen Wendlingen.
Foto: Ronald Wittek, dpa (Archiv)

Welche Rolle spielen Computerspiele bei Amoktaten?

Bannenberg: Spiele sind nicht die Ursache für Amoktaten. Doch bei denjenigen, die eine Tat verüben wollen, sind sie ein Verstärker ihrer Tötungsfantasien, ebenso wie Musikvideos aus der Amokszene oder Bilder von echten Tätern.

In Würzburg gab es 2016 das Axt-Attentat, als ein 17-jähriger Flüchtling mit einer Axt in einem Regionalzug wahllos auf Menschen einschlug. Gibt es Parallelen zu einem Amoklauf?

Bannenberg: In diesem Fall war es ein junger Islamist. Seine Motivation war eine andere, doch seine Persönlichkeit war mit Sicherheit eine ähnliche. Anders als Gruppentäter im terroristischen Bereich haben Einzeltäter viel Ähnlichkeit mit Amokläufern.

Ihr Lehrstuhl hat 2015 eine Hotline für bedrohliche Situationen eingerichtet. Fachleute nehmen Anrufe von Menschen entgegen, die einen Amoklauf befürchten – auch heute noch?

Bannenberg: Ja. Insgesamt haben wir seit 2015 knapp 200 Anrufe aus ganz Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland entgegengenommen. Etwa 20 Prozent der Anrufer können wir beruhigen, da keine Gefahr besteht. In den meisten Fällen müssen wir aber handeln.

Was tun Sie in den Fällen, die Ihnen bedrohlich erscheinen?

Bannenberg: Wir beraten, sammeln Informationen und stehen im Austausch mit den jeweiligen Schulen, Behörden, Unternehmen, Agenturen für Arbeit oder den Menschen vor Ort, die mit dem mutmaßlichen Amokläufer zu tun haben. Meist wird die Polizei eingeschaltet. Wenn sich die Person schon in der Psychiatrie befindet, geht es darum, wie dort mit ihr umgegangen werden soll. Frauen, die befürchten, dass ihr Partner sie und die Kinder umbringen will, vermitteln wir an das Dezernat für häusliche Gewalt. Auch besorgte Schüler melden sich, die sich nicht trauen, zur Polizei zu gehen.

Haben Sie mit Ihrer Hotline bereits Amokläufe verhindert?

Bannenberg: Schon oft haben die Personen, um die es ging, später gestanden, dass sie einen Amoklauf geplant hatten. Einige wurden in der Psychiatrie untergebracht. Das spricht dafür, dass es wichtig war zu intervenieren.

Melden sich am Jahrestag mehr Menschen über die Hotline?

Bannenberg: Ja. Die Anrufe häufen sich aber auch, wenn in den USA ein Amoklauf stattfindet. Dann wird die Szene in Deutschland wieder aktiv. Menschen sind beunruhigt und melden sich.

Von welcher Szene sprechen Sie?

Bannenberg: Es gibt eine Szene von Amoksympathisanten und psychisch labilen Menschen, die nach spektakulären Taten entweder Sympathien für die Täter äußern oder erkennen lassen, dass sie Ähnliches vorhaben. Darüber hinaus gibt es eine Fanszene, die sich über die Taten unterhält. Die Unterstützer würden selbst keinen Amoklauf begehen, regen aber die Fantasie derjenigen an, die dazu fähig sind.

Zur Person: Prof. Britta Bannenberg, 54, ist Kriminologin an der Universität Gießen und erforscht das Thema Amokläufe.

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