Sagt Irland am Freitag bei einer Abstimmung Ja zur Homo-Ehe?
Am Freitag entscheiden die Menschen in Irland, ob schwule und lesbische Paare die gleichen Rechte bekommen wie heterosexuelle. Das Votum wird auch den Stand der Kirche zeigen.
An der Westküste Irlands in der Grafschaft Galway erregt derzeit eine mittelalterliche Burg Aufmerksamkeit. Nicht etwa wegen der langen Geschichte des Gebäudes aus dem 15. Jahrhundert, sondern aufgrund des riesigen Wandbilds, das die steinerne Außenfassade einnimmt. Eine Frau umarmt von hinten eine andere Frau – es ist eine intime Szene, die in der Umgebung von grasenden Kühen und ländlicher Idylle dargestellt wird. Und Werbung für die Ehe zwischen gleichgeschlechtlichen Paaren macht.
Kommt die Homo-Ehe im katholischen Irland?
Die Idee zu diesem Bild stammt vom Künstler Joe Caslin, der in der Hauptstadt Dublin bereits ein überdimensionales Kunstwerk an eine Häuserwand gezeichnet hat. Es zeigt ein schwules Pärchen in inniger Umarmung. Am Freitag wird die Inselbevölkerung in einem Volksentscheid über die Einführung der Homo-Ehe abstimmen – und damit über die volle rechtliche Gleichberechtigung gleichgeschlechtlicher Paare. Es wäre das erste Land, das die Homo-Ehe per Referendum einführt.
Auch wenn Schwule und Lesben in zahlreichen Ländern bereits dieses Recht genießen, etwa in Großbritannien, wäre es doch ein großer und symbolischer Erfolg für alle Befürworter der Homo-Ehe, nicht nur in der Republik, sondern weltweit. Denn das katholische Irland gilt als besonders konservativ. Die Kirche genießt traditionell einen hohen Stellenwert in der Gesellschaft, und auch deshalb wurde Homosexualität bis 1993 als Straftat eingestuft.
Iren stehen Thema Homosexualität offen gegenüber
Gut 20 Jahre später hat sich die Stimmung gewandelt. Seit 2011 gibt es die Form der eingetragenen Lebenspartnerschaft. Diese garantiert juristische Gleichbehandlung beim Erbrecht oder beim Thema Steuern. Aber zur völligen Gleichstellung könnte es erst ab Freitag kommen, wodurch Irland einen großen Schritt weiter als Deutschland wäre, wo Homosexuelle lediglich eine eingetragene Lebenspartnerschaft schließen können. Justizminister Heiko Maas (SPD) gibt zu, die Ehe für alle sei in einer Koalition mit CSU und CDU „schwer realisierbar“.
In Irland wehen an vielen Fenstern und Autos Flaggen in Regenbogenfarben. „Ja“-Unterstützer gehen von Tür zu Tür, um Unentschlossene zu überzeugen. Die konservative Regierung sowie die großen Parteien stehen fast einhellig hinter der Homo-Ehe, Ministerpräsident Enda Kenny will dafür sogar die Verfassung ändern. Es gehe um eine zivile Angelegenheit, keine religiöse.
Gegner wollen sich nicht öffentlich äußern
Doch die katholische Kirche, deren Dominanz auch aufgrund zahlreicher Skandale um Gewalt an Kindern und Missbrauchsvorfällen schwindet, lehnt die Homo-Ehe ab. In einigen Kirchen wurden in Gottesdiensten Briefe von katholischen Geistlichen verlesen, in denen sie die Anwesenden zu einem „Nein“ aufriefen. In Umfragen liegen die Befürworter der Homo-Ehe trotzdem vorn. Experten verweisen aber auf eine „leise Nein-Gruppe“, die in den Medien nicht zugeben wolle, dass sie eigentlich gegen die Homo-Ehe sei.
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