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  3. Interview: Jan Josef Liefers: "Ich finde unsere Gesellschaft zunehmend ungerecht "

Interview
14.01.2019

Jan Josef Liefers: "Ich finde unsere Gesellschaft zunehmend ungerecht "

Schauspieler Jan Josef Liefers macht auch als Rockmusiker eine gute Figur. Seit 2006 ist der 54-Jährige mit seiner Band Radio Doria regelmäßig auf Tournee.
Foto: Harald Tittel, dpa

Exklusiv Schauspieler Jan Josef Liefers spricht im Interview über Gerechtigkeit und erzählt, warum er in der DDR fast aus der Schauspielschule geflogen wäre.

Herr Liefers, am Montag sind Sie in dem Thriller „Das Totengebet“ als Berliner Rechtsanwalt Joachim Vernau zu sehen. Der hat ja in Boston studiert. Wären Sie auch gerne im Ausland zur Uni gegangen?

Jan Josef Liefers: Oh ja, damals sofort. Ich bin in der DDR groß geworden, in Dresden. Meine Schule war die 10. Polytechnische Oberschule. Wenn damals einer gekommen wäre und gefragt hätte: Sag mal Jan Josef, hast du Lust auf ein Auslandsjahr in Amerika? Wie wäre es mit Boston? Ich hätte sofort zugesagt!

Welches Verhältnis haben Sie privat zu den USA?

Liefers: Als die Mauer damals fiel, war meine erste Amtshandlung, mit meinem besten Freund und unseren zwei Fahrrädern nach Vancouver zu fliegen und von dort über Seattle bis nach Los Angeles zu radeln. Ich habe mir also die Vereinigten Staaten, zumindest die Westküste, sozusagen erstrampelt.

Noch einmal zu Ihnen privat. Sie spielen im aktuellen Film ja einen Rechtsanwalt, aber Sie haben, so heißt es, auch privat einen großen Gerechtigkeitssinn. Woher kommt der?

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Liefers: Das stammt aus meiner Kindheit, auch aus der Art, wie meine Familie mit mir umgegangen ist.

Wie gerecht ist unsere heutige Gesellschaft in Deutschland?

Liefers: Das ist eine interessante Frage für jemanden, der aus der DDR stammt, die vor allem fair und gerecht sein wollte. Aber diesem Anspruch nicht standgehalten hat.

Bedingungsloses Grundeinkommen wäre "ein großer Akt der Befreiung"

Und der Westen?

Liefers: Der hält dem auch nicht stand. Ich finde unsere Gesellschaft zunehmend ungerecht und wenig fair. Mir ist klar, dass selbst bei vorhandener Chancengleichheit nicht jeder dasselbe daraus machen würde. Meine Vorstellung von Gerechtigkeit lässt sich besser mit dem Begriff Fairness beschrieben. Fair fände ich, wenn es für die weniger Erfolgreichen nicht bergab geht, während es zugleich für die Erfolgreicheren steil bergauf geht. Die Proportionen dürfen sich nicht umkehren – in dem Sinne, dass es einigen immer besser geht, während es andere immer schlechter haben.

Wenn Sie Bundeskanzler wären und die Richtlinien der Politik vorgeben könnten: Was müsste sich ändern?

Liefers: Dann wäre mein Projekt das bedingungslose Grundeinkommen.

Warum gerade das bedingungslose Grundeinkommen?

Liefers: Es wäre ein großer Akt der Befreiung für die Gesellschaft und den Einzelnen. Jeder Mensch hätte eine Basisabsicherung, sagen wir 1500 Euro im Monat. Auf Basis dieser gleichen Möglichkeiten kann nun jeder frei entscheiden, wohin die Reise für ihn gehen soll. Leistungssportler? Biobauer? Dienstleister? Handwerker? Und wer keinen Job findet, ist deshalb kein aus dem Leistungsträger-System herausgefallener Almosenempfänger, sondern er bleibt respektierter Teil der Gemeinschaft. Ich würde Menschen mit einem Grundeinkommen ausstatten und dafür Hartz IV und den anderen Kram weglassen.

Zu DDR-Zeiten hatten Sie es nicht immer leicht. Ich habe nachgelesen, Sie wären einmal fast von der Schauspielschule geflogen, noch zu DDR-Zeiten. Was war da los?

Liefers: Ich war auf einer Veranstaltung, die mit der FDJ zu tun hatte. Dort musste man sitzen und sich unglaublich lange und hohle Reden anhören, Rechenschaftsberichte, furchtbar langweilig. Ich hatte dann einen Zettel ans Präsidium geschrieben. Darauf stand, wer ich bin, woher ich komme und dass ich die Veranstaltung furchtbar finde und jetzt lieber nach Hause gehen und ein gutes Buch lesen werde. Und wenn es dazu Fragen gäbe, wäre ich gerne bereit, die bei Gelegenheit zu beantworten.

Jan Josef Liefers stand kurz vor Rausschmiss aus Studium

Mutig, mutig.

Liefers: Eher frech. Im Präsidium saß ein ganz wichtiges ZK-Mitglied. Dieser Mann ist aus allen Wolken gefallen. Der hat dann den Rektor der Schauspielschule zu sich zitiert und ihm die Hölle heißgemacht. Ich solle umgehend aus der Schauspielschule entfernt werden. Dann musste ich trotz beginnender Ferien zurück in die menschenleere Schauspielschule und wurde dort zusammengefaltet. Der Höhepunkt dieser Szene war, dass mir der Rektor ein weißes Blatt Papier und einen Stift vor die Nase knallte. Mit den Worten, er hoffe, ich wisse, was ich jetzt zu tun habe. Dann hat er den Raum verlassen.

Und Sie?

Liefers: Ich dachte an alte Filme, in denen Offizieren nach Ehrverlust eine Waffe vorgelegt wurde, um sich zu damit erschießen. Aber Papier und Stift? Ich wusste nicht, was von mir erwartet wurde. Dann kam der Rektor wieder zurück, sah den weißen Zettel und sagte, das sei ja typisch und wie enttäuschend ich wieder sei. Selbstverständlich habe er erwartet, dass ich um meine Exmatrikulation bitte.

Haben Sie dann um die Exmatrikulation gebeten?

Liefers: Nein, ich habe geantwortet: Wenn Sie mich rausschmeißen wollen, dann müssen Sie das schon selber machen. Und dann gab es einen dieser DDR-Momente. Seine Stimmung kippte komplett ins Gegenteil. Und er sagte, meine Antwort habe ihm jetzt aber wiederum gefallen, und ich könne gehen. Damit meinte er: bleiben.

Was hätten Sie gemacht, wenn Sie geflogen wären. Tischler? Dazu hatten Sie ja eine entsprechende Lehre?

Liefers: Dann wäre ich wahrscheinlich nach Augsburg gekommen, hätte für die Puppenkiste die Kulissen gebaut. Oder so etwas in der Art.

"Lieber jeden Tag zehn verschiedene Rollen"

So aber kam alles anders und Sie kamen zum „Tatort“. Sie übernehmen aber neben dem „Tatort“ gerne andere Rollen, damit Sie nicht auf Professor Boerne festgelegt sind, oder?

Liefers: Das kann ich so unterschreiben. Vor allem, weil ich mir meinen Beruf immer sehr vielseitig vorgestellt habe. Lieber jeden Tag zehn verschiedene Rollen – als zehn Jahre lang immer dieselbe.

Irgendwie sieht man in Ihnen als „Tatort“-Zuschauer anfangs immer den Boerne. Trotzdem gelingt es Ihnen, sich in den anderen Rollen davon zu emanzipieren. Haben Sie eine spezielle Technik?

Liefers: Ach, ich mag nicht so viel über Technik oder Tricks reden. Als damals im Raum stand, eine Hauptrolle im „Tatort“ zu übernehmen, habe ich mir den Boerne genauso ausgedacht: mit Bart, mit Anzug, der Brille, dieser affektierten Art zu sprechen und so weiter. Es sollte eine sehr charakteristische Figur werden, die man auf gar keinen Fall mit einer anderen verwechseln kann. Dass so viele Menschen den Tatort Münster sehen wollen, war nicht zu ahnen. Aber alles ist möglich. Und deshalb dachte ich, ich stelle den Boerne so glasklar hin, dass er bereits von außen betrachtet nicht zu verwechseln ist mit jemand anderem.

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